Besonders stören die Tismas sich auch am Umgang, den die Gruppierungen oft mit Wirtin und Wirt pflegen. „Wir kriegen dann oft gesagt, dass wir doch Umsatz machen wollen. Für mich ist das total abwertend. Natürlich wollen wir Umsatz, aber nicht um jeden Preis.“ Die Kaution zu erhöhen, würde auch keine Besserung bringen: „Geld spielt da doch keine Rolle. Wenn wir 4000 Euro Kaution machen, interessiert das auch keinen.“ Alles müsse man nicht mit sich machen lassen und habe deshalb nun entschieden, Junggesellenabschieden generell einen Riegel vorzuschieben. Ausnahmen, so Tisma, mache man nur, wenn man sich persönlich kenne.
„Wir wollen ein ruhiges, schönes Geschäft“, sagt sie. „Wanderer, Familien mit Kindern, Tagungen, Schulklassen, Rentner, schöne Hüttenabende mit Musik – da sprengt ein Junggesellenabschied mit zehn Mann schnell den ganzen Abend. Das verträgt sich einfach nicht, andere Gäste fühlen sich gestört und ich muss ehrlich sagen, dass wir selbst uns an solchen Abenden auf der Hütte nicht mehr sicher fühlen.“
Sie berichtet, dass nachts auch häufiger schon die Polizei in der Rhön anrücken musste und Gästegruppen gegenseitig in Streit geraten sind: „Wir wollen unsere Kräfte für anderes einsetzen als für so einen Affentanz.“ Ihre Entscheidung mag drastisch erscheinen, aber die 43-Jährige erklärt: „Am Telefon sind die Leute vorher ja total vernünftig. Dann treffen bei den Junggesellenabschieden aber ja erst vor Ort Menschen aufeinander, die so oft gar nichts miteinander zu tun haben. Die Vernunft kehrt dann meistens am nächsten Morgen zurück, aber das hilft uns dann auch nichts“, so die Hotelfachfrau. Ihr Bruder und sie selbst haben für ihren Beitrag auf Facebook derweil schon sehr viel Zuspruch erhalten. Unter anderem vom Kloster Kreuzberg heißt es: „Ihr sprecht uns aus der Seele.“
Immer wieder eskalieren Junggesellenabschiede. Im Juli 2022 ist in Würzburg ein Teilnehmer eines Junggesellenabschieds von der Mainbrücke gestürzt und gestorben. (von Simon Snaschel)