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Gesundheitsexperte zur Booster-Impfung: Darum haben viele Menschen Vorbehalte gegenüber Moderna

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Dem Gesundheitsexperten Professor Dr. Daniel Jaspersen zufolge sind die Corona-Impfstoffe Moderna und Biontech in ihrer Wirksamkeit gleich gut.
Dem Gesundheitsexperten Professor Dr. Daniel Jaspersen zufolge sind die Corona-Impfstoffe Moderna und Biontech in ihrer Wirksamkeit gleich gut. © Boris Roessler/dpa; privat (Collage: Leon Schmitt)

Die Auffrischimpfung spielt eine wichtige Rolle in der vierten Corona-Welle. In einem Gastbeitrag erklärt Professor Dr. Daniel Jaspersen, Spezialist für Innere Medizin und Gesundheitsexperte der Fuldaer Zeitung, alles Wichtige zur Booster-Impfung.

Fulda - Auf der Webseite des Bundesministeriums für Gesundheit, „Zusammen gegen Corona“, wird noch einmal deutlich zusammengefasst: Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt allen Personen ab 18 Jahren eine Booster-Impfung gegen Covid-19 - vor allem, wenn die zweite Impfung, die für die Grundimmunisierung gesorgt hat, rund sechs Monate zurückliegt. Die Auffrischimpfung soll den Impfschutz noch einmal erhöhen, sie dient dazu, den Impfschutz langfristig aufrecht zu erhalten.

Das Wichtigste vorweg: Die Booster-Impfung sollte unabhängig vom Impfstoff der ersten und zweiten Impfung mit einem sogenannten mRNA-Impfstoff erfolgen. So empfiehlt es die Stiko. Konkret heißt das: Egal, ob man Impfstoffe von Astrazeneca, Johnson & Johnson, Moderna oder Biontech bekommen hat, beim Auffrischen heißt es nur noch: Biontech oder Moderna.

Letzterer kommt allerdings nur für Personen ab 30 Jahren infrage. Für Personen bis 30 Jahren gelten dabei nach wie vor besondere Vorgaben: Für sie wird der Impfstoff von Moderna generell nicht empfohlen. Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren können ebenfalls nicht auf Moderna wechseln, für sie wird ebenfalls ausschließlich Biontech angeraten. (Lesen Sie auch: Corona: FDP-Vize Wolfgang Kubicki macht Front gegen Impfplicht)

Booster-Impfung: Warum ist der Corona-Impfstoff Moderna so unbeliebt?

Warum eben genau diese beiden Impfstoffe verwendet werden, ist simpel: Die mRNA-Vakzine haben bei der besten Wirksamkeit die geringste Nebenwirkungsrate und sind im Vergleich zu den Vektor-Impfstoffen besser verträglich. Und im Vergleich schneiden beide Impfstoffe nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht besser oder schlechter ab. Beide nutzen die mRNA-Technologie und haben nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts eine Wirksamkeit von bis zu 95 Prozent. Zum Vergleich: Der vektorbasierte Impfstoff von Astrazeneca rangiert hier bei bis zu 80 Prozent.

Als Impfarzt sowohl im Klinikum Fulda als auch bei den Quartiersimpfungen wurde ich in den vergangenen Wochen bei den Booster-Impfungen immer wieder und nicht selten mit einem gewissen Unterton gefragt: „Aber ich kriege doch Biontech?“

Ein Grund für die Skepsis ist die Art und Weise, wie der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Biontech-Nachschub begrenzen will, damit auch Moderna verimpft wird. Manche fragen sich daher, ob sie nun womöglich einen „schlechteren“ Impfstoff erhalten. Die nachvollziehbare Verunsicherung lässt sich unter anderem mit dem Kommunikationsdesaster im Zusammenhang mit der Rücknahme des Impfstoffs von Astrazeneca im März begründen.

Kritik kam auch von FDP, Grünen und SPD. Deren Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte im Deutschlandfunk, dass der Impfstoff von Biontech, dem die Menschen vertrauten, zurückgehalten werde, sei ein schwieriger Beschluss, den er nicht richtig finde. Auf Twitter weist er aber zugleich darauf hin, dass Bedenken bei einem Wechsel des mRNA-Impfstoffs unbegründet sind. Die Wirkung könne im Ergebnis sogar größer sein. (Lesen Sie auch: Corona-Impfung: Heftige Kritik an Spahn wegen Biontech-Begrenzung)

Gesundheitsexperte nennt Biontech-Begrenzung als Grund für Moderna-Skepsis

Das Bundesgesundheitsministerium versuchte, die Wogen zu glätten und erklärte, die Präparate von Biontech und Moderna seien beide „sicher, wirksam und gleich gut für Auffrischimpfungen geeignet“. Bis Ende des Jahres stünden 50 Millionen Dosen beider Corona-Impfstoffe für Erst-, Zweit- und insbesondere Auffrischimpfungen zur Verfügung – rund 24 Millionen Dosen Biontech und rund 26 Millionen Dosen Moderna.

Und Jens Spahn hat sich bemüht, Vorbehalte gegen den Moderna-Impfstoff für das Boostern zu zerstreuen und wählte einen Vergleich mit der Autobranche: Das Vakzin von Biontech sei der Mercedes und das von Moderna der Rolls-Royce.

Video: Impfstoffforscher - Booster-Impfung senkt Covid-Risiko drastisch

Bei der Bewertung der Impfstoffqualität spielen irrationale Gründe mit. Eine Erklärung ist, dass viele Menschen nicht nur bei der Kleidung, sondern gerade bei den Impfstoffen markentreu sind, sagt Hajo Zeeb vom Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. Aber nach seiner Einschätzung kann man sich sehr gut nach Biontech mit Moderna impfen lassen und andersrum.

So war Moderna zu Anfang der Impfkampagne in Deutschland nur wenig verfügbar und spielte deshalb auch in der öffentlichen Wahrnehmung keine große Rolle und war eben auch kein deutsches Produkt. Vielleicht hat es auch mit der Silbe „Bio“ zu tun, dass viele Menschen am liebsten mit dem Biontech-Präparat geimpft werden wollen. Nach gegenwärtigem Stand spricht nichts gegen die Booster-Impfung mit Moderna in den Arztpraxen und Impfzentren; das Wichtigste ist nur, dass die Auffrischung erfolgt.

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