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Internet vs. Telefonumfrage: Debatte um „Oben ohne“ im Schwimmbad spaltet Lesermeinungen

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Von: Sophia Auth

Die Debatte darüber, ob Frauen „oben ohne“ baden dürfen oder ein Bikini-Oberteil tragen sollten, spaltet die Meinungen unserer Leser.
Die Debatte darüber, ob Frauen „oben ohne“ baden dürfen oder ein Bikini-Oberteil tragen sollten, spaltet die Meinungen unserer Leser. © Thomas Warnack/dpa

„Oben ohne“ im Schwimmbad – ein Thema, das polarisiert. In Berlin ist es mittlerweile offiziell erlaubt. In Fulda ist es zumindest nicht verboten. Die Diskussion zu diesem Thema hält an.

Fulda - In der Samstagsausgabe unserer Zeitung - und später auch online - erschien ein Bericht zum Thema „Oben ohne“ in Schwimmbädern. In Bädern in Berlin ist dies nämlich nach einer Beschwerde offiziell erlaubt. Verboten ist es in Fulda nicht, vonseiten der RhönEnergie hieß es lediglich, dass Badebekleidung hygienisch sein müsse.

Fulda: Debatte um „Oben ohne“ im Schwimmbad spaltet Lesermeinungen

Sowohl das Frauenbüro der Stadt Fulda als auch die Femministische Frauenbewegung Fulda unterstützten es, dass Frauen die Möglichkeit haben, ohne Bikini-Oberteil zu schwimmen. Letztere sehen darin nicht nur einen Gewinn im Sinne von Gleichberechtigung und Gleichbehandlung, sondern auch eine Entsexualisierung des weiblichen Körpers.

Wir haben in der „Frage des Tages“ - diese erschien in unserer Tageszeitung sowie auf unserer Webseite - unsere Leser gefragt, ob Frauen generell „oben ohne“ baden dürften. Leser konnten, wie bei der „Frage des Tages üblich“, per Anruf abstimmen oder per Klick im Internet. Die Abstimmung hatte ergeben, dass insgesamt 52 Prozent der 791 Leser, die sich beteiligt hatten, dagegen waren, dass Frauen generell oben ohne baden dürfen.

Auffällig waren zwei Dinge: Sehr viele Leser haben im Laufe der Woche den Text gelesen, das beweisen die Klickzahlen unserer Internetplattform. Außerdem weicht die Verteilung des Stimmergebnisses im Internet von der telefonischen Umfrage ab: 51 Prozent der Leserinnen und Leser, die im Internet abgestimmt haben, waren dafür, dass „oben ohne“ im Schwimmbad generell erlaubt sein sollte. 99 Leser riefen an, nur 29 Prozent davon stimmten mit „ja“.

In einer neu angelegten Umfrage (weiter oben im Text) kann weiterhin abgestimmt werden. Mittlerweile fällt das Ergebnis deutlicher aus: Rund 63 Prozent der Nutzer sind dafür, dass „oben ohne“ im Schwimmbad generell erlaubt sein sollte (Stand: 17. Februar, 13 Uhr).

Video: Übersicht deutscher Städte - hier dürfen Frauen „oben ohne“ schwimmen

Wir wollten außerdem wissen: „Was sagen Sie dazu? Und wo sehen Sie Probleme oder Chancen?“ Die Reaktionen, die uns per E-Mail zu diesem Artikel erreicht haben, zeigen vor allem eines: Kritik. „Es werden alle Grenzen des Schams und des Anstandes aufgeweicht und abgeschafft“, schrieb eine Leserin. Sie erachtet es als „schämenswert“. Von einer weiteren Leserin hieß es: „Also ich finde es unmöglich. Ich würde mich dadurch belästigt fühlen. Auch für Kinder.“ Und ein dritte schreibt: „Ich bin gegen ein ‚oben ohne‘ für Frauen im Schwimmbad.“

Auffällig ist, dass die Reaktionen der Leser, die über die Internetplattform Facebook kamen, teilweise von den Meinungen in den E-Mails abweichen. Hier sprachen sich einige Leser für eine „oben ohne“ Regelung aus. Denn so wären Männer und Frauen gleichberechtigt. Andere Leser schrieben, dass es ihnen egal sei, was andere Personen im Schwimmbad tragen. Jedoch gefalle es ihnen allerdings besser, wenn Frauen ihre Brüste mit einem Badeanzug oder Bikini-Oberteil bedecken.

Andere werteten es als einen Eingriff in die Intimsphäre der jeweiligen Frauen. Doch auch im Internet gibt es einige Kritik. Manche der Facebook-User befürchten, dass Frauen, die „oben ohne“ baden, im Schwimmbad begafft werden könnten. Kritik gibt es zudem an der Brisanz des Themas.

Die Meinung, dass viele der Leserinnen und Leser wichtigere Probleme zu stemmen haben, teilt ein Mann, der sich per Mail an uns gewandt hat. Er befürchtet, dass durch das Baden „oben ohne“ mehr Arbeit auf die Gerichte zukommt. Denn die Zahl von Frauen, die sexuell belästigt werden, könne ansteigen.

„Oben ohne“ im Schwimmbad: Aktivistin Lotte Mies wird angefeindet

Die Aktivistin Lotte Mies, die sich erfolgreich für „Oben ohne“-Baden in Berliner Schwimmhallen eingesetzt und damit den Stein ins Rollen gebracht hatte, wird dafür auch angefeindet. „Manche wünschen mir, dass ich vergewaltigt werde“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Dennoch plane sie, sich weiter für die Rechte von Frauen einzusetzen. „Wenn es wärmer wird, wollen wir Aktionen wie etwa Picknicks und Wanderausflüge oben ohne starten“, sagte die 33-Jährige, die sich in der Initiative „Gleiche Brust für alle“ engagiert. (mit dpa-Material)

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