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Schlossgarten bleibt Baustelle: Park wird nicht pünktlich zur Landesgartenschau fertig

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Von: Sabrina Mehler

Fulda: Schlossgarten bleibt während der Landesgartenschau Baustelle
Im Schlossgarten ist noch viel zu tun – vom Wegebau über Brunneninstallation bis zu Pflanzarbeiten. © Sabrina Mehler

Wenn am 27. April der Startschuss für die Landesgartenschau (LGS) fällt, die in den kommenden Monaten eine halbe Million Besucher anziehen soll, dann wird der Schlossgarten abgesperrt sein. Die Bauarbeiten zur Umgestaltung des Parks werden nicht mehr rechtzeitig fertig.

Fulda - Es hatte sich schon abgezeichnet, nun machte Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) in einer Sitzung des Bauausschusses unmissverständlich klar, dass keine Chance mehr besteht, den Schlossgarten pünktlich zum Beginn der Landesgartenschau 2023 öffnen zu können. Schlimmer noch: Voraussichtlich wird die „grüne Oase im Herzen Fuldas“, als die der Park bezeichnet wird, erst im Spätsommer fertig.

Fulda: Schlossgarten bleibt während der Landesgartenschau Baustelle

„Gerne hätten wir den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch den Besucherinnen und Besuchern den rekonstruierten Schlossgarten zur Landesgartenschau präsentiert. Dass es durch äußere Umstände, die wir nicht steuern oder beeinflussen konnten, zu Verzögerungen gekommen ist, ist bedauerlich, aber bei einer so umfassenden Baumaßnahme nie ganz auszuschließen“, sagt Daniel Schreiner gegenüber unserer Zeitung. Umso mehr könne man sich auf die Fertigstellung freuen. „Der Schlossgarten als spätbarocke Gartenanlage stellt eine Besonderheit in Deutschland dar und wird sicher ein touristischer Magnet, der Gäste aus ganz Deutschland begeistert“, erklärt er. In der Sitzung wies Schreiner auch darauf hin, dass der Park gar nicht Teil des Landesgartenschau-Geländes sei. (Lesen Sie auch: Schlossgarten bekommt neues Gesicht: Warum die Planer mit einem barocken Prinzip brechen)

Gründe für die Verzögerung gibt es mehrere. Zum einen beruhe die Rekonstruktion des Gartendenkmals auf „sehr umfangreichen und komplexen Planungen“, die einen hohen Organisations- und Abstimmungsaufwand mit vielen Beteiligten beinhalte. Zum anderen werde eine Brunnentechnik verbaut, für die ein aufwendiges Strom- und Wasserleitungsnetz erforderlich sei. Zudem verfügten die vielen Altbäume über ein weit verzweigtes Wurzelnetz, das fortlaufend durch einen Baumspezialisten beurteilt werden müsse. „Um die Bäume erhalten zu können, ist die Anpassung der Grabenverläufe notwendig, so dass es zu Verzögerungen kommt.“ Außerdem seien wegen der Kampfmittelsondierung Anfang 2022 Nachgrabungen erforderlich gewesen.

Hinzu kommt: „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und auch die anhaltenden Krankenstände auf Seiten des eigenen Personals, der beauftragten Planer sowie bei den Fachfirmen haben ebenfalls ein zügiges Arbeiten nicht in dem Maß ermöglicht, wie kalkuliert“, erklärt die städtische Pressestelle. Auch gebe es Lieferverzögerungen, sodass Gewerke teilweise nicht fertiggestellt werden können „und die entstehenden Verzögerungen im Bauablauf nicht vorab kalkuliert werden können“.

Möglicherweise können wenigstens Teile des Schlossgartens zur Landesgartenschau freigegeben werden. So sei die Orangerieterrasse parallel zu den Bauarbeiten im Parterre fertiggestellt worden und stehe wieder zur Verfügung. „Inwieweit eine partielle Öffnung des Parterres ermöglicht werden kann, hängt von der Witterung und dem Fortschritt der Wegebauarbeiten ab“, heißt es. Die geplante wassergebundene Decke, wie sie auf der Orangerieterrasse vorhanden ist, benötige eine Ruhezeit von einigen Wochen, bevor sie betreten und befahren werden darf. Die Fertigstellung des Parterre wird jetzt für Spätsommer angepeilt, das hänge aber von der Wetterlage im Winter ab. (Lesen Sie auch: Baumaßnahmen schreiten voran: Parterre im Schlossgarten ab 14. November geschlossen)

Schlossgarten bleibt Baustelle: Umgestaltung kostet 1,5 Millionen Euro

Die Umgestaltung des Schlossgartens kostet die Stadt 1,5 Millionen Euro. Ziel war es, den Bereich zwischen Orangerie und Stadtschloss so zu sanieren und zu gestalten, wie er einst im Spätbarock zu Beginn des 18. Jahrhunderts aussah. Damals war der Park zunächst als Barockgarten angelegt worden, doch etwa ein Jahrhundert später wurde er – wie andere Gärten in ganz Europa – von einem Landschaftsgarten abgelöst, der wilder und natürlicher war.

Ironie der Geschichte: Vor rund 30 Jahren – vor der ersten Landesgartenschau in Fulda – entschied sich die Stadt für eine Kehrtwende. Im Zuge der Vorbereitungen für die große Gartenbau-Ausstellung 1994 wurde das Parterre wieder barock. Unter anderem entstanden in den 1990er Jahren das Wasserbassin in der Mitte des Parks, die Pavillons sowie die achsialen Verbindungswege zwischen den Gebäuden. Allerdings wurden die Arbeiten damals offenbar weder originalgetreu noch denkmalfachlich korrekt, sondern eher beispielhaft ausgeführt. Was also vor der LGS 1994 vermurkst worden war, soll jetzt repariert werden. Ein Großteil der Gartenschau-Besucher wird von der Neugestaltung aber wohl nichts mehr sehen.

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