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„Halbnachtbetrieb“: In zwei Gersfelder Stadtteilen geht ab 23 Uhr das Licht aus

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Von: Hartmut Zimmermann

Gaslaterne
In Schachen und Sandberg werden die Straßenlaternen bald zwischen 23 und 5 Uhr abgestellt. © Peter Zschunke/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Durch den Wechsel auf „Halbnachtbetrieb“ bei der Straßenbeleuchtung wollen die Gersfelder Stadtteile Sandberg und Schachen Strom sparen und etwas Gutes für die Umwelt tun. Zum 1. September sollte umgestellt werden. Doch noch hakt die Technik.

Schachen/Sandberg - Schachen und Sandberg haben sich entscheiden: Zwischen 23 Uhr in der Nacht und 5 Uhr morgens werden die Straßenlampen abgeschaltet. Eigentlich hätte die Umstellung am 1. September beginnen sollen.

Doch am angestrebten Start-Termin tat sich nichts: Schachens 29 Straßenlaternen leuchteten um 22.59 Uhr ebenso hell wie im Rest der Nacht. Organisatorische Probleme beim Versorger Rhön-Energie aus Fulda waren die Ursache. Der neue Abschalt-Termin steht noch nicht fest.

Rhön: Beleuchtung in Schachen und Sandberg auf „Halbnachtbetrieb“

Die Abschaltung dient sowohl dem Schutz der nächtlichen Dunkelheit als auch dem Einsparen von Strom. Artenvielfalt, Menschen, Klima – und städtischer Haushalt profitieren gleichermaßen. (Lesen Sie auch: Düsterer Winter droht: Weniger Lichter an Weihnachtsmärkten, kältere Räume und kein Eislaufen)

Dadurch wird der Stromverbrauch für die Straßenbeleuchtung in Schachen um rund 3690 Kilowattstunden (kWh) gesenkt. Das entspricht knapp dem durchschnittlichen Jahresverbrauch an Strom, der auf eine vierköpfige Familie entfällt. Entsprechend geringer fällt auch die Stromrechnung aus: Die Stadt Gersfeld muss (nach aktuell geltenden Strompreisen) dann 862 Euro pro Jahr weniger zahlen.

Doch das Umstellen auf die Nachtabschaltung bringt auch Kosten mit sich, denn in den Schaltstationen müssen Änderungen vorgenommen werden. Zudem, so will es die Straßenverkehrsordnung, müssen die Masten aller Leuchten, die nicht die ganze Nacht eingeschaltet sind, mit einer weiß-rot-weißen Banderole gekennzeichnet sein.

So können Autofahrer erkennen, dass sie im Fall der Fälle das Standlicht einschalten müssen, wenn sie dort nachts parken wollen. Rund 2100 Euro sind insgesamt fällig – daher wird es rund zweieinhalb Jahre dauern, bis sich diese Investition auszahlt.

Weil im Stadtteil Sandberg lediglich das Anbringen der Banderolen an den 16 Laternenmasten erledigt werden muss, reduzieren sich die Umstellungskosten. Bei einer Kostenersparnis von 524 Euro im Jahr und Ausgaben für die Umrüstung von 465 Euro macht sich die Investition schon in weniger als einem Jahr bezahlt.

„Wir haben im Ortsbeirat intensiv beraten und auch unsere Bürger daran beteiligt“, berichtet der Sandberger Ortsvorsteher Tobias Anders. Es habe auch Sicherheitsbedenken gegeben, ein Großteil habe aber nach intensiver Debatte für den „Halbnachtbetrieb“ gestimmt. Man habe aber auch die Zusage, dass die Entscheidung nicht unumkehrbar sei, betont Anders.

Die Initiative zu der Aktion geht auf einen Antrag der Stadtverordnetenfraktion des „Bündnis für Gersfeld“ (BfG) zurück. Diese hatte im Frühjahr beantragt, die Beleuchtungskonzepte in den Stadtteilen unter die Lupe zu nehmen. Das Ziel sei, so Fraktionsvorsitzende Dr. Tanja Weber, die Lichtverschmutzung zu verringern und den Insektenschutz zu fördern.

Video: Straßenbeleuchtung ausschalten - Nimmt dann die Kriminalität zu?

In der Debatte dazu hatte Bürgermeister Dr. Steffen Korell (CDU) über Gespräche mit der Rhön-Energie berichtet und auf die Zustimmung aus Sandberg und Schachen hingewiesen. Andere Stadtteile wie Hettenhausen und Rodenbach hätten sich gewünscht, keine Veränderungen vorzunehmen.

In den anderen Stadtteilen sind die Entscheidungen zu dem Thema noch nicht gefallen. Je nach Schaltung könnten auch einzelne Leuchten von der Abschaltung ausgenommen werden. Für eventuelle Umrüst-Maßnahmen seien 15.000 Euro im Haushalt bereitgestellt. (Lesen Sie auch: Eindeutiger Bürgerentscheid: In Melperts gehen nachts die Straßenlaternen aus)

Gersfeld: Stadtteile schalten Straßenbeleuchtung von 23 bis 5 Uhr ab

Das größte Einsparpotenzial biete aufgrund ihrer Größe die Gersfelder Kernstadt. Hier könnten beim Wechsel auf den „Halbnachtbetrieb“ mit einer Ausschaltung ab 23 Uhr jährlich 56.300 kWh elektrische Energie –das entspricht aktuell 14 940 Euro – eingespart werden. Allerdings betrügen die zu erwartenden Umrüstkosten 18.400 Euro.

Der Wunsch der BfG-Fraktion, dass die mit dem Lichtverzicht eingesparten Kosten in die Ortsbeiratkasse fließen sollten, sei nicht so einfach umzusetzen, erläuterte Korell: Weil die Stromkosten von der Stadt insgesamt bezahlt würden, könne das Geld nicht einfach weitergereicht werden. „Wenn das gewünscht ist, dann muss im Zuge der Haushaltsberatungen ein Beschluss gefasst werden, um das Geld in den Ortsteil zu bringen.“

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