„Oben ohne“ im Schwimmbad in Fulda erlaubt - dadurch „normalerer“ Umgang mit Frauen?

Eine Beschwerde in einem Schwimmbad in Berlin hat ergeben, dass in den Bädern der Hauptstadt jetzt offiziell jeder „oben ohne“ schwimmen darf, egal mit welchem Geschlecht sich diese Person identifiziert. In der Region Fulda gehen die Meinungen zu diesem Thema auseinander.
Update vom 18. März, 8.14 Uhr: „Oben ohne“ im Schwimmbad – ein Thema, das polarisiert, wie die Umfragen unserer Zeitung zeigen. Die Diskussion zu diesem Thema hält an.
Erstmeldung vom 12. März, 12.02 Uhr:
Fulda - „Die Haus- und Badeordnung für das Sportbad Ziehers und das Rosenbad schreibt lediglich aus hygienischen Gründen ‚angemessene Badekleidung‘ vor – sprich: explizit Badekleidung und zum Beispiel keine Unterwäsche. Weitere Vorgaben machen wir nicht“, heißt es vonseiten der RhönEnergie.
Das Frauenbüro der Stadt Fulda begrüßt, dass „seitens der Bäderverwaltung bei der Regelung keine Einschränkungen gemacht werden.“ Grundsätzlich verboten ist es also nicht, in den Fuldaer Bädern ohne Bikini-Oberteil zu schwimmen oder die Sonne zu genießen.
Fulda: Oben ohne im Schwimmbad erlaubt - normalerer Umgang mit Frauen-Körpern?
Doch so offiziell geboten, wie neuerdings in den Bädern in der Hauptstadt, ist „oben ohne“ aber nicht. Isabel Schönfelder und Lena Limpert von der feministischen Initiative Fulda würden eine solche Regelung im Sinne der Gleichberechtigung und Gleichbehandlung für Fulda begrüßen.
Sie befürworten die Entscheidung. „Das heißt ja nicht, dass alle von nun an nur ‚oben ohne‘ ins Schwimmbad gehen können – aber wenn sie das wollen, dann haben sie zumindest die Möglichkeit dazu.“ Wenn sich Menschen aller Geschlechter ohne Oberbekleidung im Schwimmbad aufhalten dürfen, sei dies ein guter Schritt in Richtung Gleichberechtigung,
Dieser Aussage von Isabel Schönfelder stimmt Lena Limpert zu und führt aus: „Ein Verbot ‚oben ohne‘ schwimmen zu gehen, verstärkt die Sexualisierung und Objektifizierung weiblicher Körper, während der männliche Körper, dessen öffentliche Darstellung gesellschaftlich legitimiert ist, weiterhin als die Norm gilt.“
Isabel Schönfelder sieht einen Profit, wenn das Bikini-Oberteil wortwörtlich wegfallen könnte, nicht nur für Frauen, die Freiheiten gewinnen, sondern auch für Männer. „Die Aufhebung solcher Verbote gibt auf lange Sicht die Chance dazu beizutragen, den Umgang mit weiblichen Körpern zu ‚normalisieren‘ und zu entsexualisieren.“
Das könne „zu einem neuen Verständnis von Normalität, Gleichberechtigung und Respekt führen“. Es könne auf lange Sicht zu einem Rückgang an sexueller Belästigung führen.
Dies begründet Lena Limpert: „Sexuelle Belästigung liegt ursächlich nicht an der Bekleidung von Frauen, sondern an dem, wie wir als Gesellschaft Geschlechter wahrnehmen, welche Assoziationen wir zu welchem Geschlecht haben und welches Verhalten wir gesellschaftlich legitimieren und als Norm betrachten.“
Video: Oben ohne im Freibad - in Berlin müssen Frauen kein Oberteil mehr tragen
Die Meinung unserer Leserinnen und Leser zur Frage, ob Frauen generell „oben ohne“ baden dürfen sollten ist indes gespalten. Sowohl online über fuldaerzeitung.de als auch per Telefon konnten sie am Freitag abstimmen. Auffällig ist, dass die Lesermeinung im Internet recht ausgeglichen ist.
Etwa 51 Prozent haben online mit „ja“ abgestimmt (oben in diesem Artikel können Sie dazu in einer neu angelegten Umfrage weiterhin abstimmen). Die Ergebnisse per Telefon zeigten am Freitag ein anderes Bild: Nur etwa 29 Prozent sprachen sich dafür aus, dass Frauen generell „oben ohne“ baden dürfen sollten.