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In einem Jahr geht es los: Fulda hofft auf Gartenschau mit „Mehrwert für alle“

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In gut einem Jahr öffnet die Landesgartenschau in Fulda ihre Pforten. Die Stadt will ihre Entwicklung voranbringen. Sie kann dabei auf eigene Erfahrungen und die anderer Gastgeberstädte aufbauen.

Fulda/Gießen - Der Blick nach vorne ist immer auch der Blick zurück: Vor fast 30 Jahren wurde Fulda bereits zum „Garten Hessens“. Die Stadt richtete 1994 die erste Landesgartenschau in Hessen aus, im nächsten Jahr wird sie das erneut tun. Ziel ist eine nachhaltige Stadtentwicklung, bei der Verbindungen zwischen mehreren Naherholungsgebieten und Stadtteilen sowie sanfte Übergänge zwischen urbanem Raum und Natur geschaffen werden sollen. Etwa 500.000 bis 600.000 Besucher erhofft sich Fulda für die rund fünfeinhalb Monate Landesgartenschau vom 27. April bis 8. Oktober 2023.

Landesgartenschau 2023 in Fulda: Stadt setzt auf „nachhaltigen Mehrwert für alle“

Das Konzept sei wie bei allen Landesgartenschauen langfristig und nachhaltig ausgelegt, betont Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos). „Das Vorhalten neuer Grünflächen kommt zur richtigen Zeit, denn nicht zuletzt während der Pandemie lernten viele Menschen die wohnortnahen Grünflächen zu schätzen, deren Bestand jetzt noch ausgeweitet wird.“ Themen wie urbane Landwirtschaft, der Erhalt der Artenvielfalt, Wassermanagement und die Anpassung an den Klimawandel sowie die Vermeidung von dessen Folgen werden eingebettet und greifen aktuelle Entwicklungen auf.

Der Investitionshaushalt dafür beläuft sich nach Angaben Schreiners auf rund 14,5 Millionen Euro. Wie viele Fördermittel genau zur Verfügung gestellt werden, ergebe sich erst aus den Abrechnungen. Generell sei das Land Hessen bereit, 3,4 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Die Einnahmen richten sich nach Faktoren wie noch nicht final feststehenden Pachtverträgen, verkauften Tickets und dem Sponsoring, hierzu gebe es bislang nur Prognosen. Klar sei: „Investitionen in gut gestaltete Freiflächen rechnen sich immer.“ Denn diese bringen „einen nachhaltigen Mehrwert für alle mit“, so Stadtbaurat Schreiner. (Lesen Sie hier: Neue Brücke über Sickelser Straße: Millimeterarbeit mit 30 Tonnen Stahl)

Einer der Bilderrahmen am Aueweiher in Fulda für die Landesgartenschau 2023.
Torben Hahnel (links) und Johannes Schmitt, beide Mitarbeiter der Landesgartenschau Fulda 2023 und zuständig für die gärtnerische Ausstellung, an einem offenen Bilderrahmen am Aueweiher. © Frank Rumpenhorst(dpa

Vom Mehrwert ist auch die mittelhessische Stadt Gießen überzeugt, die 2014 Gastgeberin der Landesgartenschau war. Auch wenn es viel Streit darum im Vorfeld wegen der Kosten und ökologischer Aspekte gegeben hat: Heute sind viele Gießener und vor allem die Stadtspitze froh, das Ereignis ausgerichtet zu haben. Vor rund zehn Jahren wurde dafür der offizielle erste Spatenstich gesetzt.

Die Stadt habe in ihrer Entwicklung eine Richtung einschlagen können, die sie ohne die Landesgartenschau nicht genommen hätte, sagt Stadträtin Gerda Weigel-Greilich (Grüne). Sie war damals Bürgermeisterin und in dieser Funktion für die Organisation der Schau zuständig. Gerade die Investitionen in begleitende Infrastrukturmaßnahmen, die die Kommune dank Fördertöpfen und trotz der Folgen der Finanzkrise habe angehen können, wirkten bis heute nach, sagt die Kommunalpolitikerin. Demnach investierte Gießen etwa 20 Millionen Euro in die Städtebauprojekte, die Durchführung der Schau selbst kostete die Kommune mehr als eine Million Euro.

Die Bauprojekte, wie eine neue Fußgänger- und Radlerbrücke über die Lahn, sollten Wege in der Stadt verkürzen. Zudem wurden Uferbereiche des Flusses aufgewertet. Anderen Städten, sagt Weigel-Greilich rückblickend, würde sie „immer“ zu einer Gartenschau raten.

Ob sich das Event für eine Kommune lohnt und sich positiv auf ihre Entwicklung auswirkt, hängt nach Einschätzung der Gießener Geografin Sarah Karic sehr stark vom Bewerbungs- und Planungskonzept der Stadt ab. Positive Effekte seien keine Selbstläufer, dahinter müssten entsprechende Entscheidungen sowie Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen stehe, sagt Karic. Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geografie an der Uni Gießen hat sich in ihrer Doktorarbeit mit dem Thema Landesgartenschau befasst.

Landesgartenschau: So waren die Erfahrungen in Gießen

Die Vernetzung und das Zusammendenken von Stadt- und Freiraumentwicklung - ein zentraler Punkt bei Landesgartenschauen - sind der Expertin zufolge vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Anpassung der Kommunen an diesen aktueller denn je. Wichtig sei, dass die Bundesländer neue Herausforderungen an ihre Kriterien für die Bewerbung und Durchführung einer Gartenschau regelmäßig anpassten, auch um Städte zu motivieren, sich mit diesen Themen zu beschäftigen. (dpa)

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