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Rollentausch in der Rhön: Hausarzt Diego Huber-Petersen übergibt Praxis an Johannes Brockhaus 

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Von: Tobias Farnung

Rhön: Johannes Brockhaus übernimmt Hausarztpraxis in Gersfeld
Symbolische Übergabe: Diego Huber-Petersen (rechts) überreicht Johannes Brockhaus sein Stethoskop. Und ein Gummibärchen-Glas, in das traditionell jeder kleine Patient nach seiner Untersuchung greifen darf. © Tobias Farnung

Seit mehr als 34 Jahren kümmert sich Diego Huber-Petersen als Hausarzt in Gersfeld schon um junge und alte Patienten. Nun hat sich der 66-Jährige allerdings entschieden, seine Praxis an einen Nachfolger zu übergeben.

Gersfeld - „Mittlerweile kommen schon die Ur-Enkel meiner Patienten zu mir“, sagt Diego Huber-Petersen – verbunden mit einem Schmunzeln. Einen Nachfolger für eine Landarztpraxis in der Rhön zu finden, ist heutzutage allerdings längst nicht mehr selbstverständlich. Denn auch in Fulda und Region setzt sich zunehmend der Trend von Medizinischen Versorgungszentren oder gar Praxisschließungen durch. „Daher ist es ein großes Glück, dass es hier künftig in ähnlicher Form weitergehen kann“, sagt der Allgemeinmediziner.

Rhön: Johannes Brockhaus übernimmt Hausarztpraxis in Gersfeld

Zum 1. Januar übergibt der Arzt seine Praxis an Johannes Brockhaus. Der 38-Jährige lebt im Zukunftsdorf Sonnerden unweit des Wachtküppels – auf dem Gelände, auf dem Jahrzehnte lang die Rhönakademie Schwarzerden betrieben wurde. Brockhaus stammt ursprünglich aus Kassel, hat in Herdecke Medizin studiert und vor seinem Umzug nach Osthessen in Hamburg gelebt. In Sonnerden ist der Facharzt für Allgemeinmedizin, der auch eine Weiterbildung in anthroposophischer Medizin absolviert hat, gemeinsam mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern seit rund zwei Jahren heimisch. Zusammen mit rund zehn weiteren Mitstreitern haben sie Sonnerden vor rund drei Jahren ins Leben gerufen. „Der Mehrgenerationenansatz, die gegenseitige Unterstützung vor Ort und die wunderbare Natur waren damals der Grund für uns, das Projekt anzugehen.”

Seit Sommer 2021 war er bei Huber-Petersen als Arzt angestellt. Und zum Jahreswechsel tauschen die beiden ihre Positionen. Johannes Brockhaus wird Praxisinhaber, Diego Huber-Petersen sein Angestellter. „Ich bin glücklich, dass Diego Huber-Petersen als Arzt weiter in der Praxis praktizieren möchte“, sagt Brockhaus, der die Praxis künftig unter dem Namen „Familienpraxis Rhön“ führen wird. „Ohne seine weitere Mitarbeit hätte ich mir die Übernahme zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen können.“ Denn rund 2000 Patienten kommen jedes Quartal in die Praxis in der Gersfelder Innenstadt. Für einen alleine praktizierenden Arzt nicht händelbar. (Lesen Sie auch: Kritik an Sparmaßnahmen: Mehr als 200 Teilnehmer bei Ärzte-Demo in Fulda)

Passend zum neuen Namen ist – künftig wie bisher – die ganze Familie herzlich willkommen, auch wenn der Anteil an Kindern in der Patientenkartei rund ein Drittel beträgt. Kein Wunder, immerhin bieten Huber-Petersen und Brockhaus – ungewöhnlich für eine Hausarztpraxis – die Kindervorsorgeuntersuchungen ab U2 an.

Hausarzt Johannes Brockhaus lebt in Rhöner „Zukunftsdorf“ Sonnerden

Spricht man Diego Huber-Petersen auf die vergangenen fast 35 Jahre an, so empfindet er vor allem Dankbarkeit. Dankbarkeit für das Vertrauen, das ihm die Patienten und sein Praxisteam entgegengebracht haben, Dankbarkeit aber auch für die Gersfelder Hausarzt-Kollegen der Praxen Kircher/Andreas sowie Siegmund/Roll, mit denen es immer eine wertschätzende Zusammenarbeit gegeben habe. „Wenn ich heute nochmal 35 Jahre jünger wäre, würde ich es wieder ganz genauso machen“, sagt der scheidende Praxisinhaber.

Aber auch sein Nachfolger Brockhaus verspürt Dankbarkeit. Vor allem gegenüber dem Land Hessen, das ihn finanziell bei der Modernisierung und Ausstattung der Praxis unterstützt. Auch gegenüber seinem Vorgänger. „Für das Vertrauen und für das, was er aufgebaut hat und für das großartige Team, das er mir überlässt. Aber auch ohne seine Frau wäre die Aufgabe vermutlich nicht leistbar. „Sie hält mir gerade unermüdlich den Rücken frei, damit ich überhaupt in der Lage bin, die Übernahme vorzubereiten.”

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