Krieg in der Ukraine: Hessens Politiker fassungslos - Reaktionen aus der Region
In der hessischen Politik herrschen Fassungslosigkeit und große Sorge angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine. Ein Fuldaer Sportler berichtet.
Update vom 25. Februar, 12.10 Uhr: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat sich erneut mit scharfen Worten gegen den russischen Angriff auf die Ukraine gewandt. „Wir verurteilen die Gewalt und Aggression von Russlands Präsident Putin gegenüber einer souveränen Ukraine und erklären unsere volle Solidarität mit den Menschen dort und mit den Ukrainern, die bei uns leben und zu Hause sind“, sagte Bouffier beim „Künzeller Treffen“ der hessischen CDU in Fulda.
Es sei ein Schock, dass im Jahre 2022 mitten in Europa wieder Krieg herrsche. „Mit diesem Angriffskrieg zielt Putin unter Bruch aller Verträge und des Völkerrechts nicht nur auf die Ukraine, sondern auf die Demokratie, auf die Menschenrechte und auf die Selbstbestimmung der Völker“, sagte Bouffier.
Erstmeldung vom 24. Februar, 18.01 Uhr: Wiesbaden/Fulda - Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ist von Vertretern der Landtagsfraktionen einhellig verurteilt worden. Das Parlament drückte seine große Solidarität mit den Menschen im Kriegsgebiet aus. Am Parlament in Wiesbaden wurde die ukrainische Flagge gehisst.
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) verurteilte den Militäreinsatz mit scharfen Worten. „Es ist ein Tag der Schande, ein Tag, der die Weltgeschichte verändern wird“, sagte er. „Wir konnten uns das nicht vorstellen und vor allen Dingen wollten wir es uns auch nie vorstellen, dass mitten in Europa im Jahre 2022 Krieg herrscht.“
Krieg in der Ukraine: Hessens Politiker fassungslos - Zeitenwende
Zu allererst gälten seine Gedanken den Menschen in der Ukraine, sagte Bouffier. Der Regierungschef erinnerte an die rund 10.000 Menschen aus der Ukraine, die in Hessen leben. „Vielleicht müssen und können wir helfen, dass Menschen zu uns kommen“, sagte er.
„Furchtbar, was dort passiert“ - Reaktion von Kampfsportler Sergej Braun
„Ich finde es furchtbar, was dort passiert. Am Donnerstagmorgen habe ich davon erfahren, als ich mit meinen zwei Betreuern Patrick Franz und Alexander Masoldt gerade auf dem Weg zum Flughafen war, um zum Kampfabend nach Bulgarien zu fliegen. Wir haben die Berichte auf dem ganzen Weg nach Frankfurt im Radio verfolgt“, sagt der Fuldaer Kampfsportler Sergej Braun (32). Er kam mit 12 Jahren zusammen mit seinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland. Der Inhaber der Fuldaer Kampfsportschule Brauns Gym hat Verwandte in Kasachstan und in Russland.
„Ich verfolge die Situation schon länger und habe bis vor drei Wochen mit Freunden in der Ukraine, die ich vom Kampfsport kenne, über das Internet geschrieben. Damals hat keiner mit solch einer Eskalation gerechnet. Einige von ihnen werde ich beim Kampfabend treffen“, so Braun.
Die Leute seien fassungslos und hätten Angst. Einige Kampfsportfreunde sind aus der Ukraine seien nach Russland gezogen, weil sie dort als Profisportler bessere Bedingungen vorfinden. Sie leben mit ihren Familien in Russland.
„Meine Eltern schauen das deutsche Fernsehen, verfolgen regelmäßig aber auch russisches und kasachisches TV. Die Berichte in den Nachrichten sind wie aus zwei unterschiedlichen Welten. Im russischen und kasachischen Fernsehen wird eine komplett andere Geschichte berichtet. Man weiß nicht, was man glauben soll.“ (jh)
Das komplette Statement von Sergej Braun und weitere Stellungnahmen aus der Region zum Krieg in der Ukraine lesen Sie in der Freitagausgabe der Fuldaer Zeitung und im E-Paper.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Günter Rudolph, sprach von „einer Bewährungsprobe für die Demokratie“ in Europa. „Für den Dialog darf es nie zu spät sein“, forderte er. Putin sei ein Aggressor, der das Völkerrecht mit Panzern niederwalzen lasse. „Ich hoffe, dass die Weltgemeinschaft entschlossen und konsequent auf die russische Aggression reagiert, bis Putin bereit ist, die internationalen Regeln wieder anzuerkennen und seine Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen“, erklärte Rudolf.
Auch Politiker aus der Region Fulda haben sich zu Wort gemeldet: Der Fuldaer CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand spricht von einer „Zeitenwende“. Deutschland und die Nato müssten ihre Verteidigung stärken. Es gehe darum, Putin „wirklich abzuschrecken“.

Und auch der Vorsitzende der FDP im Kreis Fulda, Mario Klotzsche, fordert, Deutschland und Europa müssten mehr für die Sicherheit tun. „Das gilt auch für die Unabhängigkeit von russischen Gas- und Öllieferungen. Viele Dinge müssen nun auf den Prüfstand“, so Klotzsche. Er betont: „Wir stehen auf der Seite der Ukraine und sind in Gedanken bei den Bürgerinnen und Bürgern der Ukraine.“
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD), hat den russischen Angriff auf die Ukraine im ARD-Mittagsmagazin scharf verurteilt. Der Abgeordnete aus dem Kreis Hersfeld-Rotenburg kündigte an, dass Deutschland die Nato-Staaten, die in den Krisenregionen liegen, militärisch unterstützen werde. Und er stellte schnelle Hilfe für die Ukraine in Aussicht: „Wir haben bislang nur ausgeschlossen, dass wir keine tödlichen Waffen in die Ukraine liefern. Aber alles andere, was wir zur Verfügung stellen können, das sollten wir jetzt auch schnell und unbürokratisch tun.“
Der Frankfurter Generalkonsul der Ukraine, Vadym Kostiuk, bat Deutschland und Europa in einer Rede vor den Abgeordneten im Landtag indes um Hilfe. Das Land warte und hoffe sehr auf weitere Defensivwaffen, sagte er. Die Ukraine wolle ihr Land, ihr Volk, aber auch Europa verteidigen, erklärte er. Als Unterstützung für die Ukraine müssten die Sanktionen gegen Russland fortgesetzt werden. Russland müsse beispielsweise vom internationalen Bankverkehr ausgeschlossen werden.
Kostiuk forderte außerdem eine „volle Isolation Russlands von allen Formaten“, etwa der Uno. Wichtig für die Ukraine sei auch finanzielle Unterstützung. Der Generalkonsul bat zudem um humanitäre Hilfe. Wie diese genau aussehen könne, werde man bald wissen. (dpa/red)