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Bio-Heumilch aus Rhön, Fulda und Vogelsberg: Bauern wollen eigene Molkerei gründen

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Von: Hartmut Zimmermann

Auf dem Hof der Heumilch-Bauern Oswald und Joseph Henkel in Mahlerts zogen die Beteiligten des „Rhön-Vogelsberg-Bio-Heumilch“-Projekts Bilanz.
Auf der Galerie der mehr als 50 Meter langen Heuhalle versammelten sich die Projektmitglieder mit Landrat Bernd Woide. © Hartmut Zimmermann

„Rhön-Vogelsberg-Bio-Heumilch“ – so heißt das Projekt, in dem die Landkreise Rhön-Grabfeld, Fulda und der Vogelsbergkreis Heumilchbauern zusammengebracht haben. Das Projekt endet jetzt – und geht weiter: Die Beteiligten streben die Gründung einer regionalen Molkerei an.

Hofbieber - Mit dem laufenden Monat endet die Förderung des Projekts, die in den Händen der Ökomodellregion-Stellen der Landkreise lag. Auf dem Hof der Heumilch-Bauern Oswald und Joseph Henkel in Mahlerts zogen die Beteiligten Bilanz – und stellten die Weichen für die Zukunft.

Rhön: Heumilch-Projekt aus Rhön und Vogelsberg plant eigene Molkerei

„Es ist für die Landwirtschaft der Region gut, das Augenmerk auf Qualität, anstatt auf Quantität zu richten und den Blick auf Produkte zu lenken, die nicht alle haben.“ Landrat Bernd Woide (CDU) aus Fulda ließ keinen Zweifel daran, dass er den Weg der beteiligten Betriebe unterstützt.

Er ermutigte die Landwirte, sich von aktuellen Schwierigkeiten nicht einschüchtern zu lassen, sondern weiterzumachen. (Lesen Sie auch: „Staubtrocken bis in 1,50 Meter Tiefe“: Landwirte der Region Fulda in Sorge - Ernteerträge sinken)

Im Namen der Projektteilnehmer hatte Oswald Henkel dem Landkreis für die Unterstützung gedankt, die im Winter 2018 mit der Gründung des Arbeitskreises Rhöner Bio-Heumilch gestartet war. Insgesamt sieben Betriebe aus den drei Landkreisen sind dort aktiv, drei von ihnen füttern ihr Milchvieh bereits jetzt nur mit Gras und Heu und verzichten auf Silofutter. Am Hof Henkel besichtigte die Gruppe die 52 Meter lange Heutrockungshalle, die im vergangenen Jahr in Betrieb genommen worden war.

Ein wichtiges Ergebnis der Projektarbeit ist eine Analyse des Markts und der möglichen Nachfrage nach Heumilch und Heumilch-Produkten. Diese seien bei den Bio-Läden ebenso vorhanden wie bei den entsprechenden Supermarktketten, erläuterte Projektkoordinator Philipp Hedtrich.

Allerdings hätten die Kontakte mit den in Frage kommenden Molkereien klar gemacht, dass eine Zusammenarbeit für ein regionales Heumilch-Projekt nicht zustande kommen würden. Die als potenzieller Partner mögliche Upländer Bauern-Molkerei – sie hat ihren Standort im nordhessischen Willingen – sei aufgrund der langen Wege wirtschaftlich nicht mehr interessant.

Video: Bauern beklagen unterdurchschnittliche Ernte und warnen vor neuen Belastungen

Dr. Hubert Beier, der bei dem Treffen den Verein Natur- und Lebensraum Rhön vertrat, fasste die Resultate der Beratung zusammen: Die Nachfrage nach Bio-Heumilch sei vorhanden, die Umstellung auf eine entsprechende Wirtschaftsweise sei möglich – das zeige das Beispiel der Familie Henkel. Weil eine Kooperation mit den regionalen Molkereien möglich sei, bleibe nur die Option, eine kleine Molkerei in Eigenregie aufzubauen.

Für das Heumilch-Projekt hatte Berater Hubert Redelberger mehrere Varianten durchgerechnet. Nach deren Betrachtung kamen die Beteiligten zu dem Schluss, dass das Ziel eine Molkerei für die Produktion von Käse, Joghurt und Frischkäse das nächste Ziel sein solle. Die soll ihren Standort im Biosphärenreservat in einem der drei beteiligten Landkreise haben. (Lesen Sie auch: Neues Produkt aus dem Biosphärenreservat: Diese Merkmale zeichnen den Rhöner Schinken aus)

Heumilchbauern aus Rhön, Fulda und Vogelsberg gründen Verein

Über Einzelheiten der Wirtschaftsform, aber auch der Finanzierung des Millionenprojekts werden die Heumilch-Spezialisten in den kommenden Monaten beraten – und zwar in einem Verein, den sie am Montag (5. September) zu gründen beschlossen und der die Arbeit des bisherigen Heumilch-Projekts fortführen soll.

Der neue Zusammenschluss will auch weitere Landwirte in der Region für die Umstellung auf Heumilch gewinnen. „Wenn wir jetzt nicht weitermachen würden, dann wären ja die ganzen Bemühungen der letzten Zeit für nichts gewesen“, formulierte einer der Anwesenden.

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