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40 Jahre lang verschollen: Gestohlene Statue aus Florenbergkirche taucht bei Auktion auf

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Von: Jessica Baier

Peter-Michael Auth und Georg Wiesner vom Förderverein Florenberg sowie Pfarrer Innocent Oyibo und Pfarrsekretärin Brigitte Latsch.
Sie sind froh, dass die Pietà nach 40 Jahren in die Florenbergkirche zurückkehrt (von links): Peter-Michael Auth und Georg Wiesner vom Förderverein Florenberg sowie Pfarrer Innocent Oyibo und Pfarrsekretärin Brigitte Latsch. © Jessica Vey

Wenn diese Statue ihre Geschichte erzählen könnte, wäre das spannend: Die Pietà aus der Florenbergkirche war über 40 Jahre lang verschollen. Nachdem sie 1977 gestohlen worden war, tauchte sie 2019 plötzlich bei einer Auktion in München auf.

Pilgerzell/München - Herbst 2019: Als im Pfarrhaus in Pilgerzell (Kreis Fulda) das Telefon klingelte und sich das Landeskriminalamt aus München meldete, zuckten die Damen im Büro des Pfarrers vor Schreck zusammen. Ob sie eine Pietà vermissen, fragten die Beamten. Darüber wussten Pfarrsekretärin Brigitte Latsch und Gemeindereferentin Eva-Maria Konsek nichts, erklären sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Diebstahl lag schon lange zurück – ganze 42 Jahre.

1977 hatten Unbekannte aus der Florenbergkirche sowohl die Pietà als auch den Holzdeckel samt hölzerner Statue vom Taufstein gestohlen. Die Pietà ist eine Statue aus dem 17. Jahrhundert, die Maria und den Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus zeigt. Sie gehörte seit 1802 zum Kircheninventar auf dem Florenberg und stand am linken Seitenaltar.

Fulda: Gestohlene Statue aus Florenbergkirche taucht bei Auktion auf

Die Statue hat seit dem Diebstahl mehrfach den Besitzer gewechselt, tauchte zwischendurch in Holland auf – bis die Münchener Kriminalpolizei – Abteilung Kunstraub der Pfarrgemeinde meldete: Wir haben eure Pietà gefunden. Bei dem damaligen Pfarrer Winfried Hahner war die Freude groß. Doch es war nicht so einfach, das Diebesgut zurückzubekommen.

Die Kripo musste erst einmal prüfen, ob der Diebstahl schon zu lange zurücklag. Pfarrer Hahner rief immer wieder in München an und hakte nach. Dort fristete die Pietà ihr Dasein im Büro der Staatsanwaltschaft.

Die Pietà kehrt auf den Florenberg zurück.
Die Pietà kehrt auf den Florenberg zurück. © Jessica Vey

Fast ein Jahr dauerte es. Das Fazit: Der Diebstahl galt als verjährt. Das bedeutete, die Kirche musste ihre eigene Statue zurückkaufen. Über das Auktionshaus verhandelte Pfarrer Hahner mit dem damaligen Besitzer, der wohl gar nicht wusste, dass er im Eigentum von Diebesgut war. (Lesen Sie hier: Kreuz aus Bonifatiusgruft im Dom gestohlen - Bistum: „Vorfall sehr verstörend“)

Fast 10.000 Euro musste die Pfarrgemeinde schließlich aufbringen, um die Pietà zurückzukaufen. 5000 Euro kamen allein durch private Spenden zusammen, freuen sich Dr. Georg Wiesner und Peter-Michael Auth vom Vorstand des Fördervereins Florenberg. „Vielen Menschen liegen der Florenberg und die Florenbergkirche am Herzen. Einige können sich noch an den Diebstahl in den 70er Jahren erinnern“, erklärt Auth. 3000 Euro gab das Bistum dazu.

Pontifikalamt zur Feier der Heimkehr der gestohlenen Statue

Auch der Förderverein selbst investierte 8700 Euro Vereinsgelder in den Rückkauf und in die spätere Restauration, die noch einmal 6000 Euro kostete. Nach 42 Jahren Odyssee sah die Pietà „ordentlich ramponiert“ aus, schildert Pfarrer Hahner. Die Farbe der Statue, die vermutlich aus Lindenholz geschnitzt wurde, war an vielen Stellen abgeblättert.

Jetzt erstrahlt die Statue in neuem Glanz und wird am Samstag um 17 Uhr auf der Wiese unterhalb der Florenbergkirche St. Kilian und St. Flora mit einem feierlichen Pontifikalamt von dem emeritierten Bischof Heinz Josef Algermissen gesegnet. Die Pietà steht schon seit 2020 im Pilgerzeller Pfarrbüro. Doch man wartete die Corona-Pandemie ab. Denn über eines sind sich alle Beteiligten einig: Dass die Statue nach über 40 Jahren „heimkehrt“, das muss gefeiert werden.

Der hölzerne Deckel des Taufsteins übrigens, der zusammen mit der Pietà damals gestohlen wurde, bleibt verschwunden. Aber wer weiß: Vielleicht klingelt irgendwann wieder das Telefon im Pfarrbüro: und ein Landeskriminalamt ist am Apparat.

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