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Auto rollt in Fluss: Zwei Zimmermeister bewahren Fahrer vor dem Ertrinken

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Von: Marcus Lotz

Die Zimmermeister Stefan Belz (links) aus Kothen und Kevin Lehmann aus Uttrichshausen retteten im Februar 2021 einem Autofahrer das Leben.
Die Zimmermeister Stefan Belz (links) aus Kothen und Kevin Lehmann aus Uttrichshausen retteten im Februar 2021 einem Autofahrer das Leben. © Marcus Lotz

Als ein älterer Herr am 24. Februar 2021 am Steuer ohnmächtig wird und sein Auto in einen Fluss lenkt, sind Stefan Belz aus Kothen und Kevin Lehmann aus Uttrichshausen zur Stelle: Gemeinsam retten sie den bewusstlosen Mann vor dem Ertrinken. Dafür wurden sie nun ausgezeichnet.

Bad Brückenau/München - Eigentlich waren Stefan Belz und Kevin Lehmann an diesem Tag auf dem Weg zu ihrem Steuerberater in Bad Brückenau in Unterfranken. Die beiden Zimmermeister - Lehmann kommt aus Uttrichshausen im Kreis Fulda - betreiben in Belz‘ Heimat Kothen gemeinsam eine Zimmerei.

Fulda: Zwei Zimmermeister retten verunglückten Autofahrer

„Als Erstes fiel uns auf, dass der Herr vor uns an einer Ampel schon recht zögerlich losgefahren ist“, erinnert sich Lehmann. In einer langgezogenen Rechtskurve sei der Mann dann auf die linke Spur gekommen. „Er konnte dem Gegenverkehr noch ausweichen. Da haben wir schon überlegt, ob wir uns vor ihn setzen und ihn ausbremsen. Das war durch die entgegenkommenden Fahrzeuge aber nicht möglich“, berichtet Lehmann.

Als der Mann immer langsamer wurde, stieg der heute 27-Jährige aus und ging zur Fahrerseite, um das Auto zu stoppen. Doch der Kopf des Mannes war bereits zur Seite geneigt, er selbst offensichtlich bewusstlos. Das Fahrzeug scherte nach rechts aus, stürzte in einen etwa drei Meter tiefen Graben, in dem die Sinn fließt und überschlug sich. Der Mann saß nun immer noch angeschnallt in seinem VW, der sich durch die zerstörten Fenster sofort mit Wasser füllte. (Lesen Sie auch: Zehnjähriger im Freibad beinahe ertrunken: Ehrung für beherzte Lebensretter)

Stefan Belz (von links) und Kevin Lehmann nahmen die Auszeichnung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in München entgegen.
Stefan Belz (von links) und Kevin Lehmann nahmen die Auszeichnung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in München entgegen. © Matthias Balk/Bayerische Staatskanzlei

Obwohl beide noch nie in einer vergleichbaren Situation waren, handelten sie sofort. „Wir haben uns kurz angeguckt und sind dann zu ihm nach unten. Wir wussten: Wenn wir jetzt nichts machen, überlebt dieser Mann das nicht“, erzählt Lehmann. Der heute 33-jährige Belz ist zwar in der Feuerwehr aktiv, sagt aber: „So eine Situation kann man nicht üben. Da muss man spontan handeln.“

Und sie hatten Erfolg: „Ich kann nicht mehr sagen, wie wir das gepackt haben, aber wir haben das Auto umgedreht, sodass der Mann wieder über Wasser war. Dann stieß glücklicherweise gleich eine ausgebildete Ersthelferin dazu“, berichtet Lehmann. Ohne dass eine Wiederbelebung nötig gewesen wäre, kam der Mann wieder zu sich. „Als er wieder bei Bewusstsein war, ist uns ein Stein vom Herzen gefallen“, sagen die Retter heute.

Wir sind dann halt nass zum Steuerberater und haben ihm erklärt, dass wir kurz in die Sinn springen mussten.

Kevin Lehmann, Lebensretter

Nachdem die Einsatzkräfte eingetroffen waren und sie ihre Aussage bei der Polizei gemacht hatten, waren die beiden sofort wieder in ihrem Alltag: „Wir sind dann halt nass zum Steuerberater. Der dachte erst, wir hätten ihn vergessen, aber wir haben ihm dann erklärt, dass wir kurz in die Sinn springen mussten“, erzählt Lehmann und lacht. Mit dem geretteten Mann hatten sie danach keinen Kontakt mehr und beide hatten den Vorfall „abgehakt“, wie Lehmann sagt.

Bis die Lebensretter vor vier Wochen Post von der Bayerischen Staatskanzlei mit einer Einladung nach München bekamen. Am Montag wurde ihnen schließlich durch Ministerpräsident Dr. Markus Söder (CSU) die Christophorus-Medaille für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr im Antiquarium der Residenz München verliehen. „Mit selbstlosen Taten haben sie Leben gerettet und setzten Zeichen der Hoffnung und des Optimismus“, würdigte Söder bei dieser Gelegenheit die insgesamt 36 Retterinnen und Retter. (Lesen Sie auch: Nach Herzstillstand bei Point Alpha: E-Bike-Fahrer dankt seinen Lebensrettern)

Medaille

Wer jemanden unter besonders schwierigen Umständen aus Lebensgefahr rettet, erhält vom Freistaat Bayern eine öffentliche Belobigung und die Christophorus-Medaille. Mit ihr wurden seit 1983 bislang 1848 Personen geehrt.

„Wer uns da ins Spiel gebracht hat, wissen wir nicht“, sagt Lehmann – und bleibt bescheiden: „Es war zwar eine schöne Verleihung, aber wenn es die nicht gegeben hätte, wäre es auch okay gewesen. Wir wussten, wir mussten helfen. Fertig.“

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