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Dörfer bleiben ohne Bargeld: Raiffeisenbank schließt drei Automaten-Filialen endgültig

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Von: Hartmut Zimmermann

Die Selbstbedienungsfilialen der Raiffeisenbank im Fuldaer Land in Hainzell, Johannesberg (Foto) und Bimbach bleiben endgültig geschlossen.
Die Selbstbedienungsfilialen der Raiffeisenbank im Fuldaer Land in Hainzell, Johannesberg (Foto) und Bimbach bleiben endgültig geschlossen. © Hartmut Zimmermann

Die Raiffeisenbank im Fuldaer Land mit Sitz in Großenlüder wird ihre drei Automaten-Filialen in Bimbach, Hainzell und Johannesberg endgültig schließen. Die Bank verweist auf die Gefahr durch Automatensprenger, aber auch auf Veränderungen im Kundenverhalten.

Bimbach/Hainzell/Johannesberg - Über die endgültige Schließung informiert die Bank in einem Brief an ihre Kundinnen und Kunden. Vorstand Jürgen Bien bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Geldausgabeautomaten sowie die Kontoauszugsdrucker bis zum Ende des Monats abgebaut werden sollen. Auch in Flieden-Rückers (Kreis Fulda) werden die Geräte abgebaut. Die SB-Filialen waren bereits im Frühjahr geschlossen worden.

Fulda: Raiffeisenbank schließt drei Automaten-Filialen endgültig

Die Bank habe, um jede Gefährdung von Menschen auszuschließen, mit einer Schließung jener Automatenfilialen reagiert, in denen auch Wohnungen vorhanden sind. Das sei erforderlich gewesen, weil die Täter inzwischen fast ausschließlich Festsprengstoff einsetzten, dessen hohe Sprengkraft Stahlteile mit enormer Wucht wegschleudere. „Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die Geldausgabeautomaten nicht wieder in Betrieb zu nehmen und die SB-Stelle zu schließen“, heißt es in dem Schreiben der Bank.

Aber auch wirtschaftliche Gründe spielen eine Rolle, schreibt die Bank in ihrem Kundenbrief. Denn das Bezahlverhalten der Kunden verändere sich in Zeiten der Digitalisierung: Mehr und mehr würden dafür die Karte oder auch das Smartphone genutzt. Weil außerdem viele Menschen die Erledigung ihrer Bankangelegenheiten mit Einkäufen im nächstgrößeren Ort verbänden, kämen sie auch zu den größeren Außenstellen der Bank wie in Großenlüder und Hosenfeld.

Zudem könnten die Kunden an jedem Automaten einer Volks- oder Raiffeisenbank ohne Gebühren Geld abheben oder Auszüge drucken. Für die älteren und nicht mobilen Kundinnen und Kunden bleibe ferner die Möglichkeit, telefonisch oder per E-Mail den Bargeld-Lieferservice anzufordern, der dann tagsdrauf das Geld bringe.

Ziel der Bank sei es, die individuelle Beratung durch fachlich qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherzustellen. Die Bank bleibt mit der Hauptstelle in Großenlüder sowie den Filialen in Flieden, Haimbach und Hosenfeld in der Region präsent. (Lesen Sie hier: Das große Filialsterben beginnt: VR-Bank NordRhön plant zahlreiche Schließungen)

„Ich bedauere die Entscheidung – das ist nicht schön für die Leute hier. Aber ich kann den Schritt der Bank gerade auch wegen der Sprengungen nachvollziehen, sagt Bimbachs Ortsvorsteher Karl Süss. Der Rückzug der Bank aus dem Dorf sei Teil einer Entwicklung, die man über all beobachte. Aber immerhin gebe es den Bargeld-Service. „Zudem bieten wir hier einmal in der Woche eine Einkaufsfahrt nach Großenlüder an. Dabei ist dann auch Gelegenheit, dort Bankgeschäfte zu erledigen“, erläutert Ortsvorsteher Süß.

Video: Demo gegen Schließung von VR-Bank-Filialen

Etwas schroffer reagiert Erwin Stock. Der Johannesberger Ortsvorsteher ist hörbar sauer. „Das Schließen der SB-Filiale hat sicherlich mit den Sprengungen zu tun – auch. Aber die wirtschaftliche Seite ist doch sehr deutlich zu spüren“, findet er. Weil er im Ort dafür geworben habe, die am Ort bleibende Raiffeisenbank Fuldaer Land zu unterstützen, stehe er nun etwas blamiert da. „Gerade die alleinstehenden älteren Leute sind betroffen – das ist bitter.“ Beim Treffen der benachbarten Ortsvorsteher mit den Bankvorständen aus Großenlüder habe man deutlich gesagt, dass man den Rückzug nicht gutheiße. In der Sache habe das aber nichts geändert.

Kritik formuliert auch Bernd Schlitzer, Ortsvorsteher in Hainzell. „Es trifft gerade die Älteren, die nicht mehr so mobil sind – die müssen das ausbaden.“ Der Geldautomat mitten im Dorf und unweit der Kirche habe immer die Chance geboten, sich mit Barem zu versorgen. Auch Schlitzer und sein Kollege aus Blankenau hatten ein Gespräch mit den Vorständen, an dem auch Bürgermeister Peter Malolepszy (CDU) teilgenommen hatte. Diese seien aber von ihrer Position nicht abgerückt. „Für die Dörfer geht immer mehr verloren“, bedauert Schlitzer die Entwicklung.

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