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Bestsellerautor Marc Friedrich sieht im Verfall „die größte Chance aller Zeiten“

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Von: Manfred Schermer

Marc Friedrich Propsteihaus
Würde sich dieses Mal gerne irren: Marc Friedrich.  © Jonas Wenzel

Krisen und Kriege, Politikversagen und Hypermoral, Zeiten- und Energiewende, Zyklen und Chancen – es war ein weiter Bogen, den Bestsellerautor Marc Friedrich bei seinem Vortrag schlug, zu dem unsere Zeitung ins Petersberger Propsteihaus eingeladen hatte. 

Petersberg - So manchem im Publikum im Petersberger Propsteihaus (Fulda) dürfte am Donnerstagabend (25. Mai) die Diskrepanz zwischen der Form der Darbietung und ihrem Inhalt aufgefallen sein: Da sprang einer bestens gelaunt über die Bühne und wusste glänzend zu unterhalten – charmant, gewitzt, vergnügt mit seinem Publikum interagierend, für allerlei Pointen und Sarkasmus Lacher und Beifall erntend.

Marc Friedrich in Fulda - Bestsellerautor über Chancen in der Krise

Frappierend nur: Die heitere Stimmung im Saal trog. Denn es ging nicht um leichte Themen, sondern um schwere Kost. Marc Friedrich rockte Crash und Krise. Mit seinen Zukunftsszenarien habe Friedrich oft genug recht behalten, hatte Michael Schmitt, Verleger unserer Zeitung, bei seinen Begrüßungsworten gesagt. Eine gute Stunde später dann meinte der erfolgreichste Sachbuchautor des Landes in einem nachdenklichen Moment: „Ich hoffe, ich habe unrecht.“

Zu diesem Zeitpunkt hatte Friedrich bereits erklärt, wie Zyklen funktionieren, hatte anhand des totalen Zusammenbruchs im Jahr 1945 und des folgenden Wirtschaftswunders erläutert, dass „schwere Zeiten starke Menschen“ kreierten und „starke Menschen gute Zeiten“. Doch dann kehre sich alles um: „Gute Zeiten kreieren schwache Menschen“ und diese wiederum „schwere Zeiten“.

Marc Friedrich
Die fröhlichen Gesichter im Publikum täuschen: Marc Friedrich servierte schwere Kost – aber auf leichte Art. © Jonas Wenzel

Das ewige Auf und Ab garnierte Friedrich mit Fotos verdienter Politiker wie Konrad Adenauer und Ludwig Erhard auf der Aufschwungseite – und Vertretern der heutigen Politikergeneration auf der Abschwungseite. Nebenbei: Die meisten Lacher bekam Karl Lauterbach ab.

Laut Friedrich der schlechteste Gesundheitsminister, den das Land je gehabt habe. Doch auch sein Vorgänger Jens Spahn war in jener berüchtigten Galerie aufgetaucht – und wohl nicht ganz ohne Grund, denn mehrfach kam Friedrich mit harscher Kritik auf die Corona-Politik zu sprechen: für ihn eine Art Test für den bevorstehenden Weg des Landes und der EU in Richtung Sozialismus und digitale Diktatur.

Als fleißiger Schwabe hatte Friedrich natürlich jede Menge Zahlen und Diagramme parat und brachte selbst dieses sonst eher trockene Material mit viel Esprit an den Mann, die Frau oder wen auch immer – ja, auch die Genderwissenschaftler bekamen ihr Fett ab. Ebenso die Klimaapokalyptiker. Derlei Debatten sind für Friedrich vor allem Nebenkriegsschauplätze, die vom Eigentlichen ablenken sollen: der drohenden Katastrophe.

Die Klimakatastrophe wird uns nicht umbringen, keine Sorge!

Buchautor Marc Friedrich

Denn den Charts, mit denen er Notenbank-Bilanzen zerpflückte oder Vergleiche zur Hyperinflation während der Weimarer Republik zog, ließ er einen Ausblick folgen, so düster wie der „größte Crash aller Zeiten“ eben aussehen dürfte. Und genau hier äußerte er die Hoffnung, er möge unrecht haben. Daran glauben mochte zu diesem Zeitpunkt wohl kaum jemand.

Doch Marc Friedrich wäre nicht Marc Friedrich, würde er nicht auch Chancen in der Krise sehen – und im „größten Crash aller Zeiten“ (den Friedrich übrigens längst am Laufen dünkt) sogar die „größte Chance aller Zeiten“ – so der Titel seines jüngsten Buches und des Vortragsabends.

Das Schlüsselwort für Friedrich lautet: Limitierung. Man solle, so sein Rat, in Werte investieren, die durch die Natur oder die Mathematik limitiert seien. Gold zum Beispiel, so lange man es anonym noch kaufen dürfe. Oder die Kryptowährung Bitcoin. „Das Zeitalter der Sachwerte beginnt“, beschwor er seine Zuhörer, deren Fragen er im Anschluss an den eigentlichen Vortrag geduldig beantwortete.

Nein, er denke nicht, dass der Bitcoin schon „den Boden gesehen hat“ – er würde für einen Kauf im größeren Stil noch auf Kurse unter 20.000 Dollar warten. Und nein, er denke nicht, dass es ein Goldverbot geben werde. Aber ja, er lebe in einer eigenen Immobilie, rate aber von Investitionen darüber hinaus ab – wenn der Staat in Not gerate, dann würden zuerst die Immobilien herangezogen. „Die kann man nicht verstecken oder wegbringen.“

Zuletzt stand der Bestsellerautor unserer Zeitung im Interview Rede und Antwort.

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