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„Aktenzeichen XY“ (ZDF): Suche nach Gabriele Schmidts Mörder - Kanalarbeiter meldet sich nach Ausstrahlung

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Von: Daniela Petersen

Die fünfjährige Gabriele (kleines Foto) wurde vor fast 40 Jahren ermordet. Nachbarn stehen am Tag nach der Tat am Tatort.
Die fünfjährige Gabriele (kleines Foto) wurde vor fast 40 Jahren ermordet. Nachbarn stehen am Tag nach der Tat am Tatort. © Volker Feuerstein/Archiv Fuldaer Zeitung; Collage: Sabine Kohl

Der Mord an der fünfjährigen Gabriele Schmidt am 3. Juni 1983 war für viele Fuldaer ein Schock. Am Mittwochabend (13. April) wurde der Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ aufgerollt, woraufhin sich ein Mitarbeiter einer Kanalreinigungsfirma meldete.

Update vom 30. April, 11.38 Uhr: In der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ hat die Kriminalpolizei Fulda am 13. April um Hinweise zur Entführung und Ermordung der fünfjährigen Gabriele Schmidt gebeten. Während und nach der Ausstrahlung im Fernsehen sind bei der Polizei neue sachdienliche Hinweise eingegangen, wie unsere Zeitung berichtete. Unter anderem hat sich ein Mitarbeiter einer Kanalreinigungsfirma gemeldet.

Die Staatsanwaltschaft Fulda nahm nun die Ermittlungen im Mordfall aus dem Jahr 1983 wieder auf, wie sie auf Nachfrage mitteilt. Die Auswertung der eingegangenen Hinweise dauere aktuell noch an, weshalb von der Pressestelle keine weiteren Angaben gemacht werden könnten.

Mitarbeiter von Kanalreinigungsfirma meldet sich nach ZDF-Ausstrahlung

Für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung des Täters oder der Täter führen, hatte die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Diese wurde nach Ausstrahlung der Sendung von bewegten Zuschauerinnen und Zuschauern weiter erhöht.

+++ 16.43 Uhr: Nach der Ausstrahlung der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ am Mittwochabend sind mehrere Hinweise zu dem Mord an der fünf Jahre alten Gabriele Schmidt vor fast 40 Jahren eingegangen. Es hätten sich daraus auch „neue Ermittlungsansätze“ ergeben, teilte die Polizei in Fulda am Donnerstag mit. Bereits kurz nach der Ausstrahlung habe es Hinweise in zweistelliger Zahl gegeben.

Die Staatsanwaltschaft und die Polizei ermitteln wegen Mordes, für entsprechende Hinweise wurde eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Laut Mitteilung meldeten sich zudem nach der Fernsehsendung mehrere Zuschauer und erhöhten die Belohnung, eine Summe nannte die Polizei nicht.

„Aktenzeichen XY“ (ZDF): Neue Hinweise zu Mordfall Gabriele Schmidt (5)

Das fünfjährige Mädchen war im Sommer 1983 beim Spielen in der Magdeburger Straße, wo sie mit ihren Eltern lebte, verschwunden. Bald darauf fanden die Ermittler ihre fast nackte Leiche tief in einem nahen Kanalrohr versteckt. Die Ermittler hatten DNA-Spuren des Täters sichern können. Sie vermuten, dass er damals zwischen 15 und 30 Jahre alt gewesen war.

Update vom 14. April, 7.29 Uhr: In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ gingen am Mittwochabend erste Hinweise zum Mord an Gabriele Schmidt ein.

Erstmeldung vom 13. April, 17.48 Uhr:

Fulda - Seit mehr als 50 Jahren gibt es die Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“. Mit oft mehr als fünf Millionen Zuschauern hat das Format des ZDF schon für einige Ermittlungserfolge sorgen können. Auf einen solchen Erfolg hofft das Polizeipräsidium Osthessen auch beim Fall „Gabriele Schmidt“.

„Wir suchen Zeugen, die das Kind am 3. Juni 1983 in der Magdeburger Straße in Fulda haben spielen sehen, möglicherweise auch in Begleitung einer Person“, sagt Sandra Hanke, Pressesprecherin beim Polizeipräsidium Osthessen, und betont, dass Hinweise auf Wunsch auch vertraulich behandelt werden könnten. „Es kann sein, dass sich Personen finden, die sich jetzt erst erinnern, wenn sie das Bild des Kindes sehen oder Menschen, die bisher vielleicht geschwiegen und sich nicht getraut haben“, sagt Hanke.

„Aktenzeichen XY“ (ZDF) sucht Mörder von Gabriele Schmidt (5) aus Fulda

Die Fünfjährige wurde missbraucht und getötet. Bis heute fehlt von dem Täter jede Spur – und das, obwohl das Verbrechen am helllichten Tag passierte. Die Kleine lebte mit ihren Eltern in der Magdeburger Straße in Fulda. Der 3. Juni war ein heißer Tag, die ganze Nachbarschaft war auf den Beinen. Kurz vor dem Abendessen ging Gabriele noch mal vor die Tür, um Dreirad zu fahren.

Gegen 19 Uhr bemerkte ihre Mutter, dass das Kind nicht mehr da war und verständigte schließlich die Polizei. Der Beginn einer großen Suchaktion. Dass etwas Schreckliches passiert sein musste, deutete sich bereits an, als die Beamten hinter dem Haus Kleidung des Mädchens, ihre Puppe, eine kleine Handtasche und einen 20-Mark-Schein entdeckten – Geld, das das Kind eigentlich nicht dabei hatte. (Lesen Sie hier: „Aktenzeichen XY“: Nach TV-Ausstrahlung gibt es erste Hinweise zum Mordfall Tado Loncar)

Mitten in der Nacht bestätigte sich die Befürchtung: Gegen 2 Uhr nachts sah ein Feuerwehrmann das Mädchen in einem Rohr am Galgengraben liegen, als er hinein leuchtete. In dem viel zu kleinen Rohrdurchlauf stand noch etwas Wasser. Nachdem das Kind geborgen war, wurde das ganze Ausmaß der Brutalität sichtbar. Die Fünfjährige hatte Verletzungen am ganzen Körper.

Fast 40 Jahre ist der Mord nun her. Damals war die DNA-Analyse noch nicht üblich. Erst vier Jahre später – 1987 – wurde erstmals in England ein Mörder mittels genetischem Fingerabdruck überführt. Auch an Gabrieles Kleidung wurden Spuren gesichert, molekulargenetisches Material, das nicht von den Eltern stammt. Bisher konnte kein Täter ermittelt werden.

Mordfall Gabriele (5) aus Fulda: Leiche der Fünfjährigen am Galgengraben entdeckt

„Doch Mord verjährt nicht. Wir hoffen, dass sich auch nach dieser Zeit in diesem Cold Case noch neue Hinweise ergeben“, sagt Hanke. Die Redaktion von „Aktenzeichen XY... ungelöst“ frage immer mal wieder in den Polizeipräsidien nach Fällen, bei denen Zeugenhinweise benötigt werden. „Und der Mord an Gabriele Schmidt ist ein Verbrechen, das die Ermittler bis heute beschäftigt“, erklärt Hanke.

Margit Preiss, die seit vielen Jahren als Pressesprecherin für „Aktenzeichen XY...“ tätig ist, führt an, dass es schon häufiger vorgekommen sei, dass Täter auch nach langer Zeit die Tat gestehen, um ihr Gewissen zu entlasten. Viele der Spuren, die es im Fall Gabriele gebe, seien ausermittelt. „Aber es ist wahrscheinlich, dass der Täter aus dem Umkreis des Mädchens kam und irgendjemand etwas gewusst haben muss“, erklärt Preiss.

Video: „Aktenzeichen XY... ungelöst“ – Alle Fakten zur Sendung

Gabrieles Eltern, die von der Polizei auch befragt worden waren, kamen als Täter nicht in Frage. Sie haben den Verlust des Kindes nie verkraftet. Der Vater lebte nach dem Verbrechen 30 Jahre lang in einer geschlossenen Anstalt. Auch die Mutter, die zuletzt in Hamburg wohnte, ist inzwischen verstorben. An der Wand ihrer Wohnung hing das Bild ihrer Tochter. (mit dpa-Material)

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