Ein Blick auf die reale Welt vor Ort zeigt nämlich, dass schon kleinste Störungen massive Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt haben können. Bodenbrütende Vogelarten zum Beispiel kehren nicht mehr zur Brut zurück, wenn sie einmal durch Menschen gestört werden. Für Winterschlaf haltende Tiere können Störungen sogar tödlich enden, weil das Hochfahren der Körperfunktionen Energie kostet und sie in der kalten Jahreszeit dann nicht genügend Nahrung finden.
Das Problem kann auch im Winter auftauchen: „Da das Rhöner Winterparadies viele Schneefans anlockt, die zum Schneeschuhwandern oder zum Langlaufen kommen, ist eine effiziente Besucherlenkung also auch im Winter unverzichtbar“, erklärt eine Sprecherin des Biosphärenreservates Rhön.
Um Verstößen möglichst von vornherein einen Riegel vorzuschieben, muss Nietsch schon früh eingreifen: Da viele Plattformen ihre Daten aus Open Street Map, einer Art offenen Weltkarte, beziehen, speist Nietsch neben den Grenzen der Schutzgebiete in der Rhön auch die jeweils geltenden Wegeberechtigungen ein. Die Daten müssen möglichst aktuell sein, damit es gar nicht erst zu unerwünschten Tourenvorschlägen kommt - angesichts des Netzes aus Hunderten Wegen in der Rhön eine Mammutaufgabe.
Auch der Umweltverband Nabu kennt die Probleme mit fragwürdigen Tourentipps im Netz und Outdoor-Fans auf Abwegen. „Der Freizeitdruck auf Schutzgebiete ist besonders in den Ballungsräumen und bei beliebten Ausflugszielen ein Problem“, erklärt Berthold Langenhorst vom Nabu Hessen.
Zwar hielten sich die meisten Menschen an die Schutzregeln und seien achtsam unterwegs - doch ab und zu weichen Wanderer in der Hohen Rhön und im Vogelsberg von den Wegen ab und laufen direkt über Bergwiesen, die ein wichtiger Lebensraum für gefährdete Wiesenbrüter seien. Probleme mit illegalen Downhill-Routen von Mountainbikern gebe es beispielsweise auch rund um den Feldberg im Hohen Taunus, und auch im Naturschutzgebiet Schwanheimer Düne nahe Frankfurt missachten manche Besucher Hinweisschilder und vorgeschriebene Wege.
Verantwortungsbewussten Internet-Nutzern, die regelwidrige Routenvorschläge finden, rät Langenhorst, selbst tätig zu werden und nicht auf Digitalranger wie Nietsch zu warten: „Sie sollten das den jeweiligen Anbietern melden und auf Änderung der Wanderer-, Geocache- und Mountainbike-Routen dringen.“