Neuer Fund in der Löherstraße: Archäologin präsentiert Entdeckung und äußert Vermutung

Die archäologische Zeitreise in die Unterwelt Fuldas geht weiter. Neue Funde bei Erdarbeiten in der Löherstraße zeigen nach der letzten Entdeckung im Jahr 2021 vermutlich einen noch älteren Kanal der Gerber-Abwässer aus Holz. Die Untersuchungen stehen ganz am Anfang.
Fulda - Als Dr. Joachim Lomb bei Erdarbeiten auf dem Grundstück seiner Frau Nicole hinter den Häusern der Löherstraße 44 und 46 in Fulda in einer Tiefe von drei Metern alte Holzreste entdeckte, verständigte er die Stadt- und Kreisarchäologin Milena Wingenfeld. Sie vermutet, dass unter dem vermutlich aus dem 18. Jahrhundert stammenden Kanal aus Steinplatten eine Abwasserleitung aus dem 13. Jahrhundert entdeckt wurde.
Fulda: Archäologen machen neuen Fund in der Löherstraße
Auch dieser Graben dürfte die Gerber-Abwässer zur Fulda geleitet haben. Im oberen Bereich wurden bereits Holzreste gefunden, die rund 1000 Jahre alt sind. Warum der ältere Kanal deutlich tiefer liegt, ist noch nicht geklärt. Möglicherweise sollte damit die Geruchsbelästigung für die Anwohner vermindert werden. Der Gestank der Abfälle aus Tierhäuten, die auch mit Urin bearbeitet wurden, dürfte eine olfaktorische Hölle gewesen sein, die wir heute kaum noch ertragen könnten.

Um dem neuen Fund – im Sinn des Wortes – auf den Grund zu gehen, ist zwei bis drei Meter unterhalb des schon im letzten Jahr freigelegten Kanals eine tiefe Grabungsstelle entstanden. Sie liegt hinter den vermutlich – neben dem Haus in der Friedrichstraße – ältesten gut erhaltenen Häusern der Stadt, die zur Zeit restauriert werden. Bei den Grabungen wurden auch Steine freigelegt, die offensichtlich für Bauzwecke – Häuser oder Mauern – benutzt wurden. Die gefundenen Holzreste – ein Teil liegt noch im Erdreich – werden zur Altersbestimmung dendrologisch von einem Spezialinstitut in Berlin untersucht.
Am vergangenen Mittwoch zeigte Milena Wingenfeld die Grabungen archäologisch interessierten Bürgern und sprach über ihre Vermutungen zum Fund. Wingenfeld ließ dabei keinen Zweifel daran, dass genauere Untersuchungen noch manche Überraschung bringen könnte. Wie Dr. Lomb erwähnte, wurden bereits bei den Bauarbeiten auf dem Grundstück zum benachbarten Einkaufszentrum Löhertor, das inzwischen abgerissen und durch den Neubau für die RhönEnergie ersetzt wurde, Kanalreste gefunden. Man maß ihnen allerdings vor einigen Jahrzehnten noch keine Bedeutung bei. Sie fielen dem Bagger zum Opfer.