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Run auf die Rhön und die Stadt Fulda - Touristiker haben dennoch Sorgen

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Von: Volker Nies

Wanderer genießen bei einer Rast auf der Wasserkuppe den Ausblick über die Rhön. Mehr Touristen sorgen aber auch für mehr Konflikte.
Wanderer genießen bei einer Rast auf der Wasserkuppe den Ausblick über die Rhön. Mehr Touristen sorgen aber auch für mehr Konflikte. © Uwe Zucchi/dpa

Schönes Wetter, das Musical „Robin Hood“ und viel Nachholbedarf nach der Pandemie lassen die Buchungszahlen im Kreis Fulda hochschnellen. Auch das Neun-Euro-Ticket hilft. Doch zwei Entwicklungen machen den Touristikern Sorge.

Fulda - Die Zahlen der Rhön GmbH zeigen: Mehr Gäste als im Vorjahr buchen einen Urlaub in der Rhön. Auch im Hessischen Kegelspiel steigen die Buchungszahlen. „Das Niveau von vor der Pandemie haben wir aber noch nicht wieder erreicht“, sagt Christine Jecker, Leiterin der Touristischen Arbeitsgemeinschaft Hessisches Kegelspiel.

Manfred Helfrich: Seit Anfang Mai ist die Rhön gut besucht

„Seit Anfang Mai registrieren wir eine gute Auslastung in der Rhön“, berichtet Manfred Helfrich (CDU), Poppenhausener Bürgermeister und Sprecher der Touristischen Arbeitgemeinschaft „Die Rhöner“ (Fulda). „Man sieht an der Fußgängerfrequenz und den amtlichen Kennzeichen der Gäste-Fahrzeuge vor Ort, dass die Rhön gut besucht ist.“

„Der Inlandstourismus hat wieder an Fahrt aufgenommen, wir können davon ausgehen, dass die Übernachtungs- und Gästezahlen aus der Zeit vor Corona annähernd erreicht werden können“, sagt Helfrich. Die Erholungssuchenden hätten in den vergangenen beiden Jahren erkannt, dass man auch in Deutschland gut Urlaub machen könne. Dabei seien Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Wohnmobile sowie Campingplätze besonders beliebt – Plätze, an denen man ein bisschen Abstand von den anderen Urlaubern halten kann.

Run auf die Stadt Fulda

Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen blüht der Tourismus in Fulda wieder auf – nicht zuletzt dank der Weltpremiere von „Robin Hood“ und neuer Erlebnisführungen, berichtet die Stadt. An den Stadtführungen nahmen 2022 bislang 13.000 Menschen teil – das sind schon 60 Prozent der Teilnehmerzahl im gesamten 2021. Von Januar bis März 2022 wurden – trotz der Beschränkungen damals – 89.900 Übernachtungen registriert – mehr als doppelt so viel wie zur gleichen Zeit 2021. Die Stadt erwartet 450.000 Übernachtungen 2022.

Auch die Gäste, die mit dem Zug kommen, werden mehr. „Seit der Einführung des 9-Euro-Tickets wachsen die Anfragen zu Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Rhön und durch die Rhön merklich“, berichtet die Rhön GmbH. Wie sich dies auf die Besucherzahlen auswirken wird, sei aber noch unklar. (Lesen Sie hier: Neues Produkt aus dem Biosphärenreservat: Rhöner Bio-Schinken)

Buchungszahlen in Fulda und Region steigen - Tourismusbranche dennoch besorgt

Über eine Entwicklung bei den Buchungen, die dem Hotel mehr Arbeit macht, berichtet Christof Weisenborn vom Hotel Restaurant Gersfelder Hof: „Die Gäste freuen sich, wieder reisen zu können. Aber die Buchungen kommen zum Teil sehr kurzfristig. Viele der Gäste fragen vorab nach den Stornofristen. Es kommen viele Stammgäste, Tagungsteilnehmer und touristisch Reisende“, sagt Weisenborn, der auch stellvertretender Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ist. Insgesamt sei er aber für den Sommer zuversichtlich, sagt der Hotelier.

Von einer wachsenden Zahl von Nachfragen aus ganz Deutschland berichtet das Best Western Hotel Rhön Garden in Poppenhausen. „Gerade aus Norddeutschland haben wir viele Buchungen. Die Zahlen liegen deutlich über dem Vorjahr, aber noch nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie“, sagt Direktor Uwe Rettig.

Die Touristiker haben aber zwei große Sorgen. Die erste Befürchtung betrifft die Inflation. Wenn das Geld für teure Lebensmittel und teuren Sprit draufgeht, bleibt nicht mehr viel für den Urlaub. „Die Kunden sind deutlich preissensibler geworden“, berichtet Rhön Garden-Direktor Rettig. Christine Jecker vom Hessischen Kegelspiel bestätigt: „Die Menschen müssen sparen. Wir haben eine enorme Prospekt-Anfrage aus unserer Region. Offenbar wollen viele Menschen in ihrer Heimat Urlaub machen. Aber das sind dann Tagestouristen, die die Wanderwege füllen, und keine Übernachtungsgäste.“

Robin Hood-Musical und Pandemie-Nachholbedarf locken Touristen nach Fulda

Die zweite aus Sicht der Rhön besorgniserregende Entwicklung ist die Tatsache, dass diejenigen Menschen, die genug Geld für Urlaub haben, sich wieder verstärkt für Urlaub in entfernteren Zielen interessieren. Das hat Folgen für den Deutschland-Tourismus, warnt Alexander Martin, Sprecher der Rhön GmbH: „Der Aufwärtstrend in der Rhön wird etwas dadurch gedämpft, dass Auslandsreisen merklich zunehmen und der Fokus zu internationalen Destinationen gelenkt wird.“

Auch Bürgermeister Manfred Helfrich und Christine Jecker vom Hessischen Kegelspiel fürchten, dass sich im Sommer viele Urlauber umorientieren: Die Gäste, die 2020 und 2021 notgedrungen in Deutschland Urlaub machten, zieht es 2022 wieder in die Ferne.

Noch etwas trübt ihre Freude: Die Urlauber, die in die Rhön kommen, könnten bei mancher Gaststätte vor verschlossenen Türen stehen, weil es nach wie vor an Personal fehlt. Helfrich warnt: „Einige Gaststätten können nur reduziert öffnen. Dadurch findet eine Überlastung statt, und die Versorgung der Gäste ist nicht gewährleistet.“

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