Prozess um German Pellets: Schutzgemeinschaft sieht Anleger „getäuscht“

Tausende Anleger haben bei der German-Pellets-Insolvenz vor sieben Jahren ihr Geld verloren – es geht um Hunderte Millionen Euro.
Schwerin/Fulda - Seit Donnerstag (2. März) wird vor dem Landgericht Schwerin verhandelt, ob sich der aus Flieden im Kreis Fulda stammende Ex-Geschäftsführer Peter H. Leibold, seine Tochter und ein ehemaliger leitender Angestellter strafbar gemacht haben.
Prozess um German Pellets: Schutzgemeinschaft sieht Anleger „getäuscht“
Allein das Verlesen der Betrugsfälle zum Prozessauftakt durch den Staatsanwalt dauerte fast anderthalb Stunden. Im einzelnen wirft die Staatsanwaltschaft dem ehemaligen German-Pellets-Geschäftsführer 87 Straftaten vor, darunter Insolvenzverschleppung, Kreditbetrug, Bankrott, Untreue, Steuerhinterziehung und das Vorenthalten von Arbeitsentgelten.
Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), erklärte auf Anfrage der Fuldaer Zeitung: „Aus unserer Sicht hat Herr Leibold die Anleger getäuscht. Statt die Anleihegelder ausschließlich in die Pelletsanlagen zu investieren, wurden diese per Darlehen an eine Stiftung weitergereicht, die die Gelder wiederum vor allem in den USA in Pelletswerke investiert hat. Dort wurden diese jedoch wirtschaftlich gesehen als Eigenkapital eingesetzt. Damit hat das zur Verfügung gestellte Fremdkapital auf einmal Eigenkapitalcharakter erhalten, mit den entsprechend höheren Risiken. Hätten Anleger dies gewusst, hätten diese von der Anlage aus unserer Sicht zu großen Teilen Abstand genommen oder eine höhere Verzinsung verlangt.“
Der Insolvenzverwalter von German Pellets, Nicolas Rebel, bezifferte die Gesamtsumme der von allen Gläubigern angemeldeten Forderungen gegenüber der Fuldaer Zeitung mit über zwei Milliarden Euro. Für den Prozess sind zunächst rund 30 Verhandlungstermine bis zum 9. August angesetzt.
Zu den Anschuldigungen sagte Leibolds Verteidiger im Zuge des Prozessauftaks: „Die Vorwürfe sind in der verlesenen Form unzutreffend. Insbesondere ist unzutreffend der Vorwurf, die drei Angeklagten hätten sich rechtlich zu einer Bande zusammengeschlossen.“ Auch der Vorwurf, German Pellets sei bereits 2015 zahlungsunfähig gewesen und Leibold hätte Geldanleger bewusst getäuscht, sei unzutreffend. Die Insolvenz sei eingetreten, nachdem ein langjähriger Geldgeber sich im Januar 2016 überraschend zurückgezogen habe. (bt, mit dpa-Material)