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Immer mehr Müll landet illegal im Wald - „Für Tiere kann das gefährlich werden“

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Von: Jasmin Herzberg, Anne Burkard

Illegale Müllentsorgung im Wald
Unter anderem eine auseinander geschnittene Eckbank, Legosteine, ein Wasserzubereiter und ein Toaster wurden in einem Waldgebiet bei Kleinlüder entsorgt. © Gemeinde Großenlüder

Alte Möbel gehören auf den Sperrmüll, Altreifen zum Reifenhändler - eigentlich logisch, oder? Offenbar nicht. Denn immer häufiger kommt es vor, dass Menschen ihren Müll mitten im Wald entsorgen. So zuletzt bei Petersberg und Großenlüder.

Großenlüder/Petersberg - Mehrere Matratzen, Gartenstühle und einen Kühlschrank haben Unbekannte in einem Waldgebiet zwischen Fulda-Oberrode und Großenlüder-Kleinlüder illegal entsorgt. Das berichtet die Polizei. Der genaue Tatzeitraum sei bislang nicht bekannt und Gegenstand der Ermittlungen. Eva Rummel ist Revierförsterin von Großenlüder und vertritt das Gebiet Oberrode kurze Zeit für Revierförster Manfred Kellerhoff. „Das ist so viel Müll, dass es nicht einmal mehr auf einen Hänger passt“, macht sie deutlich.

Illegale Müllentsorgung im Wald - Forstamt: „Kein Kavaliersdelikt“

Im selben Waldgebiet, diesmal zwischen Herrgottseiche und Schubmühle in Großenlüder-Uffhausen, sind Unbekannte weit in den Wald gefahren, um ihren Müll zu entsorgen. Peter Schlitzer, Amtsleiter in der Gemeinde Großenlüder, zählt auf: „Von einer auseinander geschnittenen Eckbank, über Legosteine und einen Wasserzubereiter bis hin zu einem Toaster war einiges mit dabei.“

Schlitzer hat für die illegale Müllentsorgung kein Verständnis: „Es wird immer mehr. Der Revierförster ruft uns ständig an.“ Es ist entsprechend nicht das erste Mal, dass an den beiden Orten Müll abgelegt wurde. Schlitzer erklärt sich das so: „In der Nähe des Waldstücks zwischen Oberrode und Kleinlüder verläuft links und rechts von der Landstraße jeweils ein Feldweg. Da kann man schnell abbiegen, an den Waldrand fahren und seinen Müll abladen.“

Schlachtabfälle, zerbrochene Blumenkübel, drei Lkw-Ladungen Reifen, eine Couch oder Altöl: Schlitzer und Försterin Rummel können sich an einige Abfälle im Revier oder Nachbarrevier erinnern. „Für die Tiere im Wald kann das total gefährlich werden, wenn Dinge wie rostige Nägel oder Scherben im Wald liegen. Weil sie so neugierig sind, durchwühlen sie auch Müllsäcke. Das kann ihnen extrem schaden“, erklärt Rummel.

Illegale Müllentsorgung Reifen
In einem Waldgebiet am Rauschenberg haben Unbekannte Dutzende Autoreifen illegal entsorgt. © Gemeinde

Friederike Prömse-Schneider vom Forstamt Fulda fügt hinzu, dass Vögel manchmal Plastikschnüre zum Nestbau verwenden wollen und sich dann in den Schüren verheddern, was durch Verhungern schlussendlich zum Tod führen kann.

Ortswechsel: An einem Waldweg bei Trätzhof in Fulda hat ein Jagdpächter kurz vor dem Jahreswechsel mehrere Möbelstücke entdeckt. Auch hierbei handelte es sich um illegale Müllentsorgung. Und auch in einem Waldgebiet am Rauschenberg in der Gemeinde Petersberg wurde vor einigen Wochen Müll abgeladen. Spaziergänger haben zwischen Kita und Hochbehälter circa 40 Reifen entdeckt, fotografiert - und anschließend den Fall der Gemeinde Petersberg gemeldet.

Sebastian Kircher, Beauftragter der Gemeinde für Kultur und Presse, berichtet, dass die Reifen auf einem Privatgrundstück abgelegt wurden. Die Gemeinde suchte über soziale Netzwerke nach Hinweisen zum „Umweltfrevel“. Auch die Polizei hat Kenntnis von dem Vorfall. „Die illegale Entsorgung der circa 40 Reifen wurde durch Beamte der Polizei Fulda am 10. März dokumentiert“, berichtet ein Sprecher.

Für die Tiere im Wald kann das total gefährlich werden.

Eva Rummel, Revierförsterin Großenlüder

Forstamt-Vertreterin Prömse-Schneider wundert sich immer wieder, welchen Aufwand und auch welches Risiko die Täter in Kauf nehmen, um illegal ihren Abfall zu entsorgen. Die korrekte Entsorgung von Altreifen beim Reifenhändler koste rund vier Euro. Das Bußgeld für illegal entsorgte Reifen betrage dagegen bis zu 1000 Euro.

Die Höhe des Bußgeldes hängt von der Art und Menge des illegal entsorgten Abfalls und von der Örtlichkeit ab und kann bis zu 50.000 EUR betragen, ergänzt eine Sprecherin des Landkreises Fulda. „Unter Umständen handelt es sich sogar um eine Straftat, die mit Geldstrafen und sogar Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren nach § 326 Strafgesetzbuch geahndet werden kann.“

Laut Prömse-Schneider hängt die Größe des Schadens an Natur und Umwelt von der Art des abgelagerten Mülls ab. „Die Müllentsorgung im Wald ist jedoch niemals ein Kavaliersdelikt“, betont sie. Auch biologisch abbaubarer Gartenmüll, wie etwa Rasen- oder Heckenschnitt, gehöre nicht in den Wald, sondern auf den Kompost im Garten oder auf eine Grünabfalldeponie. Als Grund führt Prömse-Schneider an, dass solche Abfälle zu einer Verfälschung der heimischen Pflanzenwelt führen können.

Traurige „Top Fünf“

Das sind die laut Stadtverwaltung Fulda am häufigsten im Wald entsorgten Gegenstände:

Platz 1: Altreifen
Platz 2: Möbel
Platz 3: Elektro-Geräte
Platz 4: Fahrräder
Platz 5: Bauschutt

„Wir verfügen über ein komfortables Entsorgungssystem, das uns erlaubt, alle Abfälle kostenfrei oder zu entsprechenden Entsorgungsgebühren korrekt und legal zu entsorgen. Viele Deponien sind auch samstags geöffnet. Es besteht nicht die geringste Notwendigkeit, seinen Müll in die Natur zu werfen“, merkt Prömse-Schneider an.

Das Forstamt Fulda sorge dafür, dass jede illegale Müllentsorgung auch geahndet werde. Die Mitarbeiter seien sehr präsent im Wald, weswegen die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden, sehr hoch sei. Auch die Jäger seien für das Thema sensibilisiert.

Video: Illegale Müllentsorgung: Wie stark ist Deutschland betroffen?

Eine Patentlösung gegen die illegale Müllentsorgung im Wald scheint es allerdings nicht zu geben. „Vermutlich hilft nur die konsequente Belegung der Taten mit Bußgeldern und Strafen, denn mittlerweile sollte jeder wissen, dass Müll nicht in die Natur gehört“, sagt Prömse-Schneider.

Revierförsterin Eva Rummel versucht mithilfe von Waldpädagogikführungen, Kinder von Beginn an aufzuklären, keinen Müll im Wald liegen zu lassen. „Mehr als Aufklärung, Augen aufhalten und die Täter auf frischer Tat ertappen, geht nicht“, meint auch sie. Umso mehr sind Förster und Gemeinde auf Fußgänger angewiesen, die die Verschmutzung melden. „Wenn der Müll besonders tief im Wald liegt, kann er unentdeckt mehrere Wochen dort liegen und die Tiere leiden darunter“, macht Rummel deutlich. Hinweise an die Polizei unter Telefon (0661) 1050.

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