Nach draußen, wo Delta und Omikron keine Chance haben sollen, geht es auch für die Neuenberger Gläubigen: Sämtliche Wortgottesdienste der evangelischen Kreuzkirche finden unter freiem Himmel statt: von der Open-Air-Familienweihnacht um 15.30 Uhr über die Christvesper um 17 Uhr und die Open-Air-Christmette um 22 Uhr. Das heißt für Pfarrer Stefan Bürger: warm anziehen unter dem Talar.
„Ich schaue schon auf den Wetterbericht, bin aber hoffnungsvoll“, sagt er. Der Draht „nach oben“ sei gut. Es gibt 200 Stehplätze, die Gottesdienste werden bei einer Länge von 35 Minuten verkürzt gefeiert. Die Menschen auf dem Kirch- und Parkplatz werden zudem ein Transparent mit der Aufschrift „Fürchte dich nicht“ vor Augen haben. „Mit diesem weihnachtlichen Versprechen wollen wir in den Open-Air-Gottesdiensten Hoffnung geben“, sagt Bürger, der den Ausdruck „hoffnungsboostern“ verwendet.
Genauso wetterfest ist man in der katholischen Pfarrgemeinde St. Bartholomäus Hilders. „Wir haben schon bisher, soweit möglich, draußen Gottesdienste abgehalten“, berichtet Pfarrer Michael Möller. Zuletzt war es dafür zu kalt, aber an Weihnachten beißen die Hilderser und Wickerser noch einmal die Zähne zusammen: In Wickers kommen die Menschen auf dem Kirchplatz zusammen, und in Hilders findet eine Christmette um 22 Uhr in der Kirche und eine weitere im Pfarrgarten um Mitternacht statt.
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, so heißt ein bekanntes Weihnachtslied. Doch gilt das auch für dieses Christfest? Hessen hat in der neuesten Corona-Schutzverordnung auf eine verbindliche 3G- oder 2G-Regelung für Religionsgemeinschaften verzichtet. Die Gemeinden haben daher freie Hand, solange sie ein Konzept vorlegen, das die Gläubigen vor Ansteckung schützen kann. Sie können auch einzelne zugangsbeschränkte (3G, 2G, 2Gplus) Gottesdienste anbieten. Dadurch unterscheiden sich die Regeln von Gemeinde zu Gemeinde, oft auch von Gottesdienst zu Gottesdienst in der gleichen Kirche.
Das Bistum Fulda bittet allerdings auch dort, wo 3G nicht vorgeschrieben ist, sich testen zu lassen. Zudem bestehe die Pflicht zum durchgängigen Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Auch die evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck empfiehlt den Gemeinden 3G als Mindestvariante sowie, die Feiern nach draußen zu verlegen.
Möller ist wichtig, so vielen Menschen wie möglich die Teilnahme zu ermöglichen: „Deshalb müssen wir kreativ werden, um die Weihnachtsbotschaft verbreiten und gleichzeitig sicher feiern zu können.“ Er ist sich sicher: „Die Leute brauchen diese Möglichkeit – und man selbst ja auch.“
Die Hünfelder Oblaten legen an den Weihnachtstagen ebenfalls Doppelschichten ein: Dort werden am 24. Dezember zwei Christmetten in der Klosterkirche abgehalten, die erste um 17 Uhr, die zweite um 19 Uhr. Und wenn Menschen zum eigenen Schutz oder zum Schutz anderer nicht in die Kirche gehen möchten, dann kommt die Kirche zu diesen Menschen – und zwar direkt ins Wohnzimmer per Online-Stream.
Die Übertragung der Gottesdienste ins Internet hat sich vielerorts in der Pandemie längst bewährt. So handhabt es beispielsweise auch der Petersberger Pfarrer Togar Pasaribu, der seinen „Schäfchen“ ohnehin ein breites Potpourri an Angeboten unterbreitet. Nicht nur werden mehrere Gottesdienste mit strikt einzuhaltenden Hygieneschutzmaßnahmen in Präsenz gefeiert und gleichzeitig live ins Internet gestreamt.
Die Christmette an Heiligabend aus der St. Lioba-Kirche gibt es sogar zum Anhören im Radio: Sie wird live auf hr2 Kultur gesendet. Und um 18.30 Uhr dürfte dann der illuminierte Petersberger Rathausplatz voll werden, dort findet ein ökumenischer Open-Air-Gottesdienst statt. Ein ebenso besonderes Ambiente bietet Schloss Fasanerie, wo am Freitag die evangelische Kirchengemeinde Bronnzell-Eichenzell zusammenkommt.
Daneben bleiben viele Kirchen an Weihnachten ganztags geöffnet, darunter die Barockkirche in Gersfeld. Zwar wurde der ökumenische Schlossparkgottesdienst aus personellen Gründen und wegen der hohen Inzidenz abgesagt. Allerdings gibt es neben der klassischen Christmette um 22 Uhr auch eine „fortlaufende Christvesper“.
Eine Aufnahme von „Josefs Weihnachtsgeschichte“ läuft in einer wiederkehrenden Schleife zum Hören und Genießen in der Kirche. Auch Anleitungen für eine Christfeier zu Hause liegen aus. Zudem spielt der Posaunenchor an elf Stationen in der Kernstadt, an vier dieser Orte gibt es für die „Christvesper unterwegs“ eine kurze Andacht (lesen Sie hier: Gottesdienste ohne Ungeimpfte nicht im Bistum Fulda - „Niemand soll abgewiesen werden).