Rund 11.000 Starts und Landungen verzeichnete der neue Leiter im Jahr 2022. „Das ist ein durchschnittlicher Wert“, sagt Jörges, aber für die Zeit nach Corona in Ordnung. Die beiden haben bemerkt, dass sich die Schwerpunkte in der Ausbildung etwas verlagert haben. Das Interesse am Motorflug ist größer geworden. „Wir konnten gar nicht alle Nachfragen befriedigen“, sagt Schmidt-Nentwig.
Dafür sei die Zahl derjenigen, die das Segelfliegen erlernen wollen leicht rückläufig. Ob dies mit der Pandemie zu tun hat, können die beiden nicht sagen. Fest stehe aber, dass sich das Alter der Flugschüler verändert hat. Waren es früher mehr junge Menschen, teilweise sogar 14-Jährige, die wie Reinhard Mey das Gefühl „Über den Wolken muss die Freiheit grenzenlos sein“ erfahren wollten, sind es in diesem Jahr mehr Frauen und Männer im mittleren Alter gewesen, die ihre Fluglizenz erworben haben.
Für die Ausbildung auf der Wasserkuppe stehen der Fliegerschule Wasserkuppe zehn Segelflugzeuge und fünf Motorflugzeuge zur Verfügung. Vier hauptamtliche Fluglehrer und 30 lizenzierte Helfer unterweisen die Flugschüler. Bis zur Erlangung einer Fluglizenz für Motorflugzeuge muss man im Schnitt 12.000 Euro berechnen, für die Lizenz im Segelfliegen die Hälfte.
Dafür müsse man schon einige Zeit einplanen. Die reine Flugausbildung für Motormaschinen dauert im Schnitt 50 Flugstunden. Für die Segelfluglizenz sind es 35 Stunden. Natürlich komme es auf das Talent an, sagt der 31-Jährige. (Lesen Sie hier: Rhöner Segelflugzeug fliegt auf allen Kontinenten - Firma Schleicher liefert 1000. Exemplar aus)
Zusätzlich zu den rund 100 Flugschülern, die die Dienste der Fliegerschule in diesem Jahr in Anspruch genommen haben, kommen noch die rund 300 Charterer. Das sind Piloten, die mit ihren Segelflugzeugen für mehrere Tage auf die Wasserkuppe kommen, um vom Berg der Flieger aus Streckenflüge zu unternehmen. „Für den Tourismus ist das wichtig“, stellt Jörges klar. Denn sie bleiben ein bis zwei Wochen in der Rhön und geben hier ihr Geld aus.
Die Piloten kommen aus dem In- und Ausland – sogar aus Übersee. In diesem Jahr waren auch zwei Russen darunter. Sie mussten abgelehnt werden, weil das Regierungspräsidium Kassel ein Verbot ausgesprochen hatte, russische Piloten fliegen zu lassen. Sie fielen unter die Sanktionsvorschriften.
„Wir wollen die Zahlen im nächsten Jahr halten“, sagt der neue Leiter der Fliegerschule. Er hofft, dass dies gelingt. Denn auch im Flugsport machen sich die Auswirkungen des Ukraine-Krieges bemerkbar. Die Ersatzteile für die Flugzeuge sind alle wesentlich teurer geworden, sagt er. Aber er baut wie Harald Jörges darauf, dass wieder viele Piloten auf der Wasserkuppe, dem Berg der Flieger, auch in der Zukunft fliegen lernen wollen.