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Photovoltaik und Anbau auf einem Feld? Fraunhofer-Institut tüftelt an „Agri-PV-Anlagen“

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Von: Daniel Krenzer

Agri-Photovoltaik
Agri-Photovoltaik-Anlagen können Hagel-, Frost- und Dürreschäden reduzieren (Symbolbild). © Felix Kästle/dpa/Archivbild

Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft – das galt vor dem Ukraine-Krieg, und nun gilt es erst recht. Damit die Energiewende gelingt, braucht es innovative Lösungen. Sogenannte Agri-PV-Anlagen könnten auch in der Region ein wichtiger Baustein werden.

Freiburg/Fulda - In den vergangenen Jahren sind in Deutschland einige ehemalige Ackerflächen zu Photovoltaik-Anlagen umgewandelt worden – auch, weil es für die Landwirte mitunter das lukrativere Geschäft war. Die Lebensmittelkrise durch den Ukraine-Krieg zeigt nun aber deutlich auf, dass wir es uns nicht erlauben können, landwirtschaftliche Fläche zu verlieren.

Photovoltaik-Anlagen auf Ackerflächen: Fraunhofer-Institut tüftelt an Anlagen

Dennoch ist die Sonnenenergie ein wichtiger Pfeiler für die Energieversorgung der Zukunft – die noch bestehende Speicherproblematik einmal ausgeklammert. Möglichst viele Flächen für Photovoltaikanlagen sollen in den kommenden Jahren genutzt werden – neben der klassischen Dachbedeckung wird an Lösungen an Verkehrswegen und Fahrzeugen getüftelt. Und an Lösungen wie den Agri-PV-Anlagen, an denen vor allem Fraunhofer seit Jahren intensiv tüftelt.

Der Charme daran: Eine Fläche könnte nicht mehr entweder landwirtschaftlich oder energetisch genutzt werden, sondern beides gleichzeitig. Die PV-Anlagen stehen dann entweder auf hohen Ständern im Feld – oder es befinden sich alle paar Meter Solarwände auf den Flächen, zwischen denen ein landwirtschaftliches Fahrzeug hindurch fahren kann. (Lesen Sie auch: Gehen nachts bald die Lichter aus? Städte setzen beim Stromsparen auf Modernisierung)

Interessant dabei ist, dass – je nachdem, was angebaut wird – dadurch trotz des Flächenverlustes für die Konstruktion der Ertrag mitunter sogar gesteigert werden kann.

Denn angesichts des Klimawandels haben es viele in unseren Breiten seit Jahrzehnten angebaute Pflanzen zunehmend schwerer, sich wohlzufühlen. Die Beschattung durch die PV-Anlagen auf dem Feld könne zum Beispiel die Menge der geernteten Kartoffeln trotz des etwas geringeren Platzes dafür um ein paar Prozent erhöhen. Auch bei Sellerie, Kleegras und Weizen wurden ähnliche Effekte beobachtet. Bis zu 160 Prozent an effektiver Flächennutzung sind so laut Fraunhofer ISE möglich.

Kreisbauernverband: Musteranlage bei Landesgartenschau in Fulda

Weitere Vorteile seien ein geringerer Wasserverbrauch, die Möglichkeit, Bewässerungssysteme mit den PV-Konstruktionen zu koppeln sowie ein höherer Windschutz. Auch Hagel-, Frost- und Dürreschäden ließen sich verringern. Ein Problem könnten noch Starkregenereignisse darstellen.

„Da sind dann Flächen unter den PV-Anlagen zwar geschützt, irgendwo kommt dann aber dafür das gesammelte Wasser herunter“, gibt Sebastian Schramm, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld zu bedenken, der Agri-PV-Anlagen aber generell als zukunftsfähiges Projekt betrachtet. „Wir haben die Agri-Photovoltaik auf dem Schirm und wollen bei der Landesgartenschau in Fulda im kommenden Jahr eine Musteranlage zeigen.“

Auch der Deutsche Bauernverband steht Agri-PV-Anlagen nicht negativ gegenüber. „Die Möglichkeit, Agri-PV auf Grünland zu errichten, bewerten wir positiv. Gleiches gilt für die verbesserten und vereinfachten Förderbedingungen für PV-Dachanlagen“, betonte jüngst Generalsekretär Bernhard Krüsken. Im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP angekündigt, Agri-PV-Anlagen zu stärken. Generell strebt die Ampel einen starken Ausbau der Solarenergie an – erst recht angesichts der Energiekrise.

Video: Immer mehr Solaranlagen auf deutschen Dächern

Damit das aber gelingt, müssen noch bürokratische Hürden überwunden werden, denn nur wenn Landwirte Agri-PV wirtschaftlich sinnvoll integrieren können, werden sie dies auch tun. „Die Integration der Agri-PV in die EEG-Sonderausschreibungen ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Prof. Dr. Andreas Bett, Leiter des Fraunhofer ISE. „Erforderlich sind jedoch zielgerichtete gemeinsame Anstrengungen, um aus der Nische in den Markt treten zu können. Andere Länder sind uns hier schon deutlich voraus.“

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