„Die Enzianhütte war mein Zuhause“: Abschied von Kult-Wirt Georg Koch

Servus. Tschüss. Ciao. Nun geht er wirklich. Am Donnerstag (29. Dezember) war sein letzter Tag: Georg Koch verlässt „seine“ Enzianhütte. Bereits vor dem Abschied flossen reichlich Bier, Schnaps und Tränen.
Dietges - „Geil. Einfach geil“, so beschreibt Georg Koch, besser bekannt als Schorsch, seine letzten Wochen und Monate als Pächter der Enzianhütte. „Was wir an Wertschätzung erfahren, ist der Wahnsinn. Die Hütte ist jeden Tag brechend voll, weil jeder sich verabschieden will. Eine Gruppe hat mir sogar ein Gedicht vorgetragen. Und viele sind hier heulend rausgegangen. Einfach irre!“
Rhön: Abschied von Enzianhütten-Wirt Georg „Schorsch“ Koch
Ob bei ihm schon Tränen geflossen sind? Noch nicht, sagt er zu Beginn der Woche, aber vielleicht am Donnerstag. Dann ist sein allerletzter Tag. „Es ist schon schwer, nach 34 Jahren Tschüss zu sagen“, gesteht der Kult-Wirt, der die Enzianhütte mit so viel Herzblut, Leidenschaft und mit seiner unverkennbaren Art geführt und das Ausflugslokal im Kreis Fulda groß gemacht hat.
„Die Hütte war unser Zuhause“, erklärt er, der eigentlich in Poppenhausen daheim ist. „Meine Söhne sind hier großgeworden. Sie hatten hier am Weiherberg den größten Spielplatz.“ Die Söhne Fabian (33) und Tobias (29) wohnen mittlerweile in Würzburg, Fabian hatte fünf Jahre lang auf der Enzianhütte als Koch mitgearbeitet. Auch die Mitarbeiter Stefan und Bernd waren fester Bestandteil der „Enzianhütten-Familie“, Bernd geht nach 33 Jahren mit Schorsch in Ruhestand und auch Stefan wird nach 14 Jahren nicht mehr in der Enzianhütte arbeiten.
Das Pächterehepaar Koch hatte vor zweieinhalb Jahren angekündigt, dass bald Schluss ist. „Wie alt soll ich denn noch werden?“, fragt Georg Koch diejenigen, die ihn seither zum Weitermachen überreden wollen. Seine Stammgäste hängen an ihm.
Direkt, schlagfertig, herzlich, gesellig, so lieben ihn seine Gäste. Neben Klosterbier und Haxe, neben dem sagenhaften Ausblick von der Terrasse, neben dem rustikalen Flair des Gastraums war er es, für den viele „auf die Hütte“ kamen. Schorsch hat dort seine Rolle als Entertainer gefunden, Anekdoten erzählt, die selten politisch korrekt, meistens anzüglich waren, aber immer für eine ausgelassene Stimmung und für schallendes Gelächter am Tisch sorgten. Mit Schwung stieß man die Bierkrüge aneinander, kippte einen Schnaps hinterher, den der Wirt ausgegeben hatte, und genoss den Hüttenabend auf 785 Höhenmetern. Es war wie Urlaub, wie eine Pause vom Alltag für viele.
Nun werden ab Januar drei junge Gastronomen aus der Region die Enzianhütte, die dem Deutschen Alpenverein, Sektion Fulda, gehört, übernehmen: Patrick Bohl, Maximilian Harth und René Stolz. Wird sich Schorsch mal in der Hütte blicken lassen? „Nein, nein. Ich halte mich erstmal raus, das bringt ja nichts, wenn ich als Klugscheißer da rumstehe“, betont der 64-Jährige. Aber wie geht es für ihn weiter? „Ich bin dann Rentner. Erstmal mach’ ich gar nichts. Aber irgendwann werde ich mir schon eine Kleinigkeit suchen, ich kann doch nicht nur am Sofa liegen, da werde ich ja bekloppt!“
Und was war für ihn das Schönste in 34 Jahren? Darauf weiß er keine Antwort. „Da gibt es zu viel. Es waren 34 Jahre voller Freude und Spaß. Ich könnte mehrere Bücher vollschreiben!“ Über Schulkinder, die ihre Gruppe verloren haben, über Paare, die sich kennen und lieben lernten, über ausgelassene Junggesellenabschiede, Hochzeiten, runde Geburtstage, Vereinsabende und Firmenfeiern. „Es ist irre, was wir hier oben alles getrieben haben“, sagt der Wirt und lacht. „Jetzt wird nur noch Abschied gefeiert.“