Die Filzfabrik Fulda in der Frankfurter Straße 62 ist laut der Unternehmenswebsite ein Hersteller für technische Textilien, Produkte aus Vliesstoffen (Kalander- und Nadelvliese) und Wollfilzen für intelligente Anwendungen. Schwerpunkte der Herstellung sind die Bereiche Automobil, Filtration, Akustik, Medizin, Bodenbelag und Designfilze. Das international aufgestellte Familienunternehmen ist laut Eigenangaben der weltweit größte Produzent von Wollfilzen am Markt. Am Hauptstandort in Fulda arbeiten ungefähr 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bürgermeister Florian Fritzsch deutet aber gegenüber unserer Zeitung zwei wichtige Details an: Vom Umzug von Fulda nach Großenlüder betroffen sind rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Rathauschef nennt auch ein mögliches Motiv der Filzfabrik für die Verlagerung: „Gegenüber dem aktuellen Betriebsgelände in Fulda wird der Standort in Großenlüder als kompakter und mit geringeren Gebäudeflächen angesehen, der die Anpassung an den Wandel in der Wirtschaft besser ermöglicht.“
Bürgermeister Fritzsch berichtete den Gemeindevertretern, dass er von den Plänen des Unternehmens, sich ab 2024 in Großenlüder ansiedeln zu wollen, bei einem Termin mit Landrat Bernd Woide (CDU) vor rund einem Jahr erfahren habe. Fritzsch: „Derzeit sind wir in beständigen Gesprächen und Verhandlungen, wie wir diesen Prozess begleiten können.“
Mit dem Beschluss, den Bebauungsplan für die Filzfabrik ändern zu wollen, wolle die Gemeinde auch ein politisches Statement abgeben, so Fritzsch. In der nächsten Sitzung werde der Planentwurf vorgestellt, zudem stehen noch Gutachten zu Geräusch- und Schallimmissionen aus. (Lesen Sie hier: Teknos will Produktion von Fulda nach Brüggen verlegen - 20 Arbeitsplätze betroffen)
Auch auf Anlagen erneuerbarer Energien wie Fotovoltaik soll Wert gelegt werden. So sollen Voraussetzungen für eine Freiflächenanlage auf bisher landwirtschaftlich genutzten nahen Flächen geschaffen werden. „Das Unternehmen plant, bis 2030 Co2-neutral zu werden und unternimmt bereits jetzt in Fulda große Anstrengungen, um Energie zu sparen und Treibhausgase zu reduzieren“, sagte Fritzsch. „Für Großenlüder ist es ein Erfolg, ein solches Familienunternehmen nach Großenlüder zu holen“, erklärte der Bürgermeister. Das sieht die Gemeindevertretung wohl ähnlich und stimmte einstimmig für die Aufstellung des Bebauungsplans.
Weniger erfreut zeigt sich Fuldas Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld: „Ich bedauere den Schritt des Unternehmens, schließlich handelt es sich um einen Fuldaer Traditionsbetrieb, der einst zusammen mit anderen Firmen den Ruf Fuldas als besonderer Textilstandort in die Welt getragen hat.“