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Tiergarten wird erst im Sommer fertig: Stadtbaurat verteidigt Bauarbeiten in Hohle und Schlossgarten

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Von: Volker Feuerstein

Tiergarten Baustelle
Dier Tiergarten wird erst zwei bis drei Monate nach Eröffnung der Landesgartenschau fertig. © Volker Feuerstein

Warum ist der Schlossgarten während der Landesgartenschau durch Bauarbeiten blockiert? Und: Warum wird der Tiergarten erst zwei bis drei Monate nach Eröffnung der Schau fertig, obwohl er auf Gartenschau-Gebiet liegt? Unsere Zeitung sprach mit Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) über die Hintergründe.

Fulda - Auch für Historiker ist der Schlossgarten in Fulda ein Sahnestück der barocken Gartenbaukunst. Sein Besuch hätte sich für die Gäste der Landesgartenschau in Fulda hervorragend für eine Zeitreise in die Historie geeignet, so formulieren es kritische Bürger. Der Schlossgarten ist aber während der Landesgartenschau durch Bauarbeiten blockiert.

Landesgartenschau 2023: Tiergarten in Fulda wird erst im Sommer fertig

Warum hat man mit der Erneuerung nicht früher begonnen, zumal bekannt ist, dass sich Bauarbeiten fast immer verzögern – durch was auch immer? Warum wurde der Garten, der einst so weit wie möglich auf historischen Befunden vom früheren Vonder-Museum-Leiter Dr. Gregor Stasch und dem früheren Kulturamtsleiter Dr. Werner Kirchhof hergerichtet worden war, nicht erst nach der Landesgartenschau restauriert? Sind die Zusammenhänge zwischen touristischer Werbung und Förderung des Images einer historischen Stadt durch eine Gartenschau übersehen worden, die Besucher aus ganz Deutschland und Europa nach Fulda bringen wird? Das fragen sich viele Bürger der Barockstadt.

Stadtbaurat Daniel Schreiner argumentiert, dass das in den 1990er Jahren angelegte Wegesystem im Schlossgarten abgenutzt und erneuerungsbedürftig gewesen sei. Die Sanierung habe deshalb keinen Aufschub geduldet. Aufgrund der besonderen Historie des Schlossgartens, die der Grünanlage einen bedeutenden Wert und Schutzstatus verleiht, sei vor der Sanierung zunächst eine gartendenkmalpflegerische Zielplanung erarbeitet worden.

Bei der Bewertung des Schlossgartens als touristische Attraktion ist sich Schreiner mit vielen Bürgern einig, die in ihm ein historisches Juwel sehen. Der Fuldaer Schlossgarten sei als Teil eines übergeordneten barocken Ensembles aus Stadtschloss und Orangerie und auch dem Fuldaer Dom von großer Bedeutung.

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Könnte der Schlossgarten zur „Schaubaustelle“ werden? Plakate auf der Kaiserterrasse zeigen schon jetzt, wie es mal aussehen soll. © Paula Rosa Henkel

Neben dem lokalen Wert sei diese barocke Anlage auch von nationaler Strahlkraft, denn der ehemalige Schlossgarten der Fuldaer Fürstbischöfe gelte als eine der wenigen spätbarocken Anlagen Deutschlands, die heute noch nachweisbar. Anhand des entwickelten integrierten Leitbildes ergebe sich die gartendenkmalpflegerische Zielstellung. Im Wesentlichen sehe diese den Rückbau der neobarocken Interpretation von 1994 sowie eine authentische Wiederherstellung des spätbarocken Boskettgartens aus dem Jahr 1803 vor.

Schreiner meint allerdings, dass die Sanierungsmaßnahme keine Verknüpfungspunkte mit der Landesgartenschau habe. Nach seiner Auskunft war gemäß Magistratsbeschluss von 2020 vorgesehen, ab 2021 die authentische Wiederherstellung der spätbarocken Wegestruktur nach historischem Aufmaßplan unter Beibehaltung der Bestandsbäume mit Sanierung des Wegeaufbaus und Erneuerung der Infrastruktur sowie der Brunnentechnik zu beginnen. Die Bauabschnitte sind unterteilt in Parterre, Orangerieterrasse, Wirtschaftshof und Kaisersaalterrasse.

Im Zuge der Bauarbeiten zur Rekonstruktion des Parks werde der Wegeaufbau erneuert. Außerdem wird die Brunnentechnik auf einen technisch aktuellen und nachhaltigen Stand gebracht. Alle acht geplanten Brunnen im Bereich zwischen Stadtschloss und Orangerie werden über eine gemeinsame Brunnenkammer gesteuert: Das Wasser wird aufbereitet und zirkuliert, so dass wesentlich weniger Trinkwasser verbraucht wird. Gerade diese Arbeiten seien sehr zeitintensiv gewesen und mussten partiell in Handschachtung durchgeführt werden. Zudem gab es Lieferengpässe für das Rohrmaterial. Das Parterre wird im Laufe Sommers fertiggestellt sein. Die Arbeiten an der Kaisersaalterrasse werden sich bis in das Jahr 2024 verlagern.

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Das aufgezeigte zeitliche Szenario war, so Schreiner, den Beteiligten von Anfang an bewusst. Ohne Pandemie und Energiekrise wäre eine komplette Fertigstellung zum Spätsommer/Herbst 2023 denkbar gewesen. Mit den genannten Rahmenbedingungen werde sich die Fertigstellung bis ins Folgejahr verzögern.

Eine zweite Maßnahme, die räumlich im Gebiet der Landesgartenschau liegt, wird ebenfalls zur Eröffnung noch in Arbeit sein: Der Tiergarten wird in seinem Zentralbereich, der dem alten Heimattiergarten entspricht, nicht rechtzeitig zur Landesgartenschau fertig. Wie ist es zu der Verzögerung gekommen?

Diese erklärt der Stadtbaurat mit den Planungen und den zum Teil fertiggestellten Bereiche: Im Zuge der Planungen zur Umgestaltung des Tiergartens sei von Beginn an klar gewesen, dass die Bestandsanlage erst saniert werden kann, wenn sämtliche Erweiterungsflächen hergerichtet und bezogen wurden. Hinzu kam der Umstand, dass mit dem vor Ort tätigen Verein Lösungen für die Flächeninanspruchnahme sowie die Tierumzüge und den Umgang mit neuen Gehegen gefunden werden mussten.

Insofern sei von vornherein einkalkuliert worden, dass die in der alten Hohle befindlichen Teile des Tiergartens vermutlich erst während der Landesgartenschau eröffnet und freigegeben werden können. Der Rundweg während der Gartenschau verläuft auf der Höhenlage vom Torhaus über eine der beiden Brücken zum Wirtschaftsgebäude und weiter über die Brücke überm Engelshaus. Hier stehen ausreichend adäquate Parkteile zur Verfügung, auf denen das Konzept einer Mensch-Tier-Begegnungsstätte entsprechend präsentiert werden kann, sagt Schreiner.

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