1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Diskotheken sind in Fulda Mangelware: Wo können junge Menschen noch feiern?

Erstellt:

Von: Suria Reiche

Schemenhafte Menschen, die in einer Disko tanzen
In den vergangenen Jahren haben viele Clubs und Diskotheken in Fulda ihre Pforten geschlossen. (Symbolbild) © Andrea Warnecke/dpa-tmn

Vor Jahren hatte man in Fulda am Wochenende die Auswahl: Zum Tanzen konnte man in den Funpark oder ins M1 gehen, auch das Kreuz veranstaltete Partys und der Musikpark vergrößerte das Angebot. Inzwischen sind die meisten Diskotheken in der Domstadt geschlossen.

Fulda - Die Altstadt von Fulda ist in der Region bekannt für ihre sehr hohe Kneipendichte. Im sagenumwobenen Bermudadreieck zwischen Karl- und Kanalstraße reihen sich zahlreiche Bars aneinander. Der Bebauungsplan Nr. 142 aus dem Jahr 2000 verbietet, dass hier weitere Immobilien als gastronomisch genutzt werden, aber Magistratspressesprecher Johannes Heller sagt, dass es in anderen Stadtgebieten immer wieder Neueröffnungen gebe – auch an Standorten, die vorher nicht gastronomisch genutzt wurden.

Fulda: Diskotheken sind Mangelware - Wo gehen junge Leute feiern?

Doch er fügt an, dass „in den vergangenen Jahren – vermutlich vor allem bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Krise und möglicherweise im Zuge derer auch durch ein verändertes Ausgehverhalten unter den Jugendlichen – mehrere Gaststätten, Schankwirtschaften, Clubs und Diskotheken ihre Pforten geschlossen haben, ohne dass sich eine ähnliche Nachnutzung gefunden hätte.“

Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Musikpark im Emaillierwerk. Nach der Corona-Pandemie sind dessen Türen geschlossen geblieben. Nachdem der Funpark in den Kaiserwiesen 2012 seine Pforten dicht gemacht hat, war der Musikpark die einzige Großraumdiskothek seiner Art in der Domstadt. Auf rund 2000 Quadratmetern haben hier an jedem Wochenende verschiedene Partys stattgefunden – und es wurde getanzt.

Wo feiern junge Menschen?

Studentin Charlotte Wenzel (24) aus Hannover:
„Ich bin zum Studieren hergezogen. Ich habe von einer Feier in Halle 8 an der Hochschule gehört, die der Fachschaftsrat zusammen mit dem ASTA organisiert hat. Das ist seit langem die erste Feier, von der ich hier höre. Was Clubs angeht, habe ich in Fulda noch nicht so viel mitbekommen.“

Student Jamaal Griffin (33) aus Coburg:
„Ich studiere in Fulda. Wenn ich hier feiern gehe, dann sind das meistens Haus- oder WG-Partys. Wir treffen uns dann also eher privat bei Freunden zuhause.“

Luis Goldbach (17) aus Flieden:
„Es gibt in Fulda den S-Club, der ist aber eher etwas für ältere Jugendliche. Ansonsten gehe ich in die Havanna-Bar, in der man sich gut mit Freunden treffen kann. Kirmes ist auch immer eine gute Option – oder natürlich eine Hausparty bei jemandem privat zuhause.“

Jenny Jahn (28) aus Fulda:
„Wenn ich abends ausgehe, dann bin ich in Kneipen unterwegs – zum Beispiel im Schöppchen, im Doppeldecker oder in der Altstadt-Kneipe. Der einzige Club in Fulda ist der S-Club, aber da mag ich die Musik einfach nicht. Ansonsten sind aktuell natürlich Fastnachtsfeiern oder später im Jahr dann Kirmes eine Feier-Gelegenheit.“

Jael Kruse (25) kommt aus Bad Nauheim und hat in Fulda gewohnt:
„Wenn ich hier in Fulda feiern gegangen bin, dann immer nur im Kreuz. Sonst gibt und gab es ja nicht wirklich viele Möglichkeiten. Ich bin dann eher mit meinen Freunden nach Frankfurt gefahren, um dort in die Clubs zu gehen.“ (jhz)

Viele Möglichkeiten, das zu tun, gibt es in der Region um die Barockstadt tatsächlich nicht mehr. Eine Umfrage unter jungen Leuten nach Ausgeh- und Tanzmöglichkeiten in Fulda fällt nüchtern aus: Die einzige Antwort: der S-Club in der Rangstraße. Mitinhaber Jens-Ole Bolik kann im Ausgehverhalten der jungen Leute keine großen Unterschiede sehen und sagt, dass der S-Club seit vielen Jahren gut besucht sei, „da hat sich auch nach der Pandemie nichts geändert“. Auch, dass im S-Club schon immer sehr viel getanzt wurde, sei gleich geblieben. „Unsere Gäste geben auf der Tanzfläche alles.“

Ob die Fuldaer mit einem neuen Mieter im geschlossenen Musikpark noch eine andere Möglichkeit bekommen, das in ihrer Stadt zu tun, will der Center-Manager des Emaillierwerks, in dem die Räume des Musikparks waren, Jeffrey Amoako, bislang nicht verraten. Fest steht: Es gibt Bewerber. Ob diese eine Diskothek eröffnen wollen, werde die Zukunft zeigen, so Amoako. Und auch, ob die Tanzwütigen, die am Wochenende etwas anderes sehen wollen als den S-Club, künftig weiterhin die Barockstadt verlassen müssen. Der Weg nach Hünfeld reicht dafür nicht: Richtig getanzt und geclubbt wird in Hünfeld schon seit Jahrzehnten nicht.

Video: Herzberg-Festival 2022: Love, Peace und gute Laune

In Mittelkalbach hingegen hat im Oktober vergangenen Jahres die Diskothek Copa neu eröffnet. Der 21-jährige Leon Günther betreibt sie zusammen mit Yannick Born. Die Diskothek war früher sehr angesagt. Vor 20 Jahren schloss sie jedoch und es gab bis zu diesem Oktober im Umkreis von Mittelkalbach keine Möglichkeit feiern und tanzen zu gehen – zumindest, wenn man Kirmes und Fastnacht außen vor lässt. Ähnlich wie in Fulda also.

Wie stellt man in der Barockstadt junge Menschen, die zur Disko keine 20 Kilometer fahren wollen, zufrieden? Und wie lockt man sie beispielsweise zum Studieren nach Fulda? Die Pressestelle der Stadt Fulda nennt das Angebot, das zum Beispiel die Jugendkulturfabrik macht: „Es gibt zum Beispiel Konzerte, das Jugendkulturfestival, Partys und Discos, Karaoke, Jamsessions und vieles anders mehr“, sagt Heller, der aber auch anmerkt, dass die Stadt nur begrenzt Einfluss auf das „privatwirtschaftlich ausgerichtete Freizeitangebot“ für junge Leute in Fulda habe.

In andere Faktoren, die die Attraktivität einer Hochschulstadt ausmachen – zum Beispiel günstiger Wohnraum, gute ÖPNV-Verbindungen, gute Radwegverbindungen, ein attraktives Kultur- und Freitzeitangebot und gute Naherholungsmöglichkeiten – habe die Stadt in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten jedoch immer wieder kräftig investiert.

Auch interessant