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„Die Leere hat nicht das letzte Wort“ - Bischof Gerber predigt zu Ostern im Dom

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Von: Eike Zenner

Bischof Michael Gerber an Ostern im Dom in Fulda
Der Lauf der Geschichte sei seit Ostern ein anderer, betonte Bischof Gerber. Wörtlich sagte er: „Raus aus dem Hamsterrad von Leerstelle zu Leerstelle, Raus aus dem Getriebensein hinein in eine andere Dynamik.“ © Arnulf Müller/Bistum Fulda

Fuldas Bischof Michael Gerber hat in seiner Osterpredigt im Dom die Themen Aufbruch und Leben in neuer Dynamik in den Mittelpunkt seiner Predigt gestellt.

Fulda - Ostern eröffne einen Perspektivwechsel, mache Mut und motiviere zu einem Aufbruch, der immer wieder herausfordere, sagte Bischof Dr. Michael Gerber am Ostersonntag im Dom in Fulda. „Das Wort des Auferstandenen ist das erste Wort, das uns in eine neue Dynamik hineinführt“, predigte der Fuldaer Oberhirte.

Ostern: Bischof Gerber predigt im Dom in Fulda - „Leere hat nicht das letzte Wort“ 

Es war eine „Kernfrage des menschlichen Lebens“, die Bischof Gerber ins Zentrum seiner Osterpredigt stellte: „Was treibt dich an auf deinem Weg, bei deinen Bemühungen, deinem Ringen, bei dem was du tust?“

Auf dem Weg voran, in den nächsten Tag, hätten die Jünger Johannes und Petrus am Ostermorgen erst einmal eine doppelte Hoffnungslosigkeit erfahren: Der Platz Jesu ist leer, und leer ist nun auch sein Grab. Damit sieht es so aus, als ob sich Hoffnungen nicht erfüllen, von Leerstellen geprägt sind und nichts eintritt, so wie man es sich vorgestellt hat.

Zahlreiche Gläubige waren Ostersonntag in den Dom gekommen.
Zahlreiche Gläubige waren Ostersonntag in den Dom gekommen. © Arnulf Müller/Bistum Fulda

In seiner Predigt verglich Gerber den Lauf der beiden Jünger mit dem Lauf unserer Tage: Der Blick in die Zukunft sei heute anders als in früheren Zeiten und nicht mehr von Prognosen wachsenden Wohlstands, Aufbaus und Fortschritts geprägt. Vielmehr gebe es gesellschaftlichen Polarisierungen, Klimawandel und „Sichtweisen, die uns erschrecken“, sagte Gerber laut Pressemitteilung, die das Bistum vorab versandt hatte.

Dennoch versuchten die Menschen, sich dagegen zu stellen: „Immer mehr Aufwand müssen wir betreiben, immer mehr Zeit und Energie verwenden, um einigermaßen den Lebensstandard zu halten, den wir gewohnt sind. Immer mehr investieren wir auch in Projekte kirchlicher Entwicklung, wohl wissend, dass wir viele Erfahrungen des Abbruchs und der Leere nicht aufhalten können“, machte der Bischof deutlich.

Bischof Gerber: Ostern führt in andere Dynamik

Die österliche Wirklichkeit zeige dagegen einen neuen Aufbruch, der uns antreibe, uns positiv motiviere. Die Erfahrung der Leere habe nicht das letzte Wort, das letzte Wort habe der Auferstandene selbst. „Und es ist zugleich das erste Wort, das uns in eine neue Dynamik hineinführt“. Der Lauf der Geschichte sei seit Ostern ein anderer, betonte der Bischof. Wörtlich sagte er: „Raus aus dem Hamsterrad von Leerstelle zu Leerstelle, Raus aus dem Getriebensein hinein in eine andere Dynamik.“

Mit der österlichen Botschaft sei eine Antwort auf Leerstellen möglich, die oft enttäuschend wirkten. Und auch wenn es vordergründig die gleichen Wege seien, auf denen man unterwegs sei, tiefgründig sei es eine andere Dynamik, betonte der Bischof und machte gleichzeitig Mut, diese neuen Wege zu gehen: „Komm den Momenten auf die Spur, wo du herausgefordert bist, dich umzudrehen, die Perspektive zu verändern“, sagte Gerber.

Bischof Michael Gerber (Mitte) in der Osternacht vor dem Fuldaer Dom.
Bischof Michael Gerber (Mitte) in der Osternacht vor dem Fuldaer Dom. © Mediennetzwerk Hessen/Martin Engel

Die Osternachtfeier mit dem traditionellen Osterfeuer vor dem Fuldaer Dom hatte Bischof Gerber am frühen Sonntagmorgen um 5 Uhr gefeiert. Der Lichtfeier, dem Osterfeuer und dem Wortgottesdienst mit Erneuerung des Taufbekenntnisses schloss sich eine festliche, österliche Eucharistiefeier an.

Warum die Osterbotschaft im Durcheinander der Welt aktueller ist denn je, darüber haben Pfarrer Carsten Noll und Pfarrerin Anke Mölleken im Vorfeld der Feiertage mit der Fuldaer Zeitung gesprochen.

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