Wilderei ist in der Region kein häufiges Phänomen. Das bestätigen die Jagdbehörde ebenso wie Fuldas Forstamtsleiter David Nöllenheidt. Es gebe aber immer wieder einmal Hinweise auf „ungeklärte Schussabgaben“ und Funde von Wild-Kadavern im Wald. Vor mehr als zehn Jahren habe es im Gieseler Forst offenbar sogar einen Wilderer gegeben, der mit der Armbrust gejagt habe. Der Fall ist laut Nöllenheidt nie aufgeklärt worden.
Auch zwei Jägerinnen, denen Müller und sein Begleiter später bei ihrer Fahrt begegneten, konnten keine Hinweise geben. Mit den beiden Frauen, die im Staatsforst dann und wann zur Jagd gehen, hatte auch Fuldas Forstamtsleiter David Nöllenheidt nach einem Anruf Müllers schon gesprochen, als die Redaktion ihn um eine Einschätzung der Situation bat.
Er schließt, wie auch schon zuvor im Kontakt mit Revierinhaber Müller, aus, dass das Tier bei einer Jagd im Staatsforst verletzt worden sei: „Wir hatten zu dieser Zeit eine strikte Jagdruhe – auch weil wir einige Tage später eine Drückjagd angesetzt hatten“, erläutert der Forstamtsleiter. (Lesen Sie hier: Jährlich Dutzende Fälle von Jagdwilderei in Hessen - unterschiedliche Motive)
Er teilt Müllers Einschätzung, dass ein Verzicht auf die Nachsuche ein schwerer Verstoß gegen die Regeln waidgerechter Jagdausübung wäre. „Wir haben ja eigens gut ausgebildete Schweißhunde, die mit ihren Führern dann aktiviert werden können, wenn ein verletztes Tier gesucht wird“, betont er. Daher sei eine Anzeige wegen Wilderei die richtige Reaktion. Zu diesem Schritt hatte auch die von Müller ebenfalls einbezogene Untere Jagdbehörde beim Landkreis geraten.
Bei der Polizei in Hünfeld bittet man daher um Hinweise. Die Beamten ermitteln wegen des Verdachts der Jagdwilderei und eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Der Fundort befindet sich im Bereich „Köhlersgraben“. Wann und wo auf den Hirsch geschossen wurde, ist derzeit noch unklar. Laut Müller wurde in Michelsrombach in der betreffenden Nacht gegen vier Uhr ein Schuss gehört.
Darüber, wie lange das waidwunde Tier noch laufen konnte, gehen die Meinungen der Experten auseinander: Während Müller unter Hinweis auf den Blutverlust nur wenige Stunden für wahrscheinlich hält, verweist Nöllenheidt darauf, dass unter Schock und auch wegen der kühlen Temperaturen eine längere Zeit zwischen Verletzung und Fund liegen könnte. Hinweise erbitten die Beamten unter Telefon (06652) 96580 oder über die Onlinewache.