Das hat sich gründlich geändert. Aus dem Wahrzeichen Kaliberg ist das größte Problem für die Gemeinde geworden. „Seit dem vergangenen Herbst dreht sich die Stimmung in Neuhof gegen Kali + Salz. Ich habe noch niemanden getroffen, der die K+S-Pläne verteidigt hätte“, sagt Bürgermeister Heiko Stolz (CDU).
Mehr und mehr sei klargeworden, was die von Kali + Salz geplante „Dickschichtabdeckung“ des Kalibergs für die Gemeinde bedeuten würde. Das Unternehmen will die Kalihalde mit 100 Millionen Tonnen Erdaushub und Bauschutt abdecken. Die dicke Schicht soll verhindern, dass von dem Berg weiter salzhaltige Abwasser ausgehen.
Das Problem: Bis der Berg vollständig abdeckt ist, vergehen 100 Jahre. In dieser Zeit sollen jeden Tag 150 Lastwagen und ein Güterzug voller Erde und Bauschutt nach Neuhof rollen. „Das ist unvorstellbar“, sagt Bürgermeister Stolz.
„Als klar wurde, welche Dimension die K+S-Pläne haben, sind viele zusammengezuckt: 100 Jahre Dauer, 100 Millionen Tonnen ablagern, 100 Hektar Wald vernichten – das kann man sich nicht vorstellen. Es bedeutet eine gewaltige Belastung für eine gewaltige Zeit.“
100 Jahre Arbeit unter Tage waren nötig, um den Neuhofer Kaliberg mit heute 133 Millionen Tonnen Abraum aufzutürmen. Wenn es nach Kali + Salz geht, soll der Berg in weiteren 100 Jahren mit 100 Millionen Tonnen Erdaushb und Bauschutt bedeckt werden.
In der Print-Ausgabe und dem E-Paper der Fuldaer Zeitung von Dienstag (28. Februar) finden Sie Antworten zu sechs wichtigen Fragen rund um die geplante Haldenabdeckung.
Besonders schwer sei die Situation jetzt für die 750 Mitarbeiter von K+S. „Sie stehen zu ihrem Unternehmen, aber sie wollen auch nicht, dass die Umwelt in und um Neuhof zerstört wird“, sagt der Rathauschef und fügt an: „Wir müssen es trennen: Der Bergbau bleibt wichtig für Neuhof, aber die von K+S vorgeschlagene Haldenabdeckung akzeptieren wir nicht. Wir brauchen eine neutrale Prüfung von Alternativen.“
Stolz beklagt, dass die Gemeinde Neuhof erst spät in die Planungen eingeweiht worden sei. Erst Anfang 2022 habe K+S seine Pläne vorgestellt, und da sei auch das Ausmaß noch nicht klar gewesen.
Dabei hätten sich das Land Hessen, das Unternehmen K+S und die übrigen Weseranrainer schon 2021 in einem Maßnahmenpaket auf die Dickschichtabdeckung für Neuhof geeinigt. „Informiert wurden wir darüber erst später“, kritisiert Stolz.
K+S verfolgt die Diskussion in Neuhof, aber von seinen Plänen rückt das Unternehmen nicht ab, sagt Sprecher Marcus Janz: „K+S hat die politischen Gremien und die Öffentlichkeit sehr frühzeitig über das Vorhaben informiert, die Halde abzudecken und zu begrünen. Wir nehmen die Bedenken der gemeindlichen Gremien und der Bürgerinitiative sehr ernst.“
K+S wolle auf der Basis sachlicher Argumente einen gemeinsamen Lösungsansatz finden. Ziel von K+S bleibe es, die anfallenden salzhaltigen Haldenwässer maximal zu reduzieren und dabei die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt möglichst gering zu halten. K+S trifft sich am Dienstag (28. Februar) mit Kommunalpolitikern, Umweltverbänden, Land- und Forstwirtschaft sowie der neuen Bürgerinitiative.