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Nassester März seit 40 Jahren - doch das Dürreproblem bleibt

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Regenwetter
Menschen schützen sich bei Regen mit ihren Schirmen. © Peter Kneffel/dpa/Symbolbild

Der vergangene Monat war nach vorläufigen Berechnungen von Meteorologen der nasseste März seit fast 40 Jahren. Das hat Folgen für Acker, Wald und Wiesen.

Fulda - Im Raum Fulda war der vergangene Monat der nasseste März seit 1986, wie Diplom-Meteorologe Oliver Reuter weiß: Etwa 116 Liter Niederschlag fielen hierzulande pro Quadratmeter. Im Eiterfelder Ortsteil Körnbach sei es mit über 120 Litern Niederschlag pro Quadratmeter sogar der nasseste März seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1937 gewesen. 2022 waren dort nur 17 Liter Niederschlag gefallen, 37 Liter im Jahr 2021.

Nassester März seit 40 Jahren im Raum Fulda - Dürreproblem bleibt

In der Rhön hätten einige Orte „den Vogel abgeschossen“, wie Oliver Reuter berichtet. Wüstensachsen liege mit 239 Litern pro Quadratmeter vorne (2022: 15), gefolgt von Seiferts mit 205 Litern (2022: 47). „So nass war es dort noch nie seit über 100 Jahren.“ Zum Vergleich: Der grobe langjährige Mittelwert für den Monat März in unserer Region liege generell etwa bei 60 bis 70 Litern pro Quadratmeter.

Ist der extreme Regen eine unmittelbare Folge des Klimawandels? Oliver Reuter zufolge handelt es sich um einen „statistischen Ausreißer“, der nicht unbedingt auf den Klimawandel zurückzuführen sei. Aber: „Ein Teil des Niederschlags kam durch kräftige Gewitter zusammen. Diese entstehen durch warme Luftmassen und starten üblicherweise erst Mitte April bis Anfang Mai.“ Man könne nicht ausschließen, dass sich diese „verfrühten Sommergewitter“ infolge des Klimawandels häufen.

Zudem bereiten die trockenen Sommer der vergangenen Jahre dem Meteorologen Sorgen. In diesem Jahr seien die Vorzeichen durch den nassen März aber gut: „Die Böden wurden quasi in Wasser getränkt, dadurch konnte es auch in tiefere Schichten sickern“, sagt Oliver Reuter.

Die Niederschläge reichen nicht aus, um die Defizite im Grundwasser auszugleichen.

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie

Das bestätigt auch David Nöllenheidt, Leiter des Forstamts Fulda: „Der Regen hat dem Wald gut getan.“ Das Wasser sei tief in den Waldboden gesickert, die Startvoraussetzungen damit deutlich besser als in den vergangenen Jahren. Zudem schade der anhaltende Regen Schädlingen wie dem Borkenkäfer, der sich am besten bei trockener und warmer Witterung vermehre.

Mit Blick auf den Sommer kann der Forstamtsleiter dennoch keine Entwarnung geben: „Der Wasservorrat kann schnell wieder aufgebraucht sein.“ Dem Klimawandel begegne das Forstamt Fulda aber vorbeugend, in dem es den seinen Baumbestand anpasst. Mit Kiefer und Traubeneiche werden robustere Arten gepflanzt. Beide seien tolerant gegenüber Trockenheit und weniger gefährdet, bei einem Sturm entwurzelt zu werden, als andere Arten. „Auf der Landesgartenschau bilden wir ab, wie der Wald der Zukunft aussieht. Dabei ist uns bewusst geworden, dass wir schon sehr gut aufgestellt sind“, sagt David Nöllenheidt.

Folgen hat der nasse März auch für die Landwirtschaft. „Gibt’s im März viel Regen, bringt die Ernte wenig Segen“, besagt eine alte Bauernregel. Sebastian Schramm, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Fulda-Hünfeld, gibt allerdings Entwarnung. „Die obere Bodenschicht ist gesättigt, das Wasser läuft bereits oberflächlich ab“, berichtet Schramm. Das sei auch der Grund, dass Feldfrüchte, wie Sommergetreide oder Bohnen, noch nicht ausgesät werden konnten.

Video: Klima und Wetter erklärt: Die Klimabilanz für den März

Doch Grund zur Sorge gebe es nicht – da die nächsten Wochen trockenes Wetter gemeldet sei, könne die Aussaat mit geringer Verspätung erfolgen. „Das gehört in der Natur dazu“, sagt Schramm. „Die Vegetation kommt dieses Jahr eben etwas langsamer in Gang.“ Der starke Niederschlag des vergangenen Monats habe zudem auch Vorteile für die Landwirtschaft: Die Wasserversorgung sei bei Böden, die Wasser gut speichern können, in den kommenden vier bis sechs Wochen gesichert. Aber: „Dieser Puffer wird nicht bis zu den eventuell trockenen Erntemonaten Juli und August reichen.“

Die vergangenen regenarmen Jahre wirken sich auf die Trinkwasserversorgung in der Region aus, denn der Grundwasserpegel sinkt. Das erläutert Matthias Hahner, Geschäftsführer von OsthessenNetz, und verweist auf das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Die Behörde gehe davon aus, dass die Niederschläge der vergangenen Monate nicht ausreichen, um die Defizite im Grundwasser auszugleichen. Dafür wären zwei niederschlagsreiche Nassjahre in Folge erforderlich.

Hahner bezeichnet das Wassersparen als „Gemeinschaftsaufgabe, die zu bestimmten Zeiten auch Einschränkungen und Komfortverlust bedeuten kann“ – etwa beim Bewässern von privaten Gärten oder dem Betätigen der Toilettenspülung. Es sei nicht schwer, so Hahner, beim Wassersparen einen konstruktiven Beitrag zu leisten: „Jeder eingesparte Kubikmeter schont die Ressourcen. Viele Bürgerinnen und Bürger sowie Betriebe haben das erkannt und ihren Wasserverbrauch in besonders trockenen Monaten heruntergefahren. Dafür sind wir als Wasserversorger sehr dankbar.“ (von Sophie Brosch und Paula Rosa Henkel)

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