„Rasen kann sich rasch erholen“ - Gärtnermeisterin erklärt, wie das möglich ist

„Dürre“ – das ist das Wort für den Blick auf das große Ganze. Wer beschreiben will, wie sich dieses Phänomen in seinem Garten auswirkt, könnte von „Steppe“ sprechen. Das ist die Fläche, auf der früher Rasen wuchs. Doch Fachfrau Martina Büchsel macht Hoffnung.
Bimbach - „Die Rasenflächen sind ausgesprochen widerstandsfähig“, sagt die 63-jährige Gärtnermeisterin aus Bimbach (Kreis Fulda). „Selbst wenn jetzt aufgrund der Trockenheit kaum ein Halm mehr wächst, erholen sich die Pflanzen – wenn Regen kommt.“ Doch sie schränkt ein: „Mit ein, zwei Millimetern Wasser ist das nicht getan – auch nicht mit einem Platzregen, bei dem das Wasser keine Chance hat, in den Boden einzusickern, sondern noch an der Oberfläche abläuft.“
Fulda: Gärtnermeisterin gibt Tipps zur Pflege von dürrem Rasen
Wunderbar wären 25 bis 30 Millimeter sanft fallender „Landregen“, wünscht sich Büchsel. Das sei zwar längst kein Ausgleich für den akuten Wassermangel, aber genug, um das Wurzelgeflecht der Gräser wiederzubeleben. „Die Pflanzen können sich erholen, aber sie werden vermutlich lückig wachsen, denn in den Wochen der Trockenheit haben sich allerhand Wildpflanzen wie Habichtskraut und Wilde Möhre im früheren Rasen breitgemacht – und die wollen sich behaupten.“
Die 63-Jährige hat Tipps parat, um Rasenflächen widerstandfähiger gegen Trockenheit zu machen. „Es zahlt sich aus, sich um den Boden zu kümmern, damit der möglichst viel Wasser aufnehmen kann. Je nach Beschaffenheit könne ein Einarbeiten des Wasser bindenden Mineralstoffs Bentonit helfen. (Lesen Sie hier: „Staubtrocken bis in 1,50 Meter Tiefe“: Landwirte der Region Fulda in Sorge - Ernteerträge sinken).
Es lohne sich aber auch, bei der regelmäßigen Pflege genauer hinzuschauen: „Die allermeisten Menschen mähen ihren Rasen zu kurz“, bilanziert Büchsel. „Nach dem Schnitt sollte das Gras viereinhalb, besser fünf Zentimeter hoch sein. „Wenn es zu kurz abrasiert wird, dringt die Sonne ungehindert bis auf den Boden, und der dörrt dann unnötig rasch aus.“
Zudem müsse sich die Pflanze nach jedem Schnitt regenerieren – das koste Kraft. Daher lohnt es, bei den Mähern, aber besonders auch bei den Mährobotern genauer hinzuschauen“, rät sie. Das Argument mit einem kurzen Schnitt mal einen Mäh-Durchgang zu sparen, sei nicht wirklich gut. (Lesen Sie hier: Die Trockenheit nimmt weiter zu: So hilft die Stadt Fulda ihren Bäumen).
Die Gärtnermeisterin rät, auch mit den eigenen Erwartungen auf den Klimawandel zu reagieren. „Letztlich müssen wir die Dinge nehmen wie sie sind – und auch damit leben, dass der Rasen im Hochsommer vertrocknet.“ Denn die aktuelle Situation sei eine sich schon länger abzeichnende Entwicklung.
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Büchsel, die regelmäßig die Niederschlagsdaten notiert und dank der Aufzeichnungen ihres Vaters über eine bis in die 1960er Jahre reichende Messreihe verfügt, erinnert daran, dass das neue Jahrtausend gleich zu Anfang – 2003 – einen „Jahrtausendsommer“ gebracht habe. Da seien die folgenden extrem heißen Jahre wie 2018 oder das aktuelle Signale für eine deutliche Veränderung.
Unter dem Strich rät sie daher zu mehr Geduld: „Wir sollten unsere Erwartungen der Situation anpassen – und mehr von dem zulassen, was die Natur ermöglicht.“ Das Ergebnis könne dann eher „Wiese“ als „Rasen“ sein.