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Unglück in Tirol schockiert Region Fulda: Mann (37) aus Döllbach überfallen - Sohn (6) stirbt

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Von: Jessica Baier

Der Vater ist in Döllbach bei Eichenzell aufgewachsen. Mit seiner Familie lebt er in Österreich, wo kürzlich ein furchtbares Unglück passierte: Der 37-Jährige wurde brutal überfallen, sein Sohn (6) starb in einem Fluss. 

Eichenzell/St. Johann - Als der 37-Jährige am vergangenen Sonntag (28. August) in der Früh mit seinem Sohn im Buggy entlang der Ache in St. Johann (Tirol) spazieren ging, wurde er von einem Unbekannten mit einer Glasflasche niedergeschlagen. Der Täter hatte es laut Polizei auf Geldbörse und Handy abgesehen. Der 37-Jährige blieb bewusstlos am Boden liegen.

Fulda: Kind (6) ertrinkt in Fluss - Vater (37) überfallen

Sein Sohn, der aufgrund eines Gendefekts geistig beeinträchtigt ist, sei schließlich aus dem Buggy gestiegen und zum Fluss gelaufen, so schildert es die Polizei aus Tirol. Sein Vater war mindestens eine Stunde lang bewusstlos, bis ein Passant ihn um 5.20 Uhr fand und den Notruf wählte. Er hatte eine Kopfverletzung. Als er zu sich kam, fragte er sofort nach seinem Sohn. (Lesen Sie auch: Pizza-Bote überfallen: Ein Mann springt vor Auto, zweiter öffnet Fahrertür)

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Der Junge war wohl aus dem Buggy gestiegen und in den Fluss gefallen, nachdem sein Vater von einem Unbekannten niedergeschlagen wurde. © Georg Köchler/Zoom Tirol

Polizei und Feuerwehr starteten eine große Suchaktion mit Spürhunden am Ufer. Um 6.20 Uhr folgte die furchtbare Erkenntnis, dass der Junge im Fluss ertrunken war. Er konnte gut 600 Meter flussabwärts nur noch tot aus der Ache geborgen werden. Die spätere Obduktion der Staatsanwaltschaft ergab, dass eine Gewalteinwirkung ausgeschlossen werden konnte. Der Junge war im Fluss ertrunken. „Der Bub war von Wasser fasziniert, es zog ihn an“, wird LKA-Chefin Katja Tersch in der Bild-Zeitung zitiert.

Mobiltelefon und Geldtasche des Vaters konnten schließlich in unmittelbarer Tatortnähe gefunden werden, heißt im Polizeibericht. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Spuren vom Tatort werden ausgewertet. Gestern, fünf Tage nach dem Unglück, gab es keine neuen Erkenntnisse. Von dem Täter fehlt jede Spur. „Wir sind auf der Suche nach Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben“, erklärt der Pressesprecher der Landespolizeidirektion in Tirol, Stefan Eder, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Vater konnte mittlerweile vernommen werden.

Auf eine Anfrage unserer Zeitung schreibt die Familie: „Wir sind unglaublich traurig und wissen im Moment nicht, wie wir den schmerzlichen Verlust jemals überwinden sollen. Die Familie ist angereist und wir dürfen, wie in den letzten Jahren, bereits eine unheimliche Unterstützung durch unser engeres Umfeld erfahren.“

Die Familie hatte mit einer Internetseite das Schicksal ihres Jungen und das Leben der Familie, zu der noch eine kleine Tochter gehört, öffentlich gemacht. Der Sohn war demnach am „sehr seltenen Syngap-Syndrom“ erkrankt, das starke Epilepsie und Autismus auslöst. Auch litt der Sechsjährige unter Schlafstörungen – wohl deshalb war sein Vater am Tag des Überfalls so früh morgens – gegen 4 Uhr – mit ihm unterwegs.

Region Fulda trauert nach Unglück: „Wir sind bestürzt und erschüttert“

„Geliebter Schnuffi, wir vermissen dein ‚Ah, ah, ah‘, deine kleinen, zarten Finger, die zeigen, was du sagen willst, wo du hin möchtest. (...) Wir vermissen dein Lachen – das schönste Lachen der Welt. Wir hatten noch so viel vor mit dir. (...) Du bist für immer besonders!“ – in sehr persönlichen Worten hat die Familie einen Nachruf auf ihrer Facebook-Seite formuliert. Mehr als 2000 Menschen haben bereits auf den Post reagiert, über 600 Personen per Kommentar ihre Anteilnahme und ihre Fassungslosigkeit ausgedrückt.

Über die große Internet- und auch Medienpräsenz hatten die Eltern für die Erforschung der Krankheit Spenden gesammelt: über 330.000 Euro. Vor drei Jahren waren auch aus der Region Fulda Hilfsgelder zusammengekommen. Der TSV Rothemann hatte eine Benefizveranstaltung veranstaltet. Beim TSV hat der 37-Jährige jahrelang Fußball gespielt, bis es ihn nach seinem Abitur am Marianum zuerst zu den Gebirgsjägern der Bundeswehr, dann zur Ausbildung zum Fitnesstrainer unter anderem nach Kanada und schließlich nach Österreich verschlug, wo er sesshaft wurde.

Zur Region gibt es bis heute enge Verbindungen. „Er hat zu vielen Fußballfreunden noch einen guten Kontakt, war auf deren Hochzeiten eingeladen. Auch ich bin freundschaftlich mit ihm verbunden“, sagt Gerhard Stephan vom TSV Rothemann. „Wir sind bestürzt und erschüttert über das, was passiert ist.“ Sein TSV-Kollege, Abteilungsleiter Oli Schäfer, fügt hinzu: „Er ist ein super netter Mensch, hilfsbereit, offen und freundlich. Was da passiert ist – da gibt es keine Worte für. Wir können aus der Ferne nicht viel tun, außer der Familie viel Kraft zu wünschen.“

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