Im Ehrenberger Rathaus entschied man sich gegen die Luftkurort-Werbung. Bürgermeister Peter Kirchner (parteiunabhängig) meldete Zweifel an, dass das Prädikat für eine zeitgemäße touristische Vermarktung noch von Bedeutung sei. Das dafür aufzuwendende Geld – alle zehn Jahre bis zu 10.000 Euro für die Prädikatisierung sowie knapp 2000 Euro für die zwischenzeitlichen Luftuntersuchungen – seien besser in anderen Bereichen der Tourismusförderung angelegt.
Alle Fraktionen der Gemeindevertretung teilten die Einschätzung Kirchners grundsätzlich. Thorsten Büttner (BLE) pflichtete dem Bürgermeister bei: Das Prädikat Luftkurort sei „heute marketingtechnisch nicht mehr wirklich relevant“, sagte der Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses. (Lesen Sie hier: Engagement, das sich auszahlt: Dietershausen erneuert Prädikat „Erholungsort“ zum zweiten Mal)
Bei der Abstimmung sprachen sich alle Mitglieder der Vertretung dafür aus, jetzt auf die anstehende Luftmessung und damit langfristig auf die Qualifizierung Wüstensachsens als Luftkurort zu verzichten. Das heißt auch, dass die entsprechenden Hinweise in der nächsten Zeit aus den Werbematerialien und dem Internetauftritt der Gemeinde entfernt werden müssen.
Mit diesem Schritt liegt Ehrenberg durchaus im Trend: Die Zahl der ausgewiesenen Luftkurorte in Hessen ist seit 2002 um mehr als die Hälfte auf nun 37 geschrumpft. In der Region hatte Poppenhausen kürzlich sein Prädikat erneuert. Als weitere Luftkurorte im Kreis verbleiben aktuell außerdem Hilders, Hofbieber, Obernhausen und Tann.
Kirchner hatte berichtet, dass auch seitens der Quartiergeber kein besonderes Interesse an einer Verlängerung des Prädikats bestanden habe. „Wir haben bei der Jahreshauptversammlung des Vereins ‚Ehrenberg aktiv‘ die Vermieter um ihre Einschätzung gebeten. Von den rund 20 vertretenen Betrieben hat sich nur einer für eine Beibehaltung des Zertifikats stark gemacht.“
Insgesamt werde signalisiert, dass heute andere Entscheidungsgrundlagen für die Wahl des Urlaubsorts wirksam seien. Weil immer mehr Gäste sich über das Internet informierten, wolle man die Ehrenberg-Werbung nicht zuletzt in den „Sozialen Medien“ verstärken. „Mit dem Luftkurort locken wir heute wohl niemanden mehr hinter dem Ofen hervor“, sagte der Bürgermeister.
Kirchner brachte eine andere Qualifizierungsmöglichkeit ins Spiel: Man prüfe, die gesamte Gemeinde Ehrenberg zum Tourismusort zu machen. Voraussetzungen für dieses Prädikat sind eine gewisse Anzahl touristischer Übernachtungen sowie beispielsweise eine „landschaftlich bevorzugte Lage“ oder ein besonderes Rad- oder Wanderwegenetz.
Das sei mit geringen Kosten verbunden, öffne aber durchaus den Weg zu interessanten Fördermöglichkeiten. Damit könne auch das Erheben einer „Tourismusabgabe“ verbunden werden, erläuterte Kirchner. Derzeit erhebt die Gemeinde eine sogenannte Bettensteuer von einem Euro pro Übernachtung.