Die Rhön GmbH, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Dreiländer-Rhön zu vermarkten, erklärt in einer Mitteilung, dass die Rückkehr zu Auslandsreisen dem Rhön-Tourismus nicht unbedingt schadet: „Die Besucherstatistik der Rhön zeigt eine gute Auslastung in den Buchungen und einen steigenden Trend in den Besucherzahlen im Verhältnis zum Vorjahr auf.“
Damit nicht genug: Man nähere sich sogar dem Vor-Krisenjahr 2019 an. „Die Anzahl der Übernachtungen stieg im ersten Halbjahr 2022 insgesamt merklich an und erreichte im Juni annähernd die präpandemische Auslastung aus 2019“, erklärt die Rhön GmbH. Insgesamt sei eine Steigerung von etwa 30 Prozent in Auslastung der Übernachtungsbetriebe im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
Außerdem bleiben die Gäste länger in der Rhön: Während der Urlauber 2018/2019 im Durschnitt 4,2 Nächte in der Rhön blieb, zeigt das erste Halbjahr 2022 laut Rhön GmbH eine durchschnittliche Übernachtungsdauer von 6,0 Nächten auf. (Lesen Sie hier: Die besinnliche Zeit beginnt: Diese Weihnachts- und Adventsmärkte gibt es in der Region)
Nun betrachtet die Vermarktungsgesellschaft die gesamte Rhön, die Zahlen aus Bayern und Thüringen fließen mit ein. Wie sieht es in der hessischen Rhön rund um die Wasserkuppe aus? Manfred Helfrich, Bürgermeister von Poppenhausen, ist Sprecher der sechs Tourismus-Gemeinden Ehrenberg, Tann, Hilders, Poppenhausen, Gersfeld und Hofbieber, die in der Touristischen Arbeitsgemeinschaft „TAG Die Rhöner“ zusammengeschlossen sind.
Auch er kann den positiven Trend bestätigen: „Die Tourismuszahlen für 2022 sind wesentlich besser als 2021.“ Für Poppenhausen zum Beispiel verzeichne man bis Ende August 57.633 Übernachtungen. „Dazu kommen die zwei starken Monate September und Oktober 2022 mit circa 25 bis 30.000 Übernachtungen, sodass wir zum Ende 2022 im gewerblichen Bereich (ab zehn Betten) fast das Niveau von 2019 von circa 83.000 Übernachtungen erreichen. Dazu kommen noch die Übernachtungen der Privatzimmer bis neun Betten“, erklärt Helfrich.
Viele Anbieter von Unterkünften denken über Energieaufschläge nach.
„Die Rhöngemeinden verzeichnen insgesamt eine gute Tourismus-Intensität. Ich denke, vom Deutschland-Tourismus aus dem Jahr 2021 haben wir insgesamt profitiert. Mancher, der die Rhön kennengelernt hat, kommt wieder“, sagt er.
Auch sein Ehrenberger Amtskollege Peter Kirchner (parteiunabhängig) ist zufrieden: In Ehrenberg sei das erste Halbjahr 2022 sogar besser gelaufen als das erste Halbjahr des Vorkrisen-Jahres 2019. „Unser Eindruck ist, dass der positive Trend anhält. Die Nachfragen in unserer Tourist-Info und die Sichtbarkeit der Gäste im Ort bestärkt uns diesbezüglich.“ Die Betriebe seien gut ausgelastet.
Ronny Günkel (CWE) spricht für die Gemeinde Hilders von einem guten Zuwachs an Übernachtungsgästen. Von Januar bis August waren es dort insgesamt 32.529 Übernachtungen. Vom Vorkrisen-Zeitraum mit insgesamt 50.207 Übernachtungen ist man noch weit entfernt, doch seitdem hätten auch drei Betriebe geschlossen.
Doch auf dem insgesamt positiven Trend kann sich in der Rhön niemand ausruhen. Immerhin geht es für die Branche von einer in die nächste Krise: „Aktuell bereitet die Energiekrise vielen Vermietern Sorgen, gerade bei der Preisgestaltung für das kommende Jahr sind sich die Gastgeber unsicher und wollen flexibel bleiben, um die Preise gegebenenfalls im Jahresverlauf anzupassen“, berichtet Bürgermeister Günkel. „Einige wollen im Winter komplett schließen, das betrifft allerdings nur private Vermietungen.“
Auch in Ehrenberg wollen Anbieter von Unterkünften ihre Preise anpassen oder denken über Energieaufschläge nach, fügt Bürgermeister Kirchner hinzu. Der Poppenhausener Rathauschef Helfrich weiß von einem weiteren Problem zu berichten: Ihm bereiten die Gaststätten Sorgen. „Durch den Schwund an Mitarbeitern werden immer häufiger die Öffnungszeiten verkürzt. Ein Mittagstisch wird vielerorts nicht mehr angeboten, da läuft der Wanderer vor verschlossene Türen. Auch gibt es statt einem mittlerweile drei oder vier Ruhetage. Das kannte man so bisher nicht“, erläutert er.