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Trubel um Wahl der neuen Feuerwehr-Spitze in Gersfeld: Anonymer Brief sorgt für Aufruhr

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Von: Jessica Baier

Stefan Hüttner war 14 Jahre lang Gersfelds Wehrführer und ist nun Stadtbrandinspektor in der Rhönstadt.
Stefan Hüttner war 14 Jahre lang Gersfelds Wehrführer und ist nun Stadtbrandinspektor in der Rhönstadt. © Mediennetzwerk Hessen

Die gute Nachricht: Die Gersfelder Feuerwehren haben eine neue Führungsspitze. Die schlechte: Kurz vor den Neuwahlen hat ein anonymer Brandbrief die Kameraden in Aufruhr versetzt. Nun wird dieser Brief sogar zu einem Fall für die Polizei.

Gersfeld - Gersfeld hatte ein Problem: Für die Posten des Stadtbrandinspektors – des obersten Brandschützers – und seiner Stellvertreter hatte sich niemand gefunden. Angesichts zeitintensiver Aus- und Fortbildungen sind die Anforderungen an diese Ehrenämter sehr hoch. Der Familie und dem Arbeitgeber wird viel Toleranz abverlangt.

Nun waren drei erfahrene Feuerwehrmänner bereit, sich am Freitagabend in der Jahreshauptversammlung der Wehren zur Wahl zu stellen – prompt machte knapp 24 Stunden zuvor am Donnerstagabend ein Brandbrief die Runde, der voller „Halbwahrheiten“ steckt, wie Gersfelds Bürgermeister Dr. Steffen Korell (CDU) im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt.

Rhön: Neue Feuerwehr-Spitze in Gersfeld - Anonymer Brief sorgt für Aufruhr

In jenem Brandbrief – der per E-Mail nicht nur an diverse Feuerwehrleute, sondern auch an die hiesigen Medien verschickt wurde – rechneten die anonymen Verfasser mit den Bewerbern ab. Ihnen wurde die Kompetenz für die Amtsführung abgesprochen. Auch der Bürgermeister sowie Magistrat und Stadtverordnete wurden mittels diverser Behauptungen und Vorwürfe heftig angegangen.

Der Brief gipfelte in einer Drohung, dass „wenn weiterhin nichts passiert, spätestens in 2023 etliche Kameradinnen und Kameraden den Dienst quittieren werden“ und man werde „der Stadt und ihren Stadtbrandinspektoren massiv Steine in den Weg legen“. In dem Schreiben wurden Bürgermeister Korell, der neu gewählte Stadtbrandinspektor Stefan Hüttner sowie der neue erste Stellvertreter Gerhard Magerhans namentlich genannt.

Bürgermeister Steffen Korell (links) gratulierte dem neugewählten stellvertretenden Stadtbrandinspektor Gerhard Magerhans.
Bürgermeister Steffen Korell (links) gratulierte dem neugewählten stellvertretenden Stadtbrandinspektor Gerhard Magerhans. © Stadt Gersfeld

Sie haben nun Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt – wegen Verleumdung, erklären Korell und Hüttner unserer Zeitung. „Das ist grober Unfug“, kommentiert Korell den Brief. Bei dem Verfasser handele es sich wohl um eine Einzelperson oder einen kleinen Personenkreis, wahrscheinlich aus den Reihen der Feuerwehr, vermutet der Bürgermeister. Falls sich dies bewahrheitet und die Polizei den Urheber der E-Mail ausfindig machen kann, werde die Person „aus der Feuerwehr entfernt“.

Bürgermeister Korell: „Das ist grober Unfug“

Der Brief hatte für Aufruhr gesorgt – und bei den Bewerbern Spuren hinterlassen. „Da kommt man schon ins Grübeln“, erklärt der neue Stadtbrandinspektor Stefan Hüttner. Er hatte sich lange Gedanken gemacht, ob er sich zur Wahl stellen soll, auch angesichts seines Alters. Er ist 57 – so muss er sich bereits in drei Jahren das Okay von einem Arzt geben lassen, dass er gesundheitlich ab 60 Jahren noch den Feuerwehrdienst versehen darf.

„Ich will bis zum 65. Lebensjahr weitermachen“, erklärt er sein Ziel. „Für mich hängt viel Herzblut dran. Ich will die Herausforderung annehmen.“ 31 Jahre aktiver Dienst und 14 Jahre als Wehrführer in Gersfeld sprächen für ihn. Er habe zudem einen großen Rückhalt von seinem Arbeitgeber, den Gersfelder Metallwaren, seiner Familie und – anders, als im Brandbrief behauptet –, von allen neun Stadtteil-Wehrführern, die ihn einstimmig vorgeschlagen haben.

Am Freitagabend ist Hüttner mit 65 Ja- bei 12 Nein-Stimmen gewählt worden. Er sagt: „Die große Mehrheit steht hinter mir. Das wurde mir am Freitag bewusst. Natürlich kann man es nie allen Recht machen.“

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Aber in den kommenden fünf Jahren möchte er mit seinem neugewählten ersten Stellvertreter Gerhard Magerhans und dem neuen zweiten Stellvertreter André Gundelach – beide seien mit circa 80 Prozent Zustimmung gewählt worden– auch die Kritiker überzeugen. Hüttner hofft, es kehre nun Ruhe ein in der Wehr.

Mit den dreien gibt es erstmals ein Trio statt eines Duos an der Spitze, um die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Sie beerben Thorsten Braun und Sven Romeis, die nach 15 beziehungsweise 12 Jahren nicht mehr zur Verfügung standen. Als Frauensprecherin wurde Monja Hüttner bestätigt und Helmut Müller ist Sprecher der Ehren- und Altersabteilung.

Bürgermeister Korell sagt: „Die Stimmung am Freitag war harmonisch, und die Feuerwehr hat einen starken Zusammenhalt gezeigt. Ich bin zuversichtlich, dass der Neuanfang gelingt.“

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