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Wenn das Baby zu früh kommt: Hebammen unterstützen Rettungsdienst

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Von: Volker Nies

Hebammen aus dem Landkreis sowie Vertreter des Landkreises Fulda, der Rot-Kreuz-Kreisverbände Fulda und Hünfeld und der Malteser
Gaben vor zwei Einsatzfahrzeugen den Startschuss für das gemeinsame Projekt „Hebammen vor Ort“: Hebammen aus dem Landkreis sowie Vertreter des Landkreises Fulda, der Rot-Kreuz-Kreisverbände Fulda und Hünfeld und der Malteser. © Volker Nies

Wenn die Wehen früher einsetzen als geplant, dann ruft die Schwangere meist den Rettungsdienst – auch wenn sie bei der Geburt bei einer Hebamme in besseren Händen wäre. Im Kreis Fulda soll in solchen Fällen jetzt auch eine Hebamme hinzueilen.

Fulda - Der Landkreis Fulda, die Rettungsdienste und bislang 16 Hebammen im Kreis haben eine Zusammenarbeit vereinbart, wie sie in Deutschland noch die seltene Ausnahme ist: Wenn eine Schwangere den Rettungsdienst ruft, weil die Wehen begonnen haben und sie es nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus schafft – solche Fälle kommen im Landkreis statistisch zehn Mal im Jahr vor –, dann schickt die Leitstelle jetzt nicht nur einen Krankenwagen, sondern ruft auch bei einer Hebamme an, die in der Nähe der Schwangeren wohnt.

Fulda: Wenn das Baby zu früh kommt - Hebammen unterstützen Rettungsdienst

Dafür verfügt die Stelle über eine Liste mit den Hebammen, die ihre Mitarbeit erklärt haben. Vor Ort entscheidet sie über das Vorgehen, also etwa, ob die Schwangere in eine Klinik gefahren wird oder ob die Geburt zu Hause stattfinden soll. „Diese Zusammenarbeit bedeutet mehr Sicherheit für Mutter und Kind. Der Rettungsdienst kommt gern, aber die Mutter ist dann in Sicherheit, wenn eine Hebamme da ist“, sagte Vize-Landrat und Gesundheitsdezernent Frederik Schmitt (CDU) bei der Vorstellung des Projekts.

Wichtige Ideengeber der Zusammenarbeit zwischen Rettungsdiensten und Hebammen sind die Hebamme Johanna Kalmbach und ihr Mann Dr. Matthias Kalmbach, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst beim Landkreis Fulda. Sie haben sich überlegt, wie man in solchen Situationen die Versorgung der Schwangeren verbessern könnte.

Projekte in Osthessen

Das Projekt „Hebammen vor Ort“, bei dem Hebammen den Rettungsdienst unterstützen, gibt es bundesweit erst in drei Landkreisen – alle in Osthessen. Das berichtet Fuldas Vizelandrat Frederik Schmitt (CDU). Im November 2022 startete das Projekt im Main-Kinzig-Kreis, im Januar 2023 folgte der Landkreis Fulda, im Februar der Vogelsbergkreis. Das ist kein Zufall. „Die Rettungsdienste und die Kreisspitzen der drei Kreise stehen im ständigen Austausch“, berichtet Schmitt.

Dr. Kalmbach erläuterte: „Die Mitarbeiter der Rettungsdienste fühlen sich sicherer, wenn eine Hebamme dabei ist. Der Umgang mit Schwangeren nimmt in der Ausbildung nur wenig Raum ein.“ Er freute sich: „Hebammen sind heute schon hoch belastet. Umso schöner ist, dass bereits 16 Hebammen ihre Mitarbeit erklärt haben.“

„Wir Hebammen freuen uns, dass das Projekt zustande gekommen ist. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit. Denn für eine Hebamme ist eine Geburt kein Notfall“, sagte Johanna Kalmbach. Sie hofft, dass noch mehr ihrer rund 100 Kolleginnen im Landkreis teilnehmen – gerade in Randlagen wie in Bad Salzschlirf oder Tann.

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