Konkurrenz für die CDU: Sechs Fraktionen wollen Claudia Brandes als Bürgermeisterin in Petersberg

Claudia Brandes (32) will Bürgermeisterin in Petersberg werden. Die Managerin wird dabei von gleich sechs verschiedenen Parteien und Wählergruppen unterstützt.
Petersberg - Die Ankündigung der Kandidatur lässt aufhorchen: Denn Claudia Brandes wird von gleich sechs im Gemeindeparlament vertretenen Parteien und Wählergruppierungen aus unterschiedlichen Seiten des politischen Spektrums unterstützt. SPD, Grünen, FDP, CWE, Linke/Offene Liste und Bürgerliste Petersberg stehen hinter der Kandidatur der 32-Jährigen.
Kreis Fulda: Claudia Brandes (32) will Bürgermeisterin in Petersberg werden
„Ich fühle mich für das Amt der Bürgermeisterin bestens vorbereitet und habe zahlreiche Ideen, die ich gemeinsam mit den Vertretern der Politik sowie den Bürgerinnen und Bürgern umsetzen möchte“, wird Brandes, die mit Ehemann und drei Töchtern im Ortskern von Petersberg lebt, in einer Pressemitteilung zitiert. In der Meldung kommen auch Vertreter der einzelnen Parteien und Gruppierungen zu Wort.
Aktuell arbeitet die Petersbergerin als Prozess- und Digitalisierungsmanagerin bei einem international tätigen Personaldienstleister. „Petersberg braucht ein klares Konzept, mehr Transparenz, mehr Sachpolitik und mehr Zielorientierung“, sagt Brandes. Kinder- und Familienpolitik, langfristige Mitarbeiterbindung, digitales Antragswesen, bezahlbarer Wohnraum, Vereinsförderung, Energie- und Umweltplanung, Unterstützung der Unternehmen sowie ein starker Fokus auf die Ortsteile - das sind Themen, die Brandes als Bürgermeisterin angehen wolle. Mit der Kandidatur bekommt die CDU um Amtsinhaber Carsten Froß bei der Wahl am 8. Oktober Konkurrenz.
Claudia Brandes ist in Wolfenbüttel aufgewachsen, studierte nach dem Abitur zunächst Englisch und katholische Theologie im Bachelor. Später schloss sie einen Master auf Lehramt an. Während der Elternzeit ihrer jüngsten Tochter entschied sie sich für ein weiteres Studium der Wirtschaft mit den Schwerpunkten Management, Marketing und Personal. Parallel durchlief sie ein Aufbaustudium zur Ökonomin für Personalmanagement.
Erste politische Erfahrungen sammelte Brandes laut Mitteilung in Elternvertretungen. Sie war unter anderem Stadtelternsprecherin der Stadt Eisenach und Mitglied der Thüringer Landeselternvertretung. Nach ihrem Umzug nach Hessen schloss sie sich der Landesarbeitsgemeinschaft „Kita Eltern Hessen e.V.“ an und repräsentierte die hessische Kita-Elternschaft in der Bundeselternvertretung. Als Interessenvertreterin für Kinder und Familien habe sie stets parteiübergreifend mit Politik, Verwaltung, Erziehungs- und Kooperationspartnern zusammengearbeitet. Brandes: „Spätestens seit diesem Zeitpunkt kann ich Politik als Hobby und Leidenschaft bezeichnen.“
Seit 2019 lebt Claudia Brandes in Petersberg. Seit 2022 sitzt sie als Parteilose für die SPD im Ortsbeirat Petersberg. Als Bürgermeisterin wolle sie weiter parteilos bleiben, denn „unabhängige und sachbezogene Arbeit im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger“ sie ihr sehr wichtig, heißt es in der Mitteilung weiter.
Sechs Parteien und Gruppen unterstützen Bewerbung
Angelehnt an ihren Nachnamen lautet der Slogan: „Feuer und Flamme für Petersberg“. Eine erste Gelegenheit, die Kandidatin kennenzulernen, sollen die Petersberger am Mittwoch, 10. Mai, um 18 Uhr im Rauschenbergzimmer des Propsteihauses bekommen. „Ich freue mich auf den Wahlkampf und auf die Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern“, sagt Brandes.
Sechs Parteien und Gruppierungen unterstützen nach eigenem Bekunden die Kandidatur der unabhängigen Bewerberin. Sie heben Brandes gemeinsam auf den Schild. Kai Völler, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste Petersberg, erklärt: „Wir unterstützen Claudia Brandes, weil wir als Bürgerliste Petersberg wollen, dass Tatkraft, Bürgernähe, Fairness und Transparenz ein wesentlicher Bestandteil unserer politischen Führung werden“. Michael Glüber, Fraktionschef der SPD, sagt, seine Partei habe „schon früh erkannt, dass sie über große Fähigkeiten in der Kommunalpolitik verfügt. Mit ihr als Bürgermeisterin werden neue Impulse nicht nur diskutiert, sondern auch umgesetzt“.
Matthias Mackrodt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CWE, sagt, Begriffe wie Transparenz und Bürgernähe sollten in konkretes Handeln umgesetzt werden. „Für Petersberg ist es wichtig, Verkrustungen, die sich aufgrund einer jahrzehntelangen CDU-Dominanz gebildet haben, aufzubrechen und neue Impulse zu setzen.“ Dennis Richter, Fraktionschef der Grünen, erklärt, es sei an der Zeit ist, „dass Petersberg eine parteiunabhängige Bürgermeisterin bekommt“. Claudia Brandes treffe mit ihren sozialen und umweltpolitischen Themen „das, was uns Grünen wichtig ist“.
Politik in Petersberg
In der Gemeindevertretung in Petersberg im Kreis Fulda ist die CDU mit 16 von 37 Sitzen stärkste Kraft. Die Parteien und Gruppierungen, die Claudia Brandes unterstützen, kommen zusammen auf 19 Sitze. Zwei Mitglieder der Vertretung sind fraktionslos.
Die Bürgermeister-Direktwahl 2017 hatte Carsten Froß (CDU) mit 57,6 Prozent deutlich gegen zwei weitere Bewerber gewonnen.
Michael Wahl, Fraktionsvorsitzender von Die Linke/Offene Liste, sagt: „Ihre offene und ehrliche Art sowie ihr Zugehen auf die Bürger hat uns überzeugt. Mit Claudia Brandes bekommt Petersberg eine Bürgermeisterin, die zusammenführt und unsere Gemeinde nach vorne bringt.“ Und Tobias Müller von der FDP Petersberg sagt: „Wir unterstützen Claudia Brandes, weil sie uns in der zweiten Gesprächsrunde derart überzeugt hat, dass wir von der ursprünglichen Neutralitätshaltung abgerückt sind. Sie hat uns mit ihrer Kompetenz und ihrer freundlichen Art beeindruckt. So haben wir uns dann einstimmig dafür entschieden, uns doch zu positionieren.“