Hochwasser in Osthessen: Pegel sinken - Gefahr ist laut Land Hessen aber noch nicht gebannt

Am Freitag haben unzählige Feuerwehrleute in Osthessen gegen das Hochwasser gekämpft. Auch in dieser Woche könnten die Pegel der Fulda und Kinzig wieder Meldestufen überschreiten.
Update vom 1. Februar, 12.27 Uhr: Die Hochwasser-Lage hat sich vielerorts entspannt. Allerdings rechnet das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) damit, dass die Pegel „ab Dienstag und vor allem ab Mittwoch“ erneut steigen werden. Als Grund dafür nennt die Behörde das wechselhafte Wetter. „Das betrifft vor allem die Fulda und Kinzig, wo die Meldestufe II, das heißt mittelstarkes Hochwasser, überschritten werden kann“, teilt das HLNUG mit.
Hochwasser in Osthessen: Feuerwehren ziehen nach Dauereinsatz Bilanz
Update vom 31. Januar, 10.23 Uhr: Die Feuerwehr in Bad Soden-Salmünster sowie in Bad Brückenau zogen am Samstag eine erste Bilanz der Einsätze wegen des Hochwassers in den betroffenen Städten.
In Bad Soden-Salmünster waren etwa 155 Einsatzkräfte aus allen Feuerwehren der Stadt (Ahl, Alsberg, Bad Soden, Huttengrund, Katholisch-Willenroth, Kerbersdorf, Mernes, Salmünster), die DLRG Bad Soden-Salmünster/Main-Kinzig und der Katastrophenschutz-Zug aus der Feuerwehr Jossgrund den gesamten Freitag im Einsatz. Außerdem waren das Ordnungsamt, der städtische Bauhof und Bürgermeister Dominik Brasch unterstützend ganztags im Einsatz. Über 50 einzelne Einsatzstellen seien von kurz vor 8 Uhr bis 18.45 Uhr gemeldet worden. Die Einsätze liefen aber auch am Abend, insbesondere für den Innenstadtbereich Bad Soden weiter. Diese Einsätze konnten um 20 Uhr dann ebenfalls abgeschlossen werden. Über 3000 Sandsäcke wurden von den Einsatzkräften ab morgens gefüllt und etwa 2500 im Stadtgebiet an den Einsatzstellen verbaut sowie an die Bevölkerung verteilt.

Die Feuerwehr Bad Brückenau war am Freitag ab 8.30 Uhr im Dauereinsatz. Bei insgesamt 18 Einsätzen, wurden durch die Feuerwehr mehrere Fahrbahnüberflutungen sowie Geröll und Schlamm beseitigt. Häuser, welche wegen zu hoher Wasserstände der angrenzenden Bäche gefährdet waren, wie zum Beispiel am Röthbach in Bad Brückenau, wurden vorsorglich mit Sandsäcke gesichert. An Feldwegen, welche zu Gebäuden angrenzten, wurden mit Hilfe von Sandsäcken Wassersperren errichtet. Hierdurch konnte eine Überflutung der Gebäude verhindert werden. Mit Hilfe der Ortsteilwehren Volkers und Römershag wurden zusätzliche 450 Sandsäcke gefüllt. In einem Zeitraum von etwa 13 Stunden wurden rund 260 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet. Nach umfangreicheren Reinigungsarbeiten an den Fahrzeugen und Gerätschaften, habe die Feuerwehr Bad Brückenau ihren letzten Einsatz gegen 21.30 Uhr beenden können.
Der Main-Kinzig-Kreis warnte unterdessen am Samstagabend vor möglichem Hochwasser am Unterlauf der Nidder. Das Rückhaltebecken zwischen Düdelsheim und Lindheim sei für solche Hochwasserereignisse eigens gebaut worden. Doch die Wassermengen, wie sie derzeit vom Seemenbach, einem Nebenfluss der Nidder, kommen, würden die Anlage an ihre Grenzen bringen. Dadurch drohe in der Folge auch ein Anstieg der Nidder, was unter anderem Ortsteile beziehungsweise Stadtteile von Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden betreffe.

Die beiden Landräte Thorsten Stolz (Main-Kinzig-Kreis) und Jan Weckler (Wetteraukreis) stehen in engem Kontakt auch mit betroffenen Bürgermeistern. Gemeinsam hoffen sie, dass das angekündigte Zwischenhoch eine Atempause für die Einsatzkräfte bringt, die seit dem frühen Freitag im unermüdlichen Einsatz sind. Beide Landräte wollen über das Wochenende das Geschehen weiter verfolgen und sprechen den Helferinnen und Helfern ihren Dank aus im Namen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger.
Update vom 30. Januar: Nach dem Hochwasser im Main-Kinzig-Kreis öffnen manche Baumärkte am Samstag und Montag, damit Material zur Beseitigung der Hochwasserschäden gekauft werden kann.
Tauwetter und Regen sorgen für Hochwasser in Osthessen: Bürgermeister kündigt Soforthilfen an
Erstmeldung vom 29. Januar:
Region - Vor allem rund um den Vogelsberg (etwa Kinzig-Nebengewässer oder Fulda-Oberlauf) und im Taunus wurden an vielen Pegeln Meldestufen überschritten. Das berichtet das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) am Freitagmittag. Im Kinzig- und Niddagebiet seien die Pegel im Lauf des heutigen Vormittags noch einmal deutlich gestiegen: An vier Pegeln ist die höchste Meldestufe (III) überschritten. „Insgesamt liegen in Hessen (Stand 12 Uhr) 43 Pegel mit Meldestufenüberschreitungen vor“, so das HLNUG.
Region Fulda: Hochwasser ruft Hunderte Feuerwehrleute auf den Plan
Schlüchtern ist vom Hochwasser besonders stark betroffen. Dort herrscht am Freitag eine Alarmlage in beinahe allen Stadtteilen. Mehr als 100 Feuerwehrleute kümmern sich um die bis zu 40 Einsatzstellen. Wie Christian Gärtner, Wehrführer der Innenstadt-Feuerwehr, berichtet, hat es morgens mit einem Einsatz am Reiterhof Röhrigs angefangen: „Da ist das Wasser in den Stall gelaufen.“ Gegen 11 Uhr hatte die Feuerwehr dann alle Hände voll zu tun: Lange Grasbeete, Getränke Lambert, Zulauf von Elmbach und Schwarzbach in Elm, die Kinzig-Anrainer von Herolz bis Niederzell und in der Innenstadt – überall waren Häuser gefährdet, Keller liefen mit Wasser voll. Und in der Reithalle in der Breitenbacher Straße waren sogar die Pferde in den Stallungen in Gefahr. Bis 15 Uhr gingen bei der Leitstelle rund 90 Meldungen ein, im Wesentlichen volle Keller.

Viel zu tun gab es auch in Birstein (15 Alarmierungen), Bad Soden-Salmünster (12) und Steinau (12) sowie den umliegenden Kommunen. Landrat Thorsten Stolz richtete einen herzlichen Dank an alle Helferinnen und Helfer: „Hinter den Alarmierungen stehen jeweils stundenlange Einsätze zum Schutz von Hab und Gut. Hinzu kommen die kurzfristigen Hilfen in den jeweiligen Straßenzügen, auch durch Angestellte der Städte und Gemeinden und unter Nachbarn. Allen sage ich im Namen der Bürgerschaft: Danke für die Unterstützung.“
Auch Schlüchterns Bürgermeister Matthias Möller (parteilos) dankte den Kameraden der Feuerwehr. Er will ein Fachbüro damit beauftragen, Ursachen zu analysieren und Lösungen anzubieten. Bereits am Samstag möchte er sich mit den Fraktionsvorsitzenden in Klausur begeben. Möller kündigte zudem an, als eine Art Soforthilfe 200.000 Euro zur schnellen Behebung von Wasserschäden zur Verfügung stellen zu lassen, teilt er mit.
Die Kinzig und Zuflüsse wie die Bracht, Salz und Bieber hatten seit Donnerstag teils die Meldestufe 3 überschritten. Aufgrund angekündigter Regenfälle und weiterhin milder Temperaturen hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie unter anderem für den Einzugsbereich der Nidder und der Kinzig vor weiter steigenden Pegeln gewarnt.
Hochwasser in Osthessen: Meldestufen an vielen Stellen überschritten
Im Petersberger Ortsteil Margretenhaun hieß es bei starken Regenfällen in der Vergangenheit häufig Land unter. „Heute Nachmittag war der Pegel kritisch, doch dann hat der Regen aufgehört“, berichtet Martina Blum von „Zum Grünen Baum“. Der Gaststätte lief schon oft der Keller voll, doch dieses mal blieb alles trocken, auch von Leuten aus dem Dorf sei der Wirtin nichts von überfluteten Kellern bekannt.
Auf den Bronnzeller Wiesen hat sich hingegen ein richtiger See gebildet, so viel Wasser ist hier über die Ufer getreten. Auch bei einem Spaziergang in den Fulda-Auen muss man mit nassen Füßen rechnen - wie auch an vielen weiteren Stellen in Hessen.
In Hofbieber trat der Fluss „Bieber“ in Niederbieber über die Ufer. Kurze Zeit später gab es auch Überschwemmungen in Wiesen und Langenbieber. Um Keller zu schützen, wurden von der Feuerwehr Sandsäcke an Häusern und Einfahrten aufgebaut. Zudem mussten sämtliche Straßen von Schlamm und Geröll von der Feuerwehr befreit werden. Auch Gullideckel wurden gereinigt. Vielen Straßen waren während des Hochwassers voll gesperrt. Die Feuerwehr war mit über 100 Kräften im Einsatz.

Auch in Teilen der Rhön und des Vogelsbergs sind Feuerwehrleute im Einsatz. Ursache des Hochwassers sind laut HLNUG „andauernder Regen und durch milde Temperaturen einsetzendes Tauwetter“. In den vergangenen 24 Stunden seien südlich der Mainlinie etwa 10 bis 20 Millimeter Niederschlag, zwischen der Mainlinie und der Höhe von etwa Bad Hersfeld 20 bis 30 Millimeter und nördlich davon etwa 10 Millimeter Niederschlag gefallen - im Norden überwiegend als Schnee.
„Diese Niederschlagsmengen, führten zusammen mit der milden Witterung zur Schneeschmelze in tieferen Lagen und in der Südhälfte von Hessen“, so das HLNUG. Die Behörden rechnen mit weiter ansteigenden Wasserständen - vor allem in den Einzugsgebieten der oberen Fulda, der Nidder und der Kinzig. (tim, lio)