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Laptop, iPhone und Co - Elektro-Händler aus Fulda warnt vor Engpässen im Weihnachtsgeschäft

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Von: Daniela Petersen

Schaffen es Smartphones wie das iPhone und Laptops unter den Weihnachtsbaum? Die Halbleiter-Krise könnte vielen Schenkenden einen Strich durch die Rechnung machen.
Schaffen es Smartphones wie das iPhone und Laptops unter den Weihnachtsbaum? Die Halbleiter-Krise könnte vielen Schenkenden einen Strich durch die Rechnung machen. (Symbolfoto) © Armin Weigel/dpa

Sie sind winzig klein und bringen doch ganze Lieferketten zum Erliegen: Mikrochips. Als zentraler Baustein aller digitalen Geräte sind sie in der Pandemie zur Mangelware geworden. Das macht sich in vielen Branchen bemerkbar. Die Elektrobranche steht vor einer besonderen Herausforderung: Das Weihnachtsgeschäft geht bald los.

Fulda - Als die Corona-Krise vor eineinhalb Jahren mit dem ersten Lockdown sichtbar wurde und sich die einen erst einmal mit Toilettenpapier eindeckten, mögen andere noch gedacht haben: Das ist doch übertrieben. So schnell wird es uns sicher an nichts mangeln. Doch jetzt, einige Monate später, zeigt sich: Es fehlt schon hier und da. Zwar sind es nicht Hygieneartikel, Essen oder Trinken, die rar werden, sondern mitunter Konsumgüter. Die Kaufkraft ist (noch) da, doch die Artikel sind es nicht. (Lesen Sie hier: Rohstoffpreise gehen durch die Decke - Was jetzt für Verkäufer teurer wird)

Das betrifft viele Bereiche: die Autoindustrie, Fahrradhersteller, aber auch die Elektrobranche. Auf das iPhone 13 pro muss man laut „Handelsblatt“ vier bis fünf Wochen warten – und das, obwohl die Smartphone-Hersteller Produkte für Apple teilweise priorisieren, wie es heißt. Ein Grund ist der Chipmangel. Monatelang wurde wegen des Lockdowns etwa in China nicht produziert. Die fehlenden Halbleiter führen auch in der Region zu Engpässen.

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„Die Lieferschwierigkeiten betreffen einige Produkte, Smartphones von Apple und Samsung, Notebooks, TV-Geräte aber auch Elektrogroßgeräte wie zum Beispiel Geschirrspüler und Waschmaschinen“, erklärt Hans-Jürgen Müller, Inhaber von Euronics XXL Müller KG (EFM) in Fulda. Die gängigsten Produkte würden produziert. Auch das iPhone 13 sei bei ihm erhältlich – derzeit allerdings nicht in jeder Ausführung.

Wie lange die Kunden auf ihre Bestellungen warten müssen, sei ganz unterschiedlich: „Das ist eine Frage der Logistik. Ich würde es nicht alleine auf die Chiphersteller beschränken. Gerade Geräte, die aus Asien kommen – oder Chips aus deren Produktion verbaut haben – brauchen momentan lange, bis sie in Deutschland oder Europa sind.“

Was sind Halbleiter?

Chips und Mikrochips bestehen aus sogenanntem Halbleitermaterial, etwa Silicium. Halbleiter sind winzig klein und haben die Fähigkeit, Strom zu leiten oder eben nicht. Das hört sich ungewöhnlich an, aber sie haben sowohl Eigenschaften von Isolatoren als auch von Leitern. Hergestellt werden sie vor allem in Taiwan, den USA, Südkorea oder China. Der größte Auftragshersteller von Halbleiter ist die Firma Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Auch in Europa gibt es mit der Firma ASML in den Niederlanden ein Halbleiterunternehmen. Allerdings hat Europa, wie auch die USA, die Fertigung von Chips größtenteils nach Asien ausgelagert, das soll sich nun ändern.

Die langen Transportzeiten sind noch ein weiteres Problem: Seit Sommer kommt es zu Containerstaus im Schiffsverkehr, die laut Experten inzwischen eine weit größere Dimension angenommen haben, als der Stau im Suez-Kanal vom Frühjahr 2021. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel schreibt, dass mittlerweile rund 9 Prozent der weltweiten Frachtkapazität in vier großen Warteschlangen vor Seehäfen in China und den USA gebunden seien.

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Ein Grund für die Entwicklung ist ein Corona-Ausbruch im verkehrsreichsten Umschlagplatz der Welt: dem chinesischen Hafen Ningbo-Zhoushan. Nachdem sich ein Hafenarbeiter trotz Impfung mit dem Virus angesteckt hatte, wurde ein wichtiges Terminal für Wochen gesperrt. Inzwischen sind alle Terminals wieder geöffnet, doch in einem Geschäft, in dem die Abläufe zeitlich exakt getaktet sind, zieht solch eine Störung einen ganzen Rattenschwanz nach sich. Eine Entspannung ist laut IfW nicht in Sicht – zumal das Weihnachtsgeschäft ansteht.

Jochen Dentel ist Geschäftsführer von Expert Ommert in Petersberg. Die Verschiebungen in den Lieferzeiten seien je nach Produkten unterschiedlich.
Jochen Dentel ist Geschäftsführer von Expert Ommert in Petersberg. Die Verschiebungen in den Lieferzeiten seien je nach Produkten unterschiedlich. © privat

„Die Situation wird sich sicherlich darauf auswirken. Gerade bei den Neubestellungen kann es zu Lieferverzögerungen kommen. Es ist daher sinnvoll, frühzeitig nach Geschenken zu schauen“, sagt Jochen Dentel, Geschäftsführer von Expert-Ommert. Sein Geschäft habe aber „gut geplant“ und sich einen gewissen Vorrat angelegt.

Jochen Müller ist Geschäftsführer bei Euronics XXL. Er glaubt nicht, dass die Politik etwas an der Halbleiter-Knappheit ändern kann.
Jochen Müller ist Geschäftsführer bei Euronics XXL. Er glaubt nicht, dass die Politik etwas an der Halbleiter-Knappheit ändern kann. © privat

Das betont auch Hans-Jürgen Müller. „Wir sind gerüstet, auch für die Black Week, die ja noch ansteht.“ Dass man jetzt schon losziehen sollte, um Geschenke zu kaufen, sei in seinen Augen noch nicht nötig. Müller rät stattdessen, die Preise zu beobachten und zum Beispiel die Werbe-Beilagen in den Zeitungen genau anzuschauen: „Wir haben da mitunter bessere Angebote als online.“

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