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Landwirte in der Region Fulda bangen um ihre Ernte: Trockenheit könnte zu Milchmangel führen

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Landwirt Marc Engel begutachtet die Maispflanzen, die Regen benötigen.
Landwirt Marc Engel aus Niederrode-Reinhards begutachtet die Maispflanzen, die Regen benötigen. © Jonas Wenzel

Immer mehr Pflanzen auf den Äckern der Region Fulda trocknen aus. Die anhaltende Trockenheit bereitet den Landwirten große Sorgen, denn um eine gute Ernte einfahren zu können, muss es regelmäßig regnen.

Fulda - „Anfang des Jahres sahen die Getreidebestände noch vielversprechend aus“, berichtet Sebastian Schramm, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld. Doch dann sei der erhoffte Regen ausgeblieben und die anhaltende Trockenheit habe Schäden angerichtet: „Der Winterweizen hat teilweise helle Flecken auf den Ähren bekommen, wodurch deutlich wird, dass ihm während der Reife Wasser gefehlt hat“, erklärt Schramm.

Fulda: Trockenheit sorgt für schlechte Ernteprognosen

Das bestätigt auch der Hessische Bauernverband: Regional gibt es weiße Ähren in den Beständen, die eine Art Sonnenbrand haben. Während des Wachstums hat den Körnern in den Ähren das Wasser gefehlt.

Ähnlich zeigt auch der Mais nach Außen, dass ihm Regen gefehlt hat: „Mais schützt sich vor dem Austrocknen, indem er die Blätter einrollt und den Stoffwechsel zurückfährt.“ Das erkennt auch Landwirt Marc Engel aus Niederrode-Reinhards an seinen Pflanzen.

Der ausbleibende Regen ist an den trockenen Böden zu erkennen.
Der ausbleibende Regen ist an den trockenen Böden zu erkennen. © Jonas Wenzel

Etwas mehr Glück habe die Gerste gehabt, die von der Optik her gut aussieht – es werde eine durchschnittliche Ernte erwartet. Auch das wird vom Hessischen Bauernverband bestätigt: „Erste Ertragsmeldungen lassen bei der Wintergerste auf ein durchschnittliches Ernteergebnis schließen.“ Endgültig könne dies aber erst nach dem Wiegen der Körner festgestellt werden, ergänzt Schramm.

Diese Aussagen und Vermutungen unterstützt Lukas Rausch, Landwirt aus Kirchhasel bei Hünfeld. „Die Gerste wird wohl einen guten Ertrag bringen, da sie noch genug Wasser im Boden vorgefunden hat, als sie gereift ist.“ Alles andere sei laut Rausch eine Wundertüte. „Weizen wird einen Ernteverlust von 20 bis 40 Prozent haben“, vermutet Rausch. Obwohl Mais schon seine Blätter einrollt, sei bei dessen Ernte noch nicht alle Hoffnung verloren.

„Wenn es ab jetzt regelmäßig regnet, kann der Mais noch einen guten Ertrag bringen“, sagt Schramm. Dafür brauche es auch gar nicht nur den gleichmäßigen Sommerregen – „auch Gewitterregen nehmen wir zum jetzigen Zeitpunkt gerne, wir sind für jedes Tröpfchen Wasser dankbar“, fügt Rausch an. Bei Mais, Gerste, Raps und Roggen besteht noch Hoffnung auf einen guten Ernteertrag. Aber nur wenn es endlich den ersehnten Regen gibt.

„Wir haben Glück, weil wir noch Reserven vom vergangenen Jahr haben“

Beim Grünland hingegen sieht es düster, und mit einem Blick auf Wiesen und Weiden sehr braun aus. „Der erste Schnitt war noch normal, beim zweiten lag der Ertrag bei etwa 70 Prozent. Einen dritten können wir jetzt schon gar nicht mehr machen, da alles vertrocknet ist“, beschreibt Rausch die dramatische Lage. Er rechnet in diesem Bereich mit Gesamtverlusten bis zu 40 Prozent. Seit fünf Wochen habe es keinen nennenswerten Niederschlag mehr gegeben, der das Gras hätte wieder grün werden lassen.

Getreide erforschen

Roggen wächst fast immer gut. Egal, ob es mal richtig kalt ist, es kaum regnet oder der Boden fast nur aus Sand besteht: Dieses Getreide kommt mit vielem klar. Auch wenn er nicht gedüngt wird, liefert der Roggen noch Körner.

Doch die Wissenschaft interessiert sich für Roggen, auch wegen des Klimawandels. Wenn es in Zukunft weniger regnet und heißer wird, könnte Roggen leichter anzubauen sein als etwa Weizen. In der Stadt Halle gibt es ein Feld, auf dem schon lange Roggen angebaut wird, aber in verschiedenen Abschnitten und unter verschiedenen Bedingungen. Zum Beispiel werden auf den Abschnitten verschiedenen Düngemitteln verwendet, oder gar keine. So können Forschende sehen, womit der Roggen wie gut wächst. (dpa)

Lukas Rausch verdient sein Geld durch die Kühe. Deshalb ist es für ihn sehr wichtig, dass es seinen Tieren trotz der Hitze gutgeht. „Kühe können schon ab 23 Grad Celsius unter einem sogenannten Hitzestress leiden – sie mögen es lieber kühl“, sagt Rausch. Um dem Hitzestress vorzubeugen, hat Rausch erst vor Kurzem extra eine neue Beregnungsanlage und Ventilatoren im Kuhstall anbringen lassen.

Seine Tiere werden drei Mal am Tag gemolken und geben dabei bis zu 38 Liter Milch. „Nur eine gesunde Kuh gibt die gewünschte Menge Milch mit hoher Qualität“, sagt Rausch. Das Fehlen des Grases werde sich besonders beim Futter für die 200 – mit Kälbern 350 – Kühe von Rausch bemerkbar machen. Eine Kuh fresse am Tag bis zu 55 Kilogramm Frischmasse und trinke bis zu 100 Liter Wasser. Durch den ausbleibenden Regen fehlt es an beidem.

Die Kühe von Lukas Rausch haben eine Beregnungsanlage und Ventilatoren im Stall, damit sie keinen Hitzestress bekommen.
Die Kühe von Lukas Rausch haben eine Beregnungsanlage und Ventilatoren im Stall, damit sie keinen Hitzestress bekommen. © Jasmin Herzberg

„Wir haben noch Glück, weil wir noch Reserven vom vergangenen Jahr haben, das war ein gutes Futterjahr. Das Glück haben aber nicht alle Landwirte“, berichtet Rausch. Wenn das selbst geerntete Futter nicht ausreicht, müsse zugekauft werden, wodurch zusätzliche Kosten für die Landwirte anfielen. Eine Belastung, die gerade jetzt, zu Zeiten in denen auch die Sprit- und Düngerpreise steigen, die Landwirte hart trifft. (Lesen Sie auch: Düngerpreise verfünffacht: Landwirte warnen - „Kann zu extremer Hungersnot führen“)

Video: Getreidemarkt bleibt angespannt: Bauernverband sieht keine Entlastung

Reicht das Futter nicht für alle Tiere, müssen – in letzter Konsequenz – Tiere zum Schlachten gebracht werden. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings, dass weniger Milch verkauft werden kann. Die anhaltende Trockenheit zieht demnach zusammen mit der geringeren Ernte und weniger verkaufter Milch einen finanziellen Schaden nach sich.

„Wir brauchen einfach ganz dringend Regen. Ansonsten ist alles, wofür wir das Jahr über so hart arbeiten, innerhalb von wenigen Wochen zunichte gemacht“, verdeutlicht Rausch noch einmal.

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