Fachbereichsleiter Stock erklärt: „Ein Drittel der Fälle sind leicht umgestellt. Bei den anderen zwei Dritteln muss man sich einiges ansehen. Das dauert, wenn man schnell ist, pro Familie mindestens eine halbe Stunde.“ Um die volle Kraft in die Umstellung stecken zu können, gab es für die Mitarbeiter eine Urlaubssperre, und an zwei Tagen pro Woche ist das Kreisjobcenter telefonisch nicht zu erreichen. Stock: „Wir kriegen die Änderungen pünktlich hin. Aber das gelingt nur dank eines unglaublichen Engagements der Mitarbeiter.“
Vor einem bundesweiten Kollaps der Kreisjobcenter warnt der Sprecherrat des Bundesnetzwerks Jobcenter. In den vergangenen Jahren hätten die Jobcenter neben ihrer Kernaufgabe auch zur Bewältigung akuter Krisen wie des vermehrten Zuzugs von Flüchtlingen oder der Existenzsicherung während der Corona-Pandemie beigetragen, schreibt der Sprecherrat. Jetzt sei zu befürchten, dass die Center ihre Arbeit nicht mehr erledigen könnten.
Im Landratsamt in Fulda stört den Fachbereichsleiter und den Landrat der Ton, in dem die Ampel in Berlin die Diskussion um Hartz IV und Bürgergeld geführt hat. Woide: „Hartz IV wird schlechtgeredet. Bis 2005 hatten wir ein Parallelsystem aus Sozialhilfe bei den Landkreisen und Arbeitslosengeld bei den Arbeitsämtern. Durch die Zusammenführung wurden Fördern und Fordern verbunden. Der Staat gibt nicht nur Geld, sondern er hilft auch, zurück in den Arbeitsmarkt zu finden. Dass die Ampel dieses erfolgreiche System jetzt ändert, ist ein Misstrauensvotum gegen die Jobcenter.“
Jürgen Stock ergänzt: „Hartz IV ist eine Erfolgsgeschichte. Im Mai 2023 hatten wir so wenige Arbeitslose wie noch nie.“ Und noch etwas ärgert den Landrat: „Die Regierung redet viel über die Menschen, die Geld vom Staat erhalten. Wir sollten genauso intensiv auf die Menschen blicken, die arbeiten gehen und das System finanzieren.“