Jenrich stellt fest, dass es nicht einfach sei, Konsequenzen zu ziehen und Lösungen zu präsentieren. Dazu sei der Wald, vor allem die Bodenbeschaffenheit, viel zu unterschiedlich in den Regionen. Er macht dies am Beispiel Rhön-Grabfeld deutlich: Dort falle extrem wenig Niederschlag. Häufig gebe es dort sogenannte Lößböden, die wenig Wasser durchließen. Das sei für die flach wurzelnde Fichte gut, aber darunter litten tiefer wurzelnde Bäume wie die Eiche.
Etwas anders sehe es in der hessischen Rhön im Landkreis Fulda aus. Dort habe es im Vergleich zum Grabfeld mehr geregnet. Es gebe dort Vulkankuppen, flachgründige Basaltböden, Muschelkalk und Bundsandsteinflächen. „Die Bäume müssen mit den unterschiedlichsten Bodenformationen und deren sehr unterschiedlicher Bodenwasserkapazität auskommen. Je nach Standortbedingungen gelingt es den Baumarten mal besser oder schlechter“, erklärt er.
„Jeder Bodentyp und jeder Waldbestand bedarf einer auf den jeweiligen Standort abgestimmten Strategie bei der Sicherung und zukünftigen Gestaltung“, ist der Gersfelder überzeugt.
„Es erscheint vernünftig, zunächst die bisher hier wachsenden Baumarten aus wärmeren beziehungsweise trockeneren, meist mehr südlich gelegenen Herkünften innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets mit besser geeigneten genetischen Zusammensetzungen zu verwenden. Sie sind an die geänderten Umweltbedingungen bereits besser angepasst und haben bei einer Verschärfung der Bedingungen womöglich eine größere Anpassungsfähigkeit“, führt der Biologe aus. (Lesen Sie hier: Klimaschutz im Klinikum Fulda: „Ein neuer Baum für jedes Baby“)
Danach sollten die Waldbestände mit bisher vielleicht noch selten vorkommenden, heimischen Baumarten ergänzt werden. Dazu können je nach Standort Feldahorn, Speierling, Wildbirne, Edelkastanie oder Birke gehören.
„Baumarten wie Vogelkirsche, Feldahorn, Zerreiche, Edelkastanie und Hopfenbuche könnten in wenigen Jahren bei uns eine wichtige Rolle in den Beständen spielen“, sagt Jenrich. Dazu müssten sie allerdings bereits heute in die Wälder integriert werden, um sie frühzeitig am Bestandsaufbau zu beteiligen.
„Bei einem noch schnelleren Temperaturanstieg blieben dann noch bisher bei uns kaum kultivierte Baumarten wie etwa Robinie, Manna-Esche, Flaum- oder Steineiche übrig, mit denen wir unsere Wälder gestalten können. Eine solche Baumartenzusammensetzung erfordert eine andere waldbauliche Behandlung als die der heutigen Waldbestände“, erklärt der Gersfelder. Ziel sei es, die Wälder insgesamt in ihrem Bestand zu sichern, ihren naturschutzfachlichen Wert und gleichzeitig ihre Wirtschaftlichkeit zu erhalten.