1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Erneut ein „Alltagsmensch“ beschädigt: Bereits die zweite Betonfigur muss repariert werden

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Andreas Ungermann

Nach der „Sitzenden Frau“ am Gemüsemarkt ist ein weiterer „Alltagsmensch“ in Fulda beschädigt worden. Seit Dienstag ist der Platz auf den Paletten am Bahnhofsplatz leer, weil einer der drei Bauarbeiter repariert werden muss.

Fulda - Rätselraten herrscht unter Passanten am Bahnhofsvorplatz in Fulda: „Müssten die Bauarbeiter nicht zu dritt sein?“, lautet die Frage. Die Antwort darauf: Ja, müssten es – der auf dem Palettenstapel sitzende Arbeiter fehlt aktuell. Die „Alltagsmenschen“ sind nach einer Woche zu beliebten Anschauungsobjekten und Fotomotiven geworden, aber eben auch zum Ziel von Vandalismus.

Zwei Kunstfiguren in Fulda innerhalb weniger Tage beschädigt

Bereits in der vergangenen Woche – gerade einmal drei Tage, nachdem die 44 „Alltagsmenschen“ an zwölf Orten in der Fuldaer Innenstadt aufgestellt worden waren – war der „Sitzenden Frau“ am Gemüsemarkt der Kopf offenbar gewaltsam entfernt und ein Schaden am Fuß zugefügt worden.

Einer der drei „Alltagsmenschen“ am Bahnhofsvorplatz muss repariert werden, nachdem er beschädigt worden war. Einem anderen wurde der Besen gestohlen.
Einer der drei „Alltagsmenschen“ am Bahnhofsvorplatz muss repariert werden, nachdem er beschädigt worden war. Einem anderen wurde der Besen gestohlen. © Andreas Ungermann

Nicht ganz so schwerwiegend wurde nun jener Bauarbeiter am Bahnhofsplatz beschädigt – dieses Mal am Oberschenkel. Unbekannte hatten sich nach Auskunft der Stadt Fulda in der Nacht zu Dienstag bereits an der Figur, die zur Landesgartenschau aufgestellt worden war, zu schaffen gemacht, sodass der sitzende Arbeiter vom Betriebsamt von der Palette gesichert werden musste.

Außerdem wurde einer der anderen beiden Figuren der Besen entwendet. Nun wird der Arbeiter im Betriebsamt repariert. „Die am Gemüsemarkt beschädigte Figur ,Sitzende Dame‘ befindet sich ebenfalls noch im Betriebsamt. Es fehlt noch der Anstrich mit einer speziellen Farbe“, erklärt der Pressesprecher der Stadt Fulda, Johannes Heller.

Er kündigt an: Nach Reparatur kommen beide Figuren wieder zurück auf ihren Platz. Erneut zeigen sich die Verantwortlichen der Stadtverwaltung und des Citymarketings „fassungslos und bestürzt“ über den erneuten Vandalismus-Fall. In beiden Fällen hat die Stadt Strafanzeige bei der Polizei erstattet.

„Die Kollegen, die im Fall der beschädigten Figur vom Gemüsemarkt ermitteln, haben auch in dem zweiten Fall die Ermittlung aufgenommen“, bestätigt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Osthessen. Die Tatzeit im Fall der Bauarbeiter lasse sich aufgrund bisheriger Zeugenaussagen auf Montagabend zwischen 23 und 23.30 Uhr eingrenzen.

Abgesehen vom ideellen, künstlerischen Wert sei eine Schadensschätzung schwer vorzunehmen. Angesichts der Teilbeschädigungen an den Figuren, deren Gesamtwert mit jeweils 10.000 Euro beziffert wird, sei von einem fünfstelligen Betrag als Schaden auszugehen.

„Alltagsmenschen“: Vandalismus keine Neuheit für die Künstlerinnen

Nach Aussage der beiden Künstlerinnen Laura und Christel Lechner habe es auch in anderen Städten in den ersten Tagen nach dem Aufstellen von „Alltagsmenschen“ Beschädigungen und Vandalismus gegeben. In der Folgezeit seien die Figuren dann aber unbehelligt geblieben, berichtet Heller nach einem Austausch mit den Künstlerinnen.

Der Stadtsprecher fügt hinzu: „Die Stadt Fulda und das Citymarketing hoffen, dass der oder die Täter zeitnah ermittelt werden können und dass sich die Menschen in Fulda, von denen wir zahlreiche positive Rückmeldungen zu den Figuren bekommen, sich in den nächsten Monaten an unversehrten ,Alltagsmenschen‘ erfreuen können.“

Ein „Alltagsmenschen“-Betonfigur am Fuldaer Gemüsemarkt ist von unbekannten Tätern geköpft worden.
Erst vor wenigen Tagen war ein „Alltagsmensch“ am Gemüsemarkt beschädigt worden. © Privat

Wie schon bei den Anliegern und Kunden am Gemüsemarkt, wo die Beschädigungen an der „Sitzenden Dame“ in der vergangenen Woche Tagesgespräch waren, sind die Passanten am Bahnhofsvorplatz verärgert und reagieren verständnislos. Darunter ist etwa eine Gruppe, die sich am späten Mittwochvormittag mit dem entsprechenden Faltblatt und Plan in der Hand auf den Weg machte, um die „Alltagsmenschen“ zu besuchen. Die werden nun zum Gesprächsthema unter zum Teil wildfremden Menschen, deren einhelliger Tenor lautet: „Es ist unglaublich, dass sich Halbstarke sinnlos an den Figuren vergehen!“

Auch interessant