Für den Laien sind die etwa fünf Quadratzentimeter große braunen Tierchen an der Decke kaum zu erkennen, geschweige denn zu bestimmen. „Da ist noch eine“, sage ich. „Nein, dass ist ein Stück Eisen“, korrigiert Zaenker. Doch dann liege ich richtig. „Und das hier?“ Ich leuchte in Richtung Decke. „Ja, das ist ist eine Breitflügelfledermaus“, sagt Harald Auth. An den breiten Flügeln leicht zu erkennen.
Als typischer Waldbewohner ist die Mopsfledermaus ein sehr guter Indikator für den Zustand unserer Wälder. Sie braucht viel Alt- und Totholz, um in den Sommermonaten geeignete Quartiere für sich und ihren Nachwuchs zu finden. Nur wo solche Strukturen vorhanden sind, kann man die Art auch in den Winterquartieren finden. In weiten Teilen Hessens gibt es keine Mopsfledermäuse mehr. Umso erfreulicher sind die 29 Tiere im Tunnel. 2020 waren nur 18 gezählt worden. 2002 bei der ersten Zählung waren es nur eine Handvoll.
Deutlich schwerer ist es da schon die Fransenfledermaus zu bestimmen. Da muss ein Fernglas als Hilfsmittel eingesetzt werden. Dann erst sind sich die beiden Experten Zaenker und Auth sicher. Die Fledermäuse klemmen sich in den Ritzen der Wände fest, sie haken sich mit ihren Sehnen ein, damit sie nicht herabfallen, erläutert Zaenker.
„Es sind ganz besondere Tiere“, erklärt Auth sein Interesse. Zur Jagd und um sich in der Dunkelheit zurecht zu finden, haben Fledermäuse ein Echo-Ortungssystem. Sie stoßen Ultraschallwellen aus, die von Objekten als Reflexionen zurückgeworfen werden. Doch jetzt schlafen sie.
Zaenker geht voran und leuchtet den Tunnel aus. „Hier hast Du eine verpasst“, ruft Joachim Walter. Tatsächlich ist an der Decke in einem kleine Spalt ist ein Braunes Langohr. Bei der Zählung im dunklen Tunnel, durch den lediglich die Strahlen der Taschenlampen huschen, werden natürlich auch einige Exemplare übersehen. (Lesen Sie auch: Teufelshöhle bleibt für Besucher offen: Behörden einigen sich auf Konzept)
Nach rund zweieinhalb Stunden sind wir am Ende des Tunnels angekommen. Doch hier sollte eine große Überraschung warten. „Das gibt es doch gar nicht“, sagt Zaenker. In einer Nische des Tunnels kriechen einige Feuersalamander umher. Sie leben in Höhlen und sind aktuell stark gefährdet. Denn sie leiden unter einem Hautpilz, der die Bestände bedroht. Umso erfreulicher sind die insgesamt sieben Tiere, die hier leben.
Zusammen mit dem Rekordergebnis der gezählten 29 Mopsfledermäuse ist dies der Höhepunkt der Zählung. Insgesamt wurden 56 Fledermäuse gezählt werden. Das sind fünf weniger als vergangenes Jahr. Aber da sich der Bestand in etwa gehalten habe, könne man zufrieden sein, urteilen Auth und Zaenker. Dann geht es weiter zur nächsten Zählung, in eine ehemaligen Brauereikeller in Poppenhausen.