Eine Änderung, die der Arzt vorschlägt und als dringend nötig ansieht, betrifft die in Deutschland geltende freie Arztwahl: „Das ist ein hohes Gut, funktioniert im Moment aber nicht mehr.“ Es gebe viele Patienten, die von einem zum anderen Arzt „vagabundieren“; insbesondere Fachärzte würden dadurch mit Arbeit „überschwemmt“. Die Zahl der Arztbesuche müsse deshalb minimiert werden: „Die Freiheit der freien Arztwahl können wir uns nicht mehr leisten.“
Eine Entwicklung, vor welcher der Fuldaer Arzt warnte ist, dass sich große Konzerne in die ambulante Gesundheitsversorgung einkaufen und „das System auspressen könnten“. Diese Unternehmen seien gewinnorientiert: „Wenn die anfangen, sich in die Medizin einzumischen, haben wir ein Problem.“
Zudem hätten Investoren eher ein Interesse an Privatpatienten als beispielsweise an Bewohnern in Seniorenheimen, deren medizinische Versorgung schon heute problematisch sei. Denn für Besuche dort wie auch für Hausbesuche stehe Ärzten kaum noch genügend Zeit zur Verfügung.
Auf die Frage von Dorothee Hauck-Hiersch, der Vorsitzenden des Sozialausschusses, ob Fulda mehr Arztsitze benötigt, obwohl die Kassenärztliche Vereinigung von einer Überversorgung des Landkreises spricht, erklärte Simon: „Das ist nicht das Problem. Wir hätten die Personen momentan gar nicht, die die Sitze ausfüllen könnten.“ Noch in diesem Jahr würden zwei weitere Ärzte in den Ruhestand gehen.
Dass die Stadt Fulda Studierende der Medizin unterstützt, um sie in der Region zu halten, lobte der Arzt. „Das ist zukunftsweisend, aber es hilft uns erst in zehn Jahren.“ Gemeinsam müsse daher an kurzfristigeren Lösungen gearbeitet werden.