Paradebeispiel für Artenvielfalt
Biosphärenreservat Rhön feiert 30-jähriges Bestehen: Warum Experten aus aller Welt das Schutzgebiet besuchen
- vonWalter Kreuzerschließen
Die Biosphärenreservate in Deutschland stehen für die Vielfalt von Lebensräumen, von Fauna und Flora. Das Paradebeispiel dafür ist die Rhön, wo sich das Schutzgebiet seit der Wiedervereinigung beiderseits der ehemaligen Grenze entwickelt.
Hilders - Das Biosphärenreservat Rhön sucht seinesgleichen. Das liegt – abgesehen von seiner Lage in gleich drei Bundesländern – an seiner Gründungsgeschichte. Diese beginnt kurz vor Auflösung der real existierenden DDR. Deren Ministerrat stellt in seiner letzten Sitzung am 12. September 1990 gleich 14 große Naturlandschaften unter Schutz.
Unter den fünf neuen Nationalparks sind die Sächsische Schweiz und die Müritz-Region, zu den sechs Biosphärenreservaten zählt die Thüringische Rhön. Wenige Monate nach der Wiedervereinigung stellen Thüringen, Bayern und Hessen getrennte Anträge, ein solches Schutzgebiet in der Rhön auszuweisen. Der damalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer fasst diese zusammen und am 6. März 1991 wird „die Drei-Länder-Rhön von der Unesco zum Biosphärenreservat geadelt“, wie es der Leiter der hessischen Verwaltungsstelle, Torsten Raab, formuliert. (Lesen Sie hier: Vor 30 Jahren: Die Anfänge des Biosphärenreservats Rhön)
Biosphärenreservat Rhön feiert dieses Jahr 30-jähriges Bestehen
Lesen Sie hier: Film gibt Einblick in Arbeit der Hessischen Ranger im Biosphärenreservat Rhön.
Die zunächst in der Bevölkerung vorhandenen Zweifel, Bedenken und Zurückhaltung sind längst einer breiten Zustimmung gewichen. „Man wusste nicht, welche Folgen die Ausweisung mit sich bringt. Zusätzlich hat der falsch übersetzte Begriff Reservat Ängste geschürt. Die Auswirkungen auf die Natur und das Leben in der Rhön werden aber heute positiv bewertet, wie zwei große Meinungsumfragen ergeben haben“, verrät Raab.
„Die Rhön ist weltweit das bekannteste Unesco-Biosphärenreservat in Deutschland. Viele Experten aus aller Welt besuchen die Rhön als Beispiel für eine gelungene nachhaltige Entwicklung“, lobt auch die Deutsche Unesco-Kommission auf ihrer Internetseite und verweist darauf, dass die Region „Heimat für zahllose Tier- und Pflanzenarten, darunter viele gefährdete Arten, bietet. Auch kulturell bietet die Rhön wertvolle Schätze und Zeugnisse der wechselvollen Geschichte.“
Das „Land der offenen Fernen“ ist alles andere als eintönig: Ist die hessische Rhön laut Unesco-Kommission „parkartig gegliedert und zeichnet sich durch Dutzende markante Kegelberge aus“, gibt es auf der thüringischen Seite „einzigartige, großflächig vernetzte Kalkmagerrasen und eine von Großbetrieben geprägte Landwirtschaft. Im bayerischen Teil finden sich offene, siedlungsfreie Matten und ausgedehnte Heckengebiete.“
Unesco-Kommission: Die Rhön ist ein Beispiel für gelungene nachhaltige Entwicklung
Als weitere Schwerpunkte einer „engen länderübergreifenden Zusammenarbeit“ nennt Raab Bildung und Kommunikation sowie Forschung und Monitoring. Als Beispiel führt er das „große Rotmilanprojekt zusammen mit den Landkreisen und Ehrenamtlichen“ an. Um Beratungsangebote für Landwirte, Pflegekonzepte für das Berggrünland oder den Schutz von bodenbrütenden Vogelarten geht es in einem EU-Life-Projekt. Auch an den Rhönschaf-Genießerwochen oder den Sternenpark-Wochen ist das Biosphärenreservat beteiligt.
In der bayerischen Rhön wurde erst vor wenigen Jahren über die Gründung eines Nationalparks diskutiert. Das Thema ist vom Tisch – wohl auch, weil die Region durch das Biosphärenreservat bereits weiträumig unter besonderem Schutz steht. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen diesen Kategorien, wie Torsten Raab erläutert: „In Nationalparks wird die Natur sich selbst überlassen, auf dem überwiegenden Flächenanteil darf der Mensch nicht eingreifen. Diese ursprüngliche Natur ist vergleichbar mit unseren Kernzonen. Diese machen aber nur drei Prozent der Fläche aus. Ein Großteil des Gebiets machen Pflege- und Entwicklungszonen aus. Es geht um den Einklang von Mensch und Natur und eine nachhaltige Entwicklung von Naturschutz und Wirtschaft.“
Biosphärenreservat Rhön: Torsten Raab schildert Bedeutung
Torsten Raab (51) leitet die hessische Verwaltungsstelle des Unesco-Biosphärenreservats Rhön. In einem kurzen Interview schildert er die Bedeutung des Unesco-Zertifikats.