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Kilometerweise Dochte aus Dorfborn: „Kerzen-Schreiber“ verlegt Standort von Edelzell nach Neuhof

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Von: Andreas Ungermann

Die Geschäftsleitung der Schreiber GmbH beim Spatenstich (von links): Carsten Staubach (Geschäftsführer), Uwe Emmert (HEG Hallenbau) Norbert Staubach (Geschäftsführer), Lukas Staubach (Produktionsleiter)
Die Geschäftsleitung der Schreiber GmbH beim Spatenstich (von links): Carsten Staubach (Geschäftsführer), Uwe Emmert (HEG Hallenbau) Norbert Staubach (Geschäftsführer), Lukas Staubach (Produktionsleiter) © um-werbephotographie.de

Freude in Neuhof – Bedauern in Fulda: Die Firma Schreiber – vielen Fuldaern als „Kerzen-Schreiber“ bekannt – siedelt sich mit ihrem Betrieb im Gewerbegebiet Neuhof-Nord im Ortsteil Dorfborn an. Und sie wird dort noch Nachbarn bekommen.

Neuhof/Edelzell - Der Zeitplan ist ambitioniert: Gerade erst wurde der symbolische erste Spantenstich gesetzt, schon im November sollen in Dorfborn – Richtung Tiefengruben – eine neue Produktionshalle sowie ein zweistöckiges Bürogebäude auf einer 7400 Quadratmeter großen Fläche entstehen. Im Spätherbst will die Schreiber GmbH – besser bekannt als Kerzen-Schreiber – dort die ersten Dochte für Kerzen, Teelichter, Grablichter und ähnliches produzieren.

Inhaber und Senior-Chef Norbert Staubach bezeichnet das Projekt mit einer Investitionssumme im „mittleren siebenstelligen Bereich“ als logischen und konsequenten Schritt. In den vergangenen zehn Jahren habe sich Schreiber von einer kleinen Kerzen-Manufaktur zu einem der größten Dochtproduzenten in Europa entwickelt. (Lesen Sie hier: KKE-System aus Flieden baut neuen Standort im Gewebegebiet Geisa)

Fulda: „Kerzen-Schreiber“ verlegt Standort von Edelzell nach Neuhof

„Wir produzieren momentan an zwei Standorten, da wir schon seit längerem aus allen Nähten platzen und deshalb eine zusätzliche Produktionshalle mieten mussten. Das macht Organisation und Logistik extrem aufwendig. Außerdem produzieren wir in Edelzell mitten in einem Wohngebiet“, erklärt Norbert Staubach. Pro Tag stellt das Unternehmen momentan circa 220 Kilometer Docht her, was einer täglichen Pendelroute von Fulda nach Frankfurt (und zurück) entspricht. Mit der neuen Produktion soll diese Strecke dann auf über 300 Kilometer pro Tag gesteigert werden.

Aktuell beschäftigt Schreiber neun Mitarbeiter und einen Auszubildenden. In Dorfborn kommen nochmal drei Mitarbeiter und ein Azubi dazu. Zum Personal zählt Schreiber zudem einen Handelsvertreter für Osteuropa mit Sitz in Polen und einen weiteren für die vorderasiatischen Länder mit Sitz in der Türkei. „Alle weiteren Länder werden von uns direkt betreut“, erklärt Carsten Staubach gegenüber unserer Zeitung.

Der Weg zum Wachstum wurde nach Mitteilung des Familienunternehmens durch den Einstieg von Carsten Staubach und dessen Bruder Lukas geebnet, die in der Entwicklung von neuen Produkten und im internationalen Vertrieb tätig sind. Das Unternehmen habe nationale und internationale Patentanmeldungen eingereicht – unter anderem für den ersten boraxfreie Docht, der ohne diese gesundheitsschädliche Substanz auskommt.

Bürgermeister Stolz: „Schreiber passt als Familienbetrieb gut zu Neuhof-Nord“

Und was ist mit Lieferengpässen und Materialknappheit in der Baubranche? Staubachs sind zuversichtlich: Das Projekt sei frühzeitig an einen Generalunternehmer vergeben worden und fast alle Bauteile würden vorgefertigt. Die Ansiedlung passt laut Neuhofs Bürgermeister Heiko Stolz (CDU) in das Konzept für Neuhof-Nord. „Hier sind hauptsächlich familiengeführte, mittelständische Unternehmen ansässig, in ein gutes Miteinander und ein enges Netzwerk pflegen“, sagt er.

Diese Ausrichtung wollen Verwaltung und Gemeindevertreter bei der weiteren Entwicklung verfolgen. „Wir haben zwei oder drei Grundstücke die schon verkauft sind. Damit steht nur noch eines zur Vermarktung, für das aber schon Interessenten vorhanden sind“, sagt Stolz. Dann sei Neuhof-Nord ausgeschöpft. Die Kommune arbeite aber an einer Baulandplanung zur Erweiterung in Richtung Nordwesten. 2,5 Hektar seien hier noch drin. Eine Ausdehnung in Richtung Süden – zu den Bahngleisen hin – sei noch Zukunftsmusik.

Bedauern äußert indes die Stadt Fulda, die dem Unternehmen ein Grundstück angeboten hatte, „das aber offenbar die Anforderungen nicht in vollem Umfang erfüllte“. Dennoch sei es positiv, dass in der Region weiterhin die traditionsreiche Kerzen- und Dochtproduktion betrieben werde. Einen Wermutstropfen hat die Entwicklung jedoch: Das Geschäft mit dem Verzieren und Gestalten von Tauf-, Kommunion- und Hochzeitskerzen sowie die Belieferung von Kirchen wird Schreiber mit dem Umzug einstellen.

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