„Wir sind angespannt – aber positiv“: LGS-Geschäftsführer berichten über kommende Gartenschau in Fulda

Kurz vor der Landesgartenschau steigt der Puls: Die beiden Geschäftsführer Marcus Schlag und Ulrich Schmitt berichten über blühende Landschaften, Besonderheiten und Höhepunkte
Landesgartenschau: Geschäftsführer berichten über kommendes Großevent in Fulda
Es ist also noch zu tun. Werden wir am 27. April blühende Landschaften in Fulda sehen? Und werden alle Anlagen fertig?
Schmitt: Alles wird fertig. Im Moment sieht man das deutlich, es geht mit großen Schritten vorwärts. Am 27. April wird Fulda blühen – auch wenn das Begrünen noch eine Herausforderung ist, da wegen des Wetters Flächen noch vernässt sind.
Schlag: Wir sind in den vergangenen Wochen oft auf das schlechte Wetter angesprochen worden. Aber dafür konnten wir von November bis Februar durcharbeiten. Die Firmen arbeiten bei Schnee, bei Regen und lange in den Feierabend hinein. Im Großen und Ganzen sind wir gut klargekommen. Verschiedene Pflanzen brauchen aufgrund der Vegetationszeit Zeit. Die Stauden etwa müssen erst noch an Größe und Volumen gewinnen. Aber die Frühjahrsblüher werden alle da sein. Und wenn es tatsächlich mal eine klitzekleine Stelle geben sollte, die nicht ganz so wird wie ursprünglich gedacht, dann gibt es einen Plan B. Wichtig ist: Alle baulichen Anlagen werden fertig.
In der Stadt gibt es viele Baustellen, nicht nur auf den LGS-Flächen. Einige städtische Projekte wie die Sanierung des Schlossgartens werden nicht pünktlich fertig. Wie beurteilen Sie das?
Schmitt: Die LGS-Flächen werden ja fertig, der Schlossgarten ist nicht Teil der Gartenschau – und war es auch nie. Dort muss noch gebaut werden, aber das betrifft unser Gelände nicht.
Aber die LGS-Besucher werden sich sicher auch die Innenstadt von Fulda anschauen wollen?
Schlag: Grundsätzlich wäre es sehr begrüßenswert, wenn der Schlossgarten fix und fertig würde. Und ich bin zuversichtlich, dass er das auch in absehbarer Zeit sein wird. Das Thema spielt bei den Fuldaer Bürgerinnen und Bürgern eine Rolle, die natürlich nicht zwischen Gartenschau und Schlossgarten unterscheiden.
Die meisten Besucherinnen und Besucher, die gezielt zur Landesgartenschau fahren, werden wahrscheinlich am Ende des Tages nicht mehr die Zeit haben, um die Innenstadt zu besuchen. Aber als Anreiz für die Menschen, die als Touristen die Stadt, die Region und zum Beispiel den Musical-Sommer erleben wollen, ist der Schlossgarten ein wichtiger Baustein.

Stellen Sie fest, dass vielen Menschen nicht klar ist, welches Gelände zur LGS gehört und auf welchem städtische Maßnahmen erfolgen?
Schmitt: Das ist auch schwer zu trennen, und das wollen wir auch gar nicht. Letztendlich ist alles eins.
Schlag: Stadtbaurat Daniel Schreiner hat von Anfang an immer gesagt: „Alles ist Gartenschau.“ Und um noch mal auf die städtebauliche Entwicklung zu blicken: Die Landesgartenschau ist genauso wie der Hessentag eine Initiative, die vieles erst anschiebt. Es ist ein Prozess, manche Projekte werden während und nach der Gartenschau umgesetzt. Daher sehe ich es nicht kritisch, wenn nicht alles fix und fertig ist. Die Stadt lebt, die Stadt entwickelt sich, und die Gartenschau gibt dafür einen großen Impuls. Das war auch 1994 schon so.
Wie profitiert die Stadt von der LGS?
Schmitt: Viele neue Flächen wurden gebaut, gerade am Engelshaus und am Sprengelsrasen. Die neu entstandenen Parkanlagen bleiben dauerhaft erhalten. Wege- und Vegetationsflächen wurden überarbeitet. Und der Tourismus in Fulda wird weiter belebt. Die Gartenschau wird viele Besucher von auswärts anziehen. Dadurch, dass es wunderbare Programme in der Stadt gibt – ob Musical-Sommer oder Kultur.findet.Stadt –, kann für den Besucher ein schönes Paket geschnürt werden: Er kommt nach Fulda, besucht die Gartenschau, geht zum Musical oder zu einem anderen Konzert.
Schlag: Die Stadt profitiert in vielen Bereichen: Sie bekommt neue Flächen und stärkt ihr Image. Der Tourismus in Fulda mitsamt Hotellerie und Gastronomie ist schon gut aufgestellt und wir haben eine fantastische Basis. Aber Fulda rutscht jetzt verstärkt in den Fokus: Jede Woche gibt es in den Medien Berichte. Fulda profitiert auch insofern, dass die Stadt bevorzugt an Fördermittel gelangt – und nur so kann man die ganzen Randprojekte stemmen.
Die Stadt investiert dafür auch eine ganze Menge.
Schlag: Ich werde immer darauf angesprochen, was das alles kostet und wie teuer alles ist. Ich antworte gerne darauf: Fulda ist wirtschaftlich eine sehr gut aufgestellte Region, und letztendlich holen wir viel Geld aus Wiesbaden wieder nach Fulda zurück, um es vor Ort wieder zu investieren.
Können Sie den Kostenrahmen einhalten?
Schlag: Nicht in unserer Kalkulation enthalten waren die Kampfmittelsondierung und die Altlastentsorgung am Licht- und Luftbad auf der Fulda-Insel. Im Großen und Ganzen bewegen wir uns aber innerhalb des Budgets. Wir haben an einigen Stellen nachjustieren müssen, zum Beispiel, als in der Ukraine-Krise ein halbes Jahr lang die Preise explodiert sind. Beton, Asphalt, Stahl waren drei-, vier-, fünfmal so teuer. Das hat dazu geführt, dass wir an der einen oder anderen Stelle etwas über das Budget hinausgegangen sind. Aber wir haben anderswo Einsparungen vorgenommen: Ein Großprojekt – ein Holzsteg mit Schwimmsteg am Südufer des Aueweihers – wurde fallengelassen, auch aus technischen Gründen.
Schmitt: Dadurch, dass wir einiges umgeschichtet haben und höhere Ausgaben in anderen Bereichen ausgeglichen haben, stehen wir im Moment finanziell gut da.
Serie
Der Countdown läuft: Bis zur Eröffnung der Landesgartenschau 2.023 am 27. April in Fulda berichten wir ab sofort jeden Tag über Konzept, Veranstaltungen und Besonderheiten.
Was macht diese LGS in Fulda besonders? Was unterscheidet sie von anderen?
Schlag: Ihre Größe: Sie ist so groß wie keine andere Gartenschau in Hessen zuvor.
Schmitt: Da gibt es viele Dinge, angefangen bei der Gastronomie. Wir haben ein sehr gutes Gastro-Konzept mit unseren Caterern. Wir setzen auf Regionalität, Frische, Bio.
Schlag: Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, denn normalerweise wird eine Landesgartenschau von einem Großcaterer betreut, und das sind immer die gleichen.
Schmitt: Wir haben vier regionale Gastronomen, die unterschiedlich aufgestellt sind und die sich toll engagieren.
Schlag: Die sind mit Herzblut dabei.
Schmitt: Eine weitere Besonderheit ist der „junge Garten“. Die meisten Gartenschaubesucher sind in der Regel 50plus, oder junge Familien. Wir sind bestrebt, junge Leute gezielt auf die Gartenschau zu bekommen. Diesen bieten wir in der Nähe des Fulda-Wehrs eine hochinteressante Fläche für Spiel, Sport, Freizeit, Musik. Da legt abends auch mal ein DJ auf. In diesem Bereich darf es auch mal ein bisschen lauter werden, was sonst auf einer Gartenschau nicht üblich ist.
Archivvideo: Startschuss für Umgestaltung des Aueweihers in Fulda
Dass die Fläche der LGS so groß ist, liegt auch am Fulda-Acker. Was hat es damit auf sich?
Schmitt: Fünf Landwirte, größtenteils Pächter, stellen ihre Fläche zur Verfügung und beteiligen sich in Verbindung mit dem Kreisbauernverband und der Öko-Modellregion an der Gartenschau. Es ist mir nicht bekannt, dass es bei einer LGS jemals einen landwirtschaftlichen Beitrag in dieser Größe und dieser Qualität gab. Auf der Fläche soll es darum gehen, Verständnis für Landwirtschaft zu wecken, neue Wege und modernen Landbau zu zeigen – das wird keine Maschinenschau. Auf dem „Welt-Acker“ zum Beispiel wollen wir darstellen, wie viel Fläche ein Mensch zum Leben braucht. Ich glaube, dass dadurch der eine oder andere Besucher über seinen Konsum nachdenken wird.
Schlag: Dadurch, dass der Sonnengarten nahe des Stadtteils Fulda-Galerie in einer landwirtschaftlich geprägten Umgebung liegt, war hier von Anfang an ein landwirtschaftlicher Beitrag vorgesehen. Die dortigen Landwirte fanden die Idee so gut und präsentierten uns gemeinsam mit dem Kreisbauernverband eine tolle Planung: abwechslungsreich, spannend und weit weg von dem, was man sonst sieht. Das war ein Riesenengagement.
Anders als bei vielen hessischen Landesgartenschauen zuvor setzt Fulda auf das Thema Nachhaltigkeit.
Schmitt: Ja. Wir werden nur temporär aufgestellte Gebäude zurückbauen – und auch die Schaugärten und den Wechselflor. Die Pflege von 4000 Quadratmetern zusätzlichem Wechselflor wäre für die Stadt nicht leistbar. Alle anderen Parkanlagen bleiben erhalten.
Schlag: Wir haben klassische Schaugarten-Elemente, die normalerweise zurückgebaut werden. Bei uns nicht. Der Städtepartnergarten, das Weid-Ellipsium und der Beitrag der Staudenfreunde bleiben erhalten. Das gilt auch für den größten gärtnerischen Bereich, der ein Pflichtelement bei einer LGS ist: der Garten des Landes Hessen.
Die neuen Areale müssen allerdings auch künftig gepflegt werden. Wer soll das machen?
Schmitt: Wir reden hier in der Tat über umfangreiche Flächen, aber darum kümmern sich dann die städtischen Gärtner.
Glauben Sie, dass die Fuldaer alle Areale auch später annehmen und besuchen?
Schlag: Das tun sie schon jetzt.
Schmitt: Ich bin mir sicher, dass ein typischer Anlaufpunkt das Torhaus am Tiergarten wird. Das ist wunderbar fußläufig zu erreichen und ist am neuen Radweg gelegen. Es gibt Parkanlagen und Spielgelegenheiten für Kinder. Der Sonnengarten ist der absolute Familienbereich. Und die Gastronomie wird dort weiter betrieben.
Schlag: Auf Social Media werden ja schon jetzt die tollsten Bilder gepostet. Aber wir bitten auch darum, sich noch ein kleines bisschen zu gedulden und nicht auf die Baustellen zu gehen, selbst wenn das Tor mal offen steht, weil der Lkw gerade reingefahren ist. Denn das ist zu gefährlich. Das sind immer noch Baustellen, und wir möchten nicht, dass sich jemand verletzt.
Das Motto der LGS lautet „Fulda verbindet“. Was bedeutet das für Sie?
Schlag: Das Motto hat sich von ganz allein aufgedrängt. Es gibt vier unterschiedliche Bereiche, die sich von der Galerie bis zum Aueweiher ziehen. Dadurch wird eine Verbindung zwischen Stadtteilen und Naherholungsgebiet geschaffen. Hinzu kommen Brücken und neue Wege. Aber auch im übertragenen Sinne soll Fulda verbinden. Aufgrund der Lage von Fulda werden Besucher nicht nur aus der Region, sondern aus ganz Hessen und darüber hinaus zu uns kommen.
Und es gibt natürlich die Verbindung zu 1994: Die vielen guten und positiven Aspekte, die damals angeschoben wurden, greifen wir auch im Konzept für 2023 auf: Wir entwickeln die Fulda-Aue weiter, rücken den Aueweiher noch näher an die Stadt heran, machen den Fluss erlebbar. All das sind gute Beispiele für Verbindungen.
Gibt es ein Highlight, auf das Sie sich besonders freuen?
Schmitt: Ich kann gar nicht sagen, welche Veranstaltung ich besonders gut finde. Ich freue mich vor allem auf die Menschen, die jetzt kommen, und auf die schönen Tage, die wir in Fulda erleben können.
Schlag: Die Konzerte sind für mich Highlights, weil wir es geschafft haben, viele regionale Bands zu bekommen. Am Eröffnungswochenende spielen die Mambo Kingx, wir haben zudem Vorsicht Gebläse da, wir haben Maddabrasska da. Der Veranstaltungskalender ist auch gefüllt mit vielen kleineren Acts – und das macht eine Gartenschau aus: Das ist ein Fest, bei dem man immer wieder neue Aspekte entdecken kann und wir den Besuchern jede Woche und jeden Monat komplett neue Dinge zeigen können.
Schmitt: Ein Höhepunkt ist auch die Blumenschau. Dafür haben wir Christopher Ernst, den amtierenden deutschen Meister der Floristen, gewinnen können. Er kreiert 13 Blumenschauen.
Schlag: Es wird eine außergewöhnliche Blumenschau.
Wie viele Tickets haben Sie mittlerweile verkauft?
Schmitt: Wir haben schon an Weihnachten die Zahl erreicht, die wir erreichen wollten. Jetzt sind wir bei mehr als 15 000 Dauerkarten. Im Moment flacht der Verkauf etwas ab, aber ab Ostern werden wir sicher noch mal deutliche Verkäufe verzeichnen.
Schlag: Die Resonanz in der Bevölkerung ist riesengroß. Die Fuldaer stehen hinter ihrer Gartenschau.
Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?
Schmitt: Wir gehen von 500 000 bis 600 000 Besuchern aus.
Schlag: Das ist bei Gartenschauen schwer zu fassen, da wir extrem vom Wetter abhängig sind. Aber wir haben in Fulda einen wahnsinnigen Standortvorteil. Wir sind verkehrlich toll angebunden, wir haben eine fantastische Stadt, wir haben Veranstaltungen wie den Musical-Sommer. Das sind alles Dinge, die Leute einladen, nicht nur einen Tag auf die Gartenschau zu kommen, sondern mehrere Tage lang die Stadt und die Umgebung zu besuchen.
Herr Schlag, Herr Schmitt: Was werden Sie tun, wenn Sie nach der großen Eröffnungsveranstaltung am 27. April abends nach Hause kommen?
Schlag (lacht): Kommen wir da überhaupt nach Hause?
Schmitt: Ich glaube, ganz ehrlich, dann fallen wir halbtot ins Bett .
Schlag: Ja. Da geht’s nur noch ums Schlafen. Die Anspannung werden wir bis zur letzten Minute spüren. Das Medienaufgebot wird groß sein, Filmteams haben sich angekündigt, um uns zu begleiten.
Schmitt: Der erste Tag, das erste Wochenende wird für uns brutal werden. Aber schön.
Die Fragen stellten Sabrina Mehler und Andreas Ungermann.