Fünf Jahre nach Familiendrama in Künzell: Prozess gegen 52-jährige Mutter startet

Wegen des Verdachts des Totschlags muss sich ab heute eine 52-jährige Frau vor dem Landgericht Fulda verantworten. Ihr wird vorgeworfen, im Januar 2018 im Zuge eines geplanten erweiterten Suizids ihren 16-jährigen Sohn getötet zu haben.
Fulda - Das Familiendrama in Künzell am 2. Januar 2018 hatte für Entsetzen in der Region Fulda gesorgt. Durch Beibringung von Propofol und eines Beruhigungsmittels soll die damals 48-jährige Anästhesieschwester im Einvernehmen mit ihrem Ehemann den gemeinsamen Sohn getötet haben. Auch der damals 51-jährige Vater starb.
Prozess in Fulda: Mutter soll Sohn mit Propofol getötet haben
Laut Anklage hatte das Ehepaar das Leiden des kranken Sohnes beenden wollen. Der 16-Jährige hatte an einer autistischen Störung gelitten, wie unsere Zeitung damals berichtete.
Durch die Beibringung des Narkosemittels Propofol sowie eines Beruhigungsmittels sei zunächst der Sohn der Eheleute zu Tode gekommen. „Hiernach sollen die Eheleute ihre Infusionsschleusen geöffnet haben, wodurch auch der Ehemann der Angeklagten verstorben ist“, heißt es in der Anklageschrift.
Der Jugendliche sowie der 51-jährige Vater waren tot im Ehebett der Wohnung gefunden worden. Der Arbeitgeber des Mannes hatte zuvor die Polizei alarmiert, weil er einen Abschiedsbrief seines Mitarbeiters gefunden hatte. Darin hatte er angekündigt, mit seiner Familie aus dem Leben zu scheiden. Die Angeklagte selbst überlebte laut Anklage, „da sie sich mit der benötigten Gesamtmenge des Propofols verkalkuliert haben soll“.
Hinweis der Redaktion
Generell berichten wir nicht über Suizide oder den Verdacht auf Suizid-Absichten, damit solche Fälle mögliche Nachahmer nicht ermutigen. Eine Berichterstattung findet nur dann statt, wenn die Umstände eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit erfahren.
Wenn Sie oder eine Ihnen bekannte Person unter einer existenziellen Lebenskrise oder Depressionen leidet, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer (0800) 1110111.
Die Angeklagte, die als Anästhesieschwester in einer Klinik in Fulda beschäftigt war, soll in mehreren Schritten aus Beständen ihres Arbeitgebers eine vermeintlich zur Tötung aller drei Familienangehöriger ausreichende Menge des Anästhetikums Propofol sowie eines Beruhigungsmittels und weitere Utensilien wie Kanülen, Braunülen, Stauschläuche, Infusionsbeutel und Pflastermaterial entwendet haben.
Ihr Verteidiger Rudolf Karras hat beim Prozessauftakt einen Antrag auf den Ausschluss der Öffentlichkeit gestellt. Diesem Antrag hat das Gericht stattgegeben. Der Prozess wird am 4. Mai fortgesetzt. Insgesamt sind neun Verhandlungstage bis zum 31. Mai angesetzt. (sam, lio)